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Kolumne 0421 Mein Freund, der Baum: Höchste Zeit für einen Anfang

In seiner Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Bäume in Paris und Bremens Nöte.
27.01.2024, 05:00 Uhr
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Mein Freund, der Baum: Höchste Zeit für einen Anfang
Von Oliver Matiszick

Jedes Mal, wenn ich an Homeoffice-Tagen den Weg vom Arbeitszimmer zur Kaffeemaschine suche, in der oft vergeblichen Hoffnung, dort einen koffeingestützten Kreativitätsschub zu finden, erinnert mich eine Ecke im Flur an eine meiner vielen Schwächen. Zu denen zählt, dass ich mich schlecht von Dingen trennen kann. So wie von dem alten Setzkasten mit Erinnerungsstücken aus der Vergangenheit, für den ich längst einen anderen Platz als jene Flurecke hätte finden sollen. Nach Meinung des Haushaltsvorstands etwa wäre die Mülltonne viel geeigneter. Doch das bringe ich nicht fertig, denn bestimmt brennen Kinder und mögliche Kindeskinder mal darauf, spannende Geschichten zu einem verbogenen Namenschild aus Metall, das ich einst zu Schülerzeiten als Regalauffüller in einem Supermarkt am Buntentorsteinweg am Kittel trug, zu hören. Wie schnell bereut man daher hinterher die Trennung von solchen Schätzen!

So ging es mir gerade mit einer leichtfertig entsorgten Ausgabe der Zeitschrift „Stern“ vom vergangenen September. Aufgehoben hatte ich sie eigens für Sie – sofern Sie bei der Wochenendlektüre nicht mal vor dieser Kolumne haltmachen. In jenem Heft war es in der Titelgeschichte „Paris wird grün – wie die schönste Stadt der Welt sich fit für die Zukunft macht“ auch um das 0421-Land gegangen. Zwar nur in einem Nebensatz und ohne weitere Erklärungen. Doch demnach beschafft die Pariser Stadtverwaltung offenbar im größeren Stil auch in Bremen Bäume, auf dass sie beim Projekt Öko-Wende der französischen Metropole eine wichtige Rolle als natürlicher Hitzeschutz in klimagewandelten Zeiten einnehmen. Gehortet hatte ich die Geschichte, um bei passender Gelegenheit an dieser Stelle darauf zu verweisen. Und das ist jetzt.

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Schließlich musste vor ein paar Tagen in unserer geschätzten Qualitätszeitung lesen, dass es dem Umweltbetrieb Bremen zurzeit an der finanziellen Ausstattung mangelt, um notwendige Baumfällungen mit Nachpflanzungen in ausreichender Zahl auszugleichen. Oder um überhaupt Bäume zu pflanzen. Das kann doch nur ein Scherz sein?

Denn war da nicht mal vom Senat das Ziel ausgegeben worden, dass die Stadt bis 2038 klimaneutral werden soll? Das hängt zwar an vielen Faktoren, die weit über den naiven Gedanken hinausgehen, dass ein paar mehr Bäume richten könnten, was der Mensch über viele Jahre verbockt hat. Doch sie wären ein Anfang. Und wenn sich nicht mal dafür Geld loseisen lässt – dann hätte sich gleich auch jedes einzelne Blatt Papier sparen lassen, das mit der Klimaschutzstrategie für das Land Bremen bedruckt wurde. Denn Bäume in Paris zählen sicher nicht dazu. Auch dann nicht, wenn sie in Bremen gekauft wurden.

Tagebucheintrag: Da ich mit den Bekenntnissen meiner vielen Schwächen angefangen habe, will ich auch damit enden. Eine weitere ist, dass ich Dinge auf die lange Bank zu schieben pflege. So wie die Ersatzpflanzung für jenen Baum, den Sturmtief Ylenia im Februar vor zwei Jahren in unserem Garten entwurzelt hat. Sobald es die Witterung zulässt, mache ich mich in diesem Frühjahr endlich ans Werk. Das 0421-Land kann es gebrauchen.

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