"Schluss mit dem ewigen Herumirren im Museum": Zu seinem 200-jährigen Bestehen gibt der Kunstverein mit fünf Ausstellungen, zwei Apps und weiteren Angeboten Orientierungshilfe. Am 14. November wird es 200 Jahre her sein, dass 24 Kunstfreunde um Senator Hieronymus Klugkist den Verein gründeten, der bereits 1849 die Einweihung einer Kunsthalle feiern konnte. "Mit gut 10.000 Mitgliedern ist er der größte deutsche Kunstverein und nach Werder Bremen der zweitgrößte Verein der Stadt", bemerkte die Vorsitzende Nicole Lamotte bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms.
Gleich die erste Ausstellung wird von der Erfolgsgeschichte erzählen. In "Kunst Vereint! Die frühen Jahre der Sammlung" kann man vom 22. April bis 20. August erfahren, dass ein frühes Crowdfunding den Ankauf der ersten Grafikkollektion ermöglichte. Nach diesem Start geht es in schneller Folge weiter. Die Schau "Generation*. Jugend trotz(t) Krise", von Jugendlichen gestaltet, fragt vom 13. Mai bis 10. September nach dem Weltbild junger Menschen im Zeitalter globaler Krisen. In der Ausstellung "Resonanz. Interventionen in die Sammlung" suchen vom 15. Juli bis 15. Oktober 16 Bremer Künstler den Dialog mit der Sammlung. Dazu passt, dass sich die polnische Bildhauerin Monika Sosnowska ab September in ihren Installationen mit Geschichte und Architektur des Hauses auseinandersetzt. Die letzte Ausstellung lenkt vom 7. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024 den Blick auf die zentralen Schätze der Sammlung. "Geburtstagsgäste" von Monet bis van Gogh sind mit Meisterwerken vertreten.
Die Kunsthalle nutzt deren Glanz und die Gunst der Stunde, um Schwellenängste abzubauen und neue Mitglieder zu werben. Mit der ersten Ausstellung verbindet Direktor Christoph Grunenberg ein Geschenk ans Publikum: Vom 22. April bis Jahresende haben alle Besucher an ihrem Geburtstag mit Begleitperson freien Eintritt. Am 29. April startet der Countdown "200 Tage bis 200 Jahre", um auf den Feiertag am 14. November hinzusteuern. Unterwegs locken "Kunst vor der Halle" (2. Juni), ein Mitgliederfest (23./ 24. Juni) und ein Bürgerfest mit Tagen der offenen Tür (9./10. September).
Damit auch der Nachwuchs und Menschen ohne Vorkenntnisse den Weg zur Kunst finden, sind die Zusatzangebote der bislang hausinternen Webseite www.artsurfer.de ab sofort allgemein zugänglich. Darin finden sich auch zwei neue Apps, die Hartwig Dingfelder und Jasmin Mickein entwickelt haben – unterstützt mit 140.000 Euro der Bundeskulturstiftung.
Blonder Haarknoten
In der App "Mein Pinnwand-Museum" kann jeder Nutzer eigene Bilder hochladen, mit Werken der Kunsthalle verknüpfen und sich so seine individuelle Online-Ausstellung aufbauen. Bei der Präsentation stellte Dingfelder den gelockten Dutt von Antonio Canovas "Psyche"-Skulptur Kim Novaks blondem Haarknoten aus Alfred Hitchcocks Film "Vertigo" gegenüber. Querverweise, die nicht nur Pädagogen erfreuen.
In der App "It's an Art Match" wiederum erstellt sich der Benutzer mithilfe von 15 humorvollen Fragen ein eigenes Profil. Danach erhält er eine Auswahl aus 600 Werken, die seinem Profil entspricht, und den Lageplan. Gezieltes Suchen statt Herumirren: Nach dem Jubiläum kann sich jeder in der Kunsthalle bestens zurechtfinden.