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Premiere am Theater Bremen Mit dem Insekt durchs Jahr

Bei "Bienen. Ein Naturschauspiel" erzählt das Schauspielensemble dem Publikum von einem Jahr im Leben eines Bienenvolks. Das zeigt vor allem: 60 Minuten können sehr, sehr lang sein.
22.04.2023, 12:02 Uhr
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Mit dem Insekt durchs Jahr
Von Iris Hetscher

Wer im Biologieunterricht nicht gut aufgepasst hat, kann das Versäumte am Theater Bremen nachholen. Dort gibt es seit Freitag "Bienen. Ein Naturschauspiel" zu sehen, wobei das Wort Schauspiel angesichts dessen, was auf der Bühne und im Zuschauerraum des Kleinen Hauses passiert, hochgegriffen ist. Eigentlich erlebt das Publikum eine Art 3-D-Podcast: Die Schauspielerinnen und Schauspieler erzählen ein Jahr im Leben eines Bienenvolks, von Februar zu Februar. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Dabei kann das Publikum auf dem Bühnenboden Platz nehmen oder auf der von Stühlen befreiten (und nicht sehr bequemen) Holztribüne des Zuschauerraums. Ein paar schwarze Polsterflecken geben das Bühnenbild; von oben betrachtet kann man Blüten erahnen. Da der Regisseur Felix Rothenhäusler heißt, ist die Produktion von den sinnlichen Aspekten des Theaters weit entfernt angesiedelt. Wenn sie nicht in Mikrofone sprechen, laufen die Schauspielerinnen und Schauspieler emsig wie die Bienen in Unterwäsche hin und her, auch gerne zwischen den Zuschauerreihen – im postdramatischen Theater will man so garantieren, dass sich alle möglichst mittenmang fühlen. Dieses Konzept gefällt dabei von jeher eher Regisseuren und Dramaturgen als Zuschauern.

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Die "langjährige Recherche und genauen Beobachtungen", die laut Programmzettel angeblich in die Produktion eingeflossen sind, werden mit Texten des Symbolisten und großen Schwurblers Maurice Maeterlinck (1862-1949) kombiniert. Das führt zu einem immer wieder altbacken pathetischen Sprachduktus: "So stiftet ihr Kuss eine Frucht" heißt es etwa, wenn eine Biene eine Blume bestäubt. Wenn es schneit, "regnet es weiße Blüten vom Himmel"– das hätte Helene Fischer nicht schöner sagen können. Die Königin entfernt sich beim Hochzeitsflug von ihrem Volk, "bis sie eine öde Zone erreicht hat, in der kein Vogel ihr Mysterium mehr stört". Auweia.

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Dem französischsprachigen Belgier Maeterlinck zollen Rothenhäusler und seine Dramaturgin Theresa Schlesinger Respekt, in dem sie das Bienenvolk ab und an wie einen Hofstaat rund um seine (Sonnen-)Königin agieren lassen. Die Musik von Jo Flüeler und Moritz Widrig ist angelehnt an französische Hofmusik, manchmal werden Menuettschritte getan, ab und an wird (auf Französisch) gesungen. Doch solche Spielereien sind, wie die schwarzen Stepp-Kostüme, die irgendwann zum Einsatz kommen, selten. Diese eine quälend lange Stunde ist vor allem von einem wichtigtuerischen Bierernst beseelt, der das Ganze leicht kindisch wirken lässt.

Info

Die nächsten Termine: 25. April, 6. Mai, 16. Mai und 23, Mai, jeweils 20 Uhr.

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