Gleich 40 Parlamentsneulinge werden in den kommenden vier Jahren Mitglied in der Bremischen Bürgerschaft sein. Damit sind knapp die Hälfte der 84 Abgeordneten das erste Mal im Landtag. Der tagt während des Umbaus der Bürgerschaft ab sofort im Rathaus. Am Donnerstag findet die erste Sitzung nach der Sommerpause statt, in der die Parlamentarier auch den neuen Senat wählen.
Ein Großteil der neuen Abgeordneten bringt eine Menge Erfahrung mit. Eva-Quante-Brandt zum Beispiel, die bisher zwar nicht in der Bürgerschaft saß, dem Senat aber bis nach der Bürgerschaftswahl sieben Jahre lang angehört hatte: zunächst als Senatorin für Bildung und Wissenschaft, seit 2015 als Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz. Weitere Beispiele sind Bettina Hornhues (CDU) und Frank Magnitz (AfD), die als Bundestagsabgeordnete in Berlin Erfahrung gesammelt haben.
Andere Parlamentarier haben zuvor in den Beiräten oder in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung gearbeitet: Ute Reimers-Bruns (SPD) etwa war zuletzt vier Jahre Blumenthaler Beiratssprecherin, Thorsten Raschen leitete die CDU-Fraktion im Bremerhavener Stadtparlament, und die Grünen-Politikerin Kai-Lena Wargalla saß seit September 2016 in der Stadtbürgerschaft. Quereinsteigerin ist dagegen beispielsweise Birgitt Pfeiffer (SPD), die bis Ende Juni dieses Jahres Leiterin der Freiwilligen-Agentur Bremen war.

Den höchsten Anteil an Neuen hat die AfD (fünf von fünf), bei der SPD sind es zwölf von 23 Abgeordneten, wobei mit Carsten Sieling, Eva Quante-Brandt und Martin Günthner gleich drei einstige Senatsmitglieder künftig Teil der Fraktion sein werden. Die CDU-Fraktion begrüßt neun neue Landtagsabgeordnete, insgesamt stellen die Christdemokraten 24 Bürgerschaftsabgeordnete. In der fünfköpfigen FDP-Fraktion gibt es mit Thore Schäck einen einzigen neuen Abgeordneten. Aus der zehnköpfigen Linksfraktion sitzt jeder Zweite das erste Mal in der Bürgerschaft. Zwei von ihnen, Mazlum Koc und Olaf Zimmer, werden für die designierten Senatorinnen Claudia Bernhard und Kristina Vogt in die Bürgerschaft nachrücken, sobald diese am Donnerstag gewählt worden sind. Daher dürfen sie an der Sitzung am Donnerstag nur als Gäste teilnehmen. Dies betrifft auch Thomas Pörschke (Grüne), der für die künftige Senatorin Maike Schaefer (Grüne) in den Landtag rückt.
Auch Quante-Brandt und Sieling sind auf der offiziellen Liste der Bürgerschaftsabgeordneten noch nicht zu finden. Der Grund: Bis zur Wahl des neuen Senats bleiben der scheidende Bürgermeister und die scheidende Senatorin kommissarisch im Amt, und Senatsmitglieder dürfen nicht gleichzeitig der Bürgerschaft angehören.
An der Spitze der Fraktionen wird sich noch einiges tun: Noch immer ist unklar, wer die Fraktionen von SPD, Linke und Grüne anführt. Bei der SPD läuft es dem Vernehmen nach auf Antje Grotheer oder Mustafa Güngör hinaus. Klären wollen die Sozialdemokraten diese Frage am 19. August. Bei den Grünen wird voraussichtlich Björn Fecker auf die künftige Bausenatorin Maike Schaefer folgen, bei den Linken Nelson Janßen auf die designierte Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt. FDP-Fraktionschefin bleibt Lencke Steiner, die AfD-Fraktion leitet Thomas Jürgewitz. Thomas Röwekamp (CDU) bleibt ebenfalls Fraktionsführer. Er ist gleichzeitig der Abgeordnete mit den meisten Dienstjahren: Seit 1991 sitzt er im Parlament, unterbrochen wurde seine Zeit als Bürgerschaftsabgeordneter nur zwischen 2003 und 2007, als er der Großen Koalition als Innensenator angehörte.
Angaben zum Geburtsort sind freiwillig
Beim Blick auf die Berufe der Abgeordneten fällt auf, dass sich vier Sozialpädagogen, zwei Pädagogen und eine Sozialarbeiterin darunter finden. Auch sind sieben Kaufleute und zwei im Verkauf Tätige vertreten, sechs Juristen und fünf Polizisten. Eine Abgeordnete gibt an, erwerbslos zu sein, ein Parlamentarier ist Kinderbuchautor. Bei den Stadtteilen, in denen die meisten Politiker ihren Erstwohnsitz haben, liegt die Östliche Vorstadt vorn (acht Mal). In Bremerhaven-Lehe und Schwachhausen leben jeweils sieben Bürgerschaftsabgeordnete.
Mindestens 40 Abgeordnete kommen gebürtig aus Bremen oder Bremerhaven, wenigstens sieben sind im Ausland geboren, davon fünf in der Türkei. Angaben zum Geburtsort für die Liste der Bremischen Bürgerschaft sind freiwillig, daher lagen zu 14 von 84 Personen keine Daten vor. Der in Kinshasa geborene Elombo Bolayela bleibt wie schon in der vorherigen Legislaturperiode der einzige mit afrikanischer Herkunft im Parlament.