Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen?
Nils Biehle: Ich habe unter anderem die Fach- und Rechtsaufsicht über die Steuerfahndung. Kurz gesagt gibt mein Referat die Regeln vor, damit die Steuerfahnder und Steuerfahnderinnen ihre Arbeit tun können. Es geht zum Beispiel um Fragen des Steuerstrafrechts. Oder wenn sich, wie jetzt, das Recht auf Vermögensabschöpfung ändert, müssen wir darauf reagieren.
Wie wird man denn Steuerfahnder?
Es ist eine vielseitige und spannende Ausbildung. Wer Steuerfahnder oder Steuerfahnderin werden möchte, muss zunächst einmal die Ausbildung zum Finanzbeamten oder zur Finanzbeamtin durchlaufen und im besten Fall noch Außendiensterfahrung in der Betriebsprüfung sammeln. Danach kann man sich für die Steuerfahndung bewerben und muss dann das Steuerstrafrecht und das Strafprozessrecht in Theorie und Praxis erlernen. Die Steuerfahndung muss man sich wie eine Polizeibehörde vorstellen, die sich im Wesentlichen um die Steuerhinterziehung kümmert.
Gab es in letzter Zeit spektakuläre Fälle in Bremen?
Ich darf nicht ins Detail gehen, das verbietet das Steuergeheimnis. Aber es gibt immer wieder große Fälle, die sich im Bereich der organisierten Kriminalität oder im Rotlicht-Milieu bewegen. Da arbeitet die Steuerfahndung eng mit der Polizei zusammen, weil es da neben Steuerhinterziehung oft noch um ganz andere Straftaten wie zum Beispiel Menschenhandel geht. Wir achten sehr auf unsere Leute, bis hin zu schusssicheren Westen. Steuerhinterziehung ist eben nicht mehr nur sogenanntes White-Collar-Crime, wie es das früher vielleicht einmal war. Die Steuerfahndung Bremen ist dabei ein schlagkräftiges Team.
Wie steht es um die Steuerehrlichkeit in Bremen?
Die Steuerfahndung des Landes Bremen hat 2019 Steuerhinterziehungen im Umfang von 17 Millionen Euro aufgedeckt. Dazu kommt natürlich noch eine Dunkelziffer noch nicht erwischter Straftäter. Im letzten Jahr wurden mehr als elf Millionen Euro an Vermögen gesichert, weitestgehend aus acht sehr großen Fällen. Die Steuerfahndung geht aber selbstverständlich jedem Hinweis auf Steuerhinterziehung nach.
Verändert sich Steuerfahndung durch die Digitalisierung?
Ja, sie wird viel schwieriger. Die Zeiten, in denen man die schwarze Buchführung auf irgendeinem Block findet, sind vorbei. Heute müssen manchmal ganze Serveranlagen kopiert und ausgewertet werden. Dafür brauchen wir sehr viel IT-Spezialkenntnisse.
Die Fragen stellte Nina Willborn.
Nils Biehle (44)
leitet seit fünf Jahren das Referat 13, in dem neben anderen auch die Fachgebiete Steuerstrafrecht und -fahndung angesiedelt sind. Zuvor war der Jurist Chef der Steuerfahndung.