Frau Schwendy, Sie sind neu im Ensemble des Bremer Boulevardtheaters. Was hat Sie nach Bremen verschlagen?
Stefanie Schwendy: Ich habe mit dem Hoftheater Hamburg vor einem Jahr ein Gastspiel mit "Heiße Zeiten" am Weyher Theater gehabt. Damals war ich so begeistert von der herzlichen Atmosphäre und den Leuten, die hier an den Häusern arbeiten, dass ich einfach mal mein Interesse bekundet habe, hier zu spielen.
Das machen Sie jetzt auch. Sie stehen in "Der erste letzte Tag" auf der Bühne. Worum geht es?
Es geht darum, wie ich meinem Tag mehr Leben und nicht dem Leben mehr Tage gebe. Und um Menschen, die man trifft, die die Sicht aufs eigene Leben verändern können.
Auf der Bühne wird dieses Thema anhand von zwei ganz unterschiedlichen Menschen erzählt, die zu einer gemeinsamen Autofahrt gezwungen sind und sich fragen: Wie würden wir diesen Tag verbringen, wenn es unser letzter wäre ...
Genau. Bei der gemeinsamen Fahrt kommt es zu vielen verrückten Erlebnissen. Und es gibt Zeit für interessante Gespräche.
Wie würden Sie einen Tag verbringen, wenn Sie wüssten, dass es Ihr letzter ist?
Die Frage hat sich bestimmt jeder schon mal gestellt, aber meistens schiebt man sie dann ganz schnell wieder weg, weil man da gar nicht drüber nachdenken möchte. Das Wichtigste wäre für mich, die Menschen, die mir am Herzen liegen, bei mir zu haben. Ich glaube gar nicht, dass es noch einmal ein bestimmtes Ereignis sein muss – auf einen Berg steigen, irgendwo hinreisen. Gespräche wären mir wichtiger an so einem Tag. Anderen etwas mitzugeben und alles zu klären, was man noch geklärt haben will.
Das Stück basiert auf einem Buch von Sebastian Fitzek, da erwartet man, dass es auch ein bisschen spannend und gruselig wird…
Grusel gibt es nicht, aber Spannung ist in dem Stück durchaus auch drin. Doch es ist eher ein untypischer Fitzek.
Was gefällt Ihnen besonders an der Geschichte?
Die Geschichte ist schnell, abwechslungsreich und bringt viel Farbe durch diverse Nebenfiguren. Obwohl es auch um ein ernstes und berührendes Thema geht, kommen immer wieder tolle, unerwartete Momente vor, die das Ganze auch lustig machen. Der Regisseur hat die Geschichte sehr fantasievoll inszeniert.
Sie spielen eine Vielzahl der eben genannten Nebenfiguren auf der Bühne. Wie viele Rollen sind es?
14. Manche sind ganz kurz, andere kommen immer wieder vor. Mir gefällt es als Schauspielerin total, so schnelle Wechsel zu haben: Mütze rauf, Mütze ab, Brille rauf, Brille runter, schnell den Mantel überwerfen und wieder rausschlüpfen. Von einer freundlichen, fröhlichen Rolle sofort auf Knopfdruck in eine ganz ernste zu schlüpfen – das macht Spaß.
Gibt es eine Rolle, die Ihnen besonders viel Freude bereitet?
Oma Gerda. Sie ist in einem Seniorenheim, hat ihre Verwandten wahrscheinlich lange nicht gesehen und erkennt auch nicht alle wieder. Aber die Begegnung mit ihrer Enkelin, die rührt schon sehr. Ich mag aber auch die durchgeknallte Cousine oder die schlecht gelaunte Stewardess.
Gibt es eine Rolle, die Sie auf der Bühne unbedingt einmal spielen wollen?
Ich bin gerade 50 geworden und merke, dass es mir auch viel Spaß macht, ältere Rollen zu spielen. Früher hat man, so lange es geht, junge Rollen gespielt, dachte immer, da darf man nicht rauswachsen. Aber diese andere Farbe gefällt mir gut – auch wenn es jetzt nicht immer gleich die Oma sein muss. Man entwickelt sich ja auch selbst weiter und möchte das in seine Rollen mitnehmen. Ich habe Lust auf Charakterrollen, und ich liebe Komödien.