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Kolumne 0421 Achtung, gemeine Fangfrage: Ist Verantwortung nur was für Flaschen?

In seiner Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Fangfragen, Fußgänger und Müll.
06.01.2024, 05:00 Uhr
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Achtung, gemeine Fangfrage: Ist Verantwortung nur was für Flaschen?
Von Oliver Matiszick

Kaum, dass die Reste des Feuerwerks aus den Pfützen vor der Haustür zusammengekehrt sind, stelle ich fest: Da wären wir also auch schon angekommen an Tag sechs des neuen Jahres. Traditionalisten wie ich erfreuen sich an diesem Datum letztmals am Anblick ihres Weihnachtsbaums, der, na klar, wieder der schönste war, der je auf dem Weg zur Kompostierung Zwischenstation im Wohnzimmer gemacht hat.

Zum Prozess des Baumabschmückens gehört zugleich auch das Überführen der dort zuvor gelagerten Weihnachtsgeschenke in den Alltag. Darunter zum Beispiel ein Wissensspiel voller gemeiner Fangfragen für minderjährige Schlaumeier, mit denen mein Sohn mich seither quält. Etwa: Was ist schwerer, eine Biene oder ein Elefant? Wenn unachtsame Erziehungsberechtigte während ihrer verantwortungsvollen Arbeit beim Abtakeln der Lichterketten also leichtfertig „Elefant“ in den Raum brummeln, wo doch auf dem Bild die Waagschale mit der Biene viel weiter unten als die mit dem Elefanten ist – dann müssen sie sich das vermutlich noch weit über den Jahreswechsel 2023/24 hinaus vorhalten lassen.

Immerhin konnte ich das naseweise Kind im Gegenzug mit folgender Denksportaufgabe aus dem Alltag im 0421-Land triezen: Was belastet eine Weserquerung, benennen wir sie doch nach dem Bremer Bürgermeister Johann Smidt, wohl stärker? Fußgänger oder ein Straßenbahnzug? Und falls die Antwort unerwartet Fußgänger lautet, gibt es gleich noch eine Zusatzaufgabe – weshalb sind genau die offenbar weniger belastend für das Bauwerk, wenn sie vor der Brücke in eine Straßenbahn steigen, um sie mit deren Hilfe zu passieren? Mein Sohn schaute mich einmal mehr mit diesem verzweifelt-hoffnungsvollen Vielleicht-bin-ich-damals-im-Krankenhaus-doch-vertauscht-worden-Blick an und gab vor, sich ganz dringend in sein Zimmer zurückziehen zu müssen. Und, ach ja, bitte nicht stören.

Diesen Wunsch respektierte ich gern, zumal als Resultat der langen Feiertagsstrecke noch eine Menge Papier (Weihnachten!) und Flaschen (Silvester!) zu entsorgen war. Wobei sich mal wieder zeigte, dass diese ganze Sache mit den guten Vorsätzen für das neue Jahr ein ziemlicher Humbug ist. Die bräuchte kein Mensch, wenn alle, die bessere Menschen werden wollen, stattdessen nur die ein oder andere schlechte Angewohnheit unterlassen würden. Zum Beispiel die, all ihr Altglas und -papier, das nicht mehr in die Container und Sammelbehälter an den Straßenrändern passt, einfach davor abzustellen. Genau das gehört in Bremen und umzu gerade mal wieder zur unschönen Alltagsoptik.  

Daher an Tag sechs des neuen Jahres der dringende Appell: Liebe Mitmenschen im 0421-Land, macht das nicht. Stellt nicht einfach Zeug – auch dann nicht, wenn es sich dabei um Sekundärrohstoffe handelt – vor überquellenden Containern ab. Natürlich räumt die den Mist irgendwann irgendwer weg. Aber wenn sich nicht alle selbst für ihre leeren Flaschen verantwortlich fühlen – dann ist Verantwortung wohl nur was für Flaschen.

Tagebucheintrag: Wenn Sie mich heute treffen wollen, dann in der Schlange auf dem Recyclinghof. Was dachten Sie denn?

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