Als Armin Dekorsy begann, sich für Kommunikations- und Informationstechnik zu interessieren, waren Mobiltelefone für die meisten Menschen noch Zukunftsmusik. Heute ist er der Leiter des Arbeitsbereichs Nachrichtentechnik der Universität Bremen und beschäftigt sich bereits mit den Herausforderungen, die die sechste Mobilfunkgeneration (6G) mit sich bringen wird.
Der Weg dahin war vergleichsweise kurz – nur wenige Jahrzehnte dauerte es von der Markteinführung des Handys hin zum heutigen 5G-Standard – aber er war revolutionär. In der ersten Mobilfunkgeneration übertrug man kabellos Sprache, dann folgten Datenmengen wie SMS und Fotos. Schließlich wurde die Übertragungsgeschwindigkeit soweit erhöht, dass man Videotelefonieren und Industrieroboter in nahezu Echtzeit miteinander vernetzen konnte. Technologische Konzepte ermöglichten es, die Latenz, also die Verzögerung zwischen dem Senden eines Datenpakets und der Antwort des genutzten Servers, auf Zeiten unter einer Millisekunde zu verringern. "Aber für eine Maschine ist eine Millisekunde eine lange Zeit", sagt Armin Dekorsy. "Wir sind da noch nicht am Ende der Fahnenstange."
Vor Beginn seiner akademischen Laufbahn war Dekorsy in der Wirtschaft tätig, hat elf Jahre lang für große Telekommunikationskonzerne geforscht. Heute setzt er sich dafür ein, die Ergebnisse universitärer Grundlagenforschung möglichst schnell industriell nutzbar zu machen. "Die Aufgabe von Wirtschaft und Wissenschaft muss sein, eng zu kooperieren, um einen gesellschaftlichen Nutzen zu schaffen", sagt er. Die Wissenschaft sei dabei der Motor der Wertschöpfungskette, und das gelte in besonderem Maße auch für Bremen. Deshalb hat er jüngst das „Gauß-Olbers Space Technology Transfer Center“ mitgegründet, mit dem Ziel, Forschung und Entwicklung im Bereich der Raumfahrt für Anwendungsfelder in der Region Bremen voranzubringen.
2030 soll 6G verfügbar sein – als Dateninfrastruktur mit einer vergleichbaren Zuverlässigkeit wie unsere Strom- oder Wasserversorgung. Und 100-mal schneller als 5G soll das neue Netz sein, mithilfe von Drohnen, Flugzeugen und Satelliten ländliche Räume und Meeresflächen abdecken und Deutschland und Europa technologisch unabhängiger machen. Dekorsy: "Dafür legen wir gerade die Grundsteine."