Wer den sogenannten Statusbericht zum Kindergartenjahr 2018/19 liest, könnte an einen Durchbruch denken: Bei Kita- und Hort-Angeboten war das Platzangebot am 1. Oktober 2018 noch lange nicht ausgeschöpft. Das geht aus Zahlen hervor, die Träger von Tageseinrichtungen der Bildungsbehörde zur Auswertung vorgelegt haben und die an diesem Mittwoch Thema in der Bildungsdeputation sind. Allerdings sind diese Zahlen nicht repräsentativ. In ganz Bremen mangelt es auch weiterhin an Kita-Plätzen.
Die volle Auslastung von Kitas und anderen Betreuungsangeboten, so steht es in dem Bericht, war am 1. Oktober nicht erreicht: Für Kinder bis zu drei Jahren waren noch 124 Betreuungsplätze frei, für Kinder zwischen drei und sechs Jahren sogar noch 134 Plätze. Auch Horte und andere Nachmittagsbetreuungsangebote waren demnach nicht ausgelastet, 42 Plätze standen dort zum Stichtag noch zur Verfügung. Ist also der Mangel an Kita-Plätzen und Betreuungsangeboten inzwischen behoben?
„Es hat sich ein bisschen entspannt, jeden Monat kommen neue Plätze dazu“, sagt Annette Kemp, Sprecherin der Bildungsbehörde. Trotzdem habe es bisher noch keine gravierende Verbesserung der Situation gegeben. Außerdem betont Kemp, dass die vorgelegten Zahlen eine Momentaufnahme seien: Üblicherweise gebe es nach dem 1. Oktober immer noch weitere Kita- und Hort-Anmeldungen. Somit sei unklar, ob die Zahlen knapp zwei Monate später noch aktuell sind. Außerdem sei der Blick auf die einzelnen Stadtteile wichtig: Eltern suchten in der Nähe ihres Wohnviertels nach einem Kita-Platz und nicht in der ganzen Stadt.
Das schlägt sich entsprechend in dem Behördenbericht nieder: Während in Findorff oder der Östlichen Vorstadt am 1. Oktober nur noch insgesamt zwei Plätze für Kinder bis drei Jahre frei waren, gab es in der Neustadt beispielsweise noch 17 freie Betreuungsplätze. Ähnlich sah es bei der Kita-Betreuung für Kinder zwischen drei und sechs Jahren aus: Waren in Burglesum noch zwölf Plätze frei, waren in Findorffer Kitas alle Plätze belegt, heißt es in dem Bericht.
500 Familien auf der Warteliste
Genau da, sagt Petra Katzorke von der Zentralelternvertretung (ZEV), liege das Problem. Während freie Plätze oder Vollbelegungen in der Liste dargestellt werden, suche man die Länge der Wartelisten dort vergeblich. Zumal eine Gesamtüberblick über Bremen kaum den Sachstand zeige: „Freie Plätze in anderen Stadtteilen helfen Eltern nicht.“
Laut Katzorke stehen aktuell noch 500 Familien auf einer Warteliste der Bildungsbehörde, die in ihrer Wunschkita oder einer anderen Einrichtung in ihrem Stadtteil keinen Platz für ihr Kind bekommen haben, damit ihnen ein solcher vermittelt wird. Auch diese Zahl ist nach Angaben der Bildungsbehörde eine Momentaufnahme, zumal zahlreiche Familien momentan in der Platzvergabe seien. Trotzdem, so Katzorke, bleibe die unterschiedliche Auslastung der Betreuungseinrichtungen in den Stadtteilen ein Problem: „Das Angebot ist nicht da, wo die Nachfrage ist.“
Zusätzlich belaste auch der Fachkräftemangel weiterhin Kinder und Eltern, erklärt Katzorke. Die Personalkette sei so gering, dass bereits die erste Krankheitswelle im neuen Kindergartenjahr zu erheblichen Betreuungsengpässen geführt habe. „Es kann nicht sein, dass beim ersten Schnupfen der Notdienst losgeht“, so Katzorke. Viele Eltern könnten sich nicht darauf verlassen, ob sie ihre Kinder überhaupt in der Kita lassen können.
Auch bei den Betreuungsengpässen bemüht sich die Bildungsbehörde um Abhilfe: Das Modellprojekt für praxisintegrierte Ausbildung für Erzieher, genannt Pia, ist zum Schuljahr 2018/19 mit 50 Teilnehmern gestartet. Nach einem Bericht der Bildungsbehörde, der ebenfalls in der Deputation Thema sein wird, hatten sich zuvor knapp 200 Interessenten auf die Ausbildungsplätze beworben. Mit Pia soll der Fachkräftemangel in den Kitas bekämpft werden: In dem Programm werden die Praxisphasen in die dreijährige Ausbildung eingebettet und nicht, wie sonst üblich, in ein sogenanntes Anerkennungsjahr verlagert.