Die Schüsse auf Kater Georgy, der im Sommer zum zweiten Mal von einer Kleinkaliberkugel schwer verletzt wurde, wird zum Fall fürs Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt Anklage gegen einen Mann aus Burglesum erhoben. Polizeibeamte hatten seine Wohnung durchsucht und eine Waffe beschlagnahmt. Sie ist inzwischen mit dem Projektil verglichen worden, das Ärzte bei einer Notoperation aus dem Kopf des Katers entfernten. Nach Angaben der Ballistiker passen Waffe und Geschoss zusammen.
Die Staatsanwaltschaft erhebt in ihrer Anklage mehrere Vorwürfe. Laut Frank Passade soll der Burglesumer nicht nur gegen das Tierschutz-, sondern auch gegen das Waffengesetz verstoßen haben. Und weil nach den Worten des Sprechers der Staatsanwaltschaft Tiere vor Gericht als Sache gelten, kommt noch Sachbeschädigung hinzu. Passade: „Die Anklage ist somit in drei Punkte unterteilt.“ In dieser Woche wurde sie dem mutmaßlichen Schützen vom Amtsgericht Blumenthal zugestellt.
Den schwersten Verstoß sieht Passade darin, dass Beamte in der Wohnung des Burglesumers eine Waffe sicherstellten, die der Mann nicht haben durfte. Vor drei Jahren war er Polizisten aufgefallen, weil er an einer roten Ampel erst einen Autofahrer beschimpft, dann mit einer Kleinkaliberwaffe bedroht hatte. Passade zufolge ist der Burglesumer dafür verurteilt und ihm der Besitz der Waffe untersagt worden. Ein Verstoß gegen das Waffengesetz kann mit einer Geld-, aber auch einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.

Ein Foto von Kater Georgy vor dem Anschlag.
Damals war Kater Georgy zum ersten Mal ins Gesicht geschossen worden. Nach Angaben von Passade ist auch dieser Fall Gegenstand der Anklage. Wie im vergangenen Sommer musste das Tier seinerzeit notoperiert werden. Für die medizinischen Eingriffe und die Nachbehandlungen zahlte Sigrid Hiltmann nach eigener Rechnung rund 6000 Euro. Jetzt überlegt die Halterin, sich das Geld per Zivilklage von dem mutmaßlichen Schützen zurückzuholen, wenn die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen ihn erfolgreich ist.
Hiltmann hat noch mehr Geld ausgegeben. Sie lässt das Tier mittlerweile nur noch mit einem GPS-Sender vor die Haustür. Die Burglesumerin sagt, dass die Technik ihren Kater nicht davor bewahren kann, ein drittes Mal angeschossen zu werden. Aber dass es sie beruhigt, jederzeit zu wissen, wo er gerade unterwegs ist oder unterwegs war. Auf ihrem Smartphone verfolgt sie seine Rundgänge: „Ich bin schon froh, wenn er eine andere Richtung einschlägt, die möglichst weit weg vom dem Ort ist, wo ich ihn im Sommer blutend gefunden habe.“
So lange wie früher ist Georgy seit seiner zweiten Schussverletzung nicht mehr draußen. Statt Stunden, sagt Sigrid Hiltmann, ist der Kater jetzt nur noch für fünf oder zehn Minuten im Freien unterwegs – „höchstens“. Die Angriffe, meint sie, haben ihn scheuer und ängstlicher gemacht.