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Premiere: "Oma wird verkauft" Neues Stück am Boulevardtheater Bremen spielt im Bestattungsinstitut

Eine skurrile Lösung für Geldsorgen: Im Stück "Oma wird verkauft" am Boulevardtheater Bremen wird eine betagte Schwiegermutter an den Konkurrenten verhökert. Wie es dazu kommt und ob der Theaterbesuch lohnt.
01.11.2024, 12:30 Uhr
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Neues Stück am Boulevardtheater Bremen spielt im Bestattungsinstitut
Von Alexandra Knief

Das Bestattungsinstitut Kummer läuft gar nicht gut. Und das, obwohl doch eigentlich immer gestorben wird. Doch sowohl die Konkurrenz als auch Oma Edith (Markus Weise), die nicht gerade freundlich zu Kunden und Mitarbeitern ist, machen Manfred Kummer (Hermes Schmid) und seinem Sohn Karsten (Weise) das Leben schwer. Immerhin hilft ihnen aber Omas Rente dabei, über die Runden zu kommen. Doch dann der Schock: Eben noch hat Oma die Mitarbeiterin Frau Engels mit einem Teller Milchreis beworfen und sie damit zur Kündigung gebracht, da liegt die 88-Jährige plötzlich tot in ihrem Fernsehsessel. Für Manfred und Karsten ist sofort klar: Niemand darf von ihrem Ableben erfahren, sonst war's das mit der Rente. Und wo kann man einfacher eine Leiche verschwinden lassen als in einem Bestattungsinstitut?

Das ist die Ausgangslage der Komödie "Oma wird verkauft" aus der Feder von Florian Battermann. Inspiration für das Stück fand Battermann in Anton Hamiks Klassiker "Der verkaufte Großvater". Am Weyher Theater was das Stück bereits im vergangenen Jahr zu sehen, nun haben Theatermacher Kay Kruppa und sein Team die Geschichte auch in ihrer zweiten Spielstätte, dem Boulevardtheater Bremen, zur Premiere gebracht. Die Inszenierung stammt von Marc Gelhart, und so viel sei bereits verraten: Es wurde viel gelacht bei der ersten Vorstellung am Donnerstag.

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So geht es auf der Bühne weiter: Natürlich geht die Vertuschungsaktion von Manfred und Karsten nicht lange gut. Der Ärger beginnt schon, als Onkel Heinz anruft und wie jeden Mittwoch mit Edith eine Runde Schach übers Telefon spielen will. Karsten gibt kurzerhand die Oma und das gelingt besser als gedacht.

Genau in diesem Moment – was für ein Zufall – taucht der verhasste Konkurrent Werner Grube (Christian Schliehe) auf und macht Manfred ein unmoralisches Angebot: Weil seine Mutter früh verstorben ist und er auch nie in den Genuss einer eigenen Oma gekommen ist, will er Manfred seine – zugegebenermaßen schon oft sehr kratzbürstige – Schwiegermutter für ganze 75.000 Euro abkaufen und sie als gute Seele bei sich im Haus aufnehmen. Insgeheim sind Grubers Pläne natürlich alles andere als gutherzig: Er hofft, Edith so um den Finger zu wickeln, dass sie ihr Testament ändert und ihm das Krematorium der Kummers vermacht. Er selbst bekommt nämlich keine Baugenehmigung für ein eigenes.

Weil er die Chance sieht, so seinen Geldsorgen zu entkommen, willigt Manfred ein. Karsten ist währenddessen im Nebenraum bereits in Omas Strumpfhose und Blumenblazer (Kostüme: Anika Töbelmann) geschlüpft – nur mit ihren Dritten hat er anfangs leichte Probleme.

So sieht das Bühnenbild aus: Das Bühnenbild von Lisa Dittus zeigt zuerst das etwas altmodische Bestattungsinstitut der Kummers mit Kreuz an der Wand, schrabbeligen Möbeln aus dunklem Holz und altbackenen Tapetenstreifen mit hellen Ornamenten auf dunklem Grund. Das Institut von Gruber und seiner Tochter Kerstin (Isabell Christin Behrendt), in dem ein Großteil der Geschichte spielt, kommt weitaus moderner daher: mit hellen Marmorelementen, Grünpflanzen und einem Regal voll mit Urnen, dass durch einen leichten Schubs eine mit Gin gefüllte Minibar auf der Rückseite freigibt.

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Das gibt es zu den Darstellern zu sagen: Hermes Schmid gibt seinen Manfred Kummer als gestressten, hypochondrischen Bestatter mit Baldriantropfen-Abhängigkeit. Christian Schliehe ist als schmieriger Werner Grube, der nur ans Geld denkt und sich seinem Kontrahenten überlegen fühlt, der perfekte Gegenspieler. Isabell Christin Behrendt macht Kerstin Grube zum vermittelnden Bindeglied zwischen den Familien, die auch ihrem Vater ohne Scheu die Leviten liest. Und Markus Weise blüht ab dem Moment so richtig auf, in dem er in die Rolle von Oma Edith schlüpft. Mit seinen rutschenden imaginären Dritten, seiner kratzenden Perücke und seinem resoluten Gehstockgefuchtel sorgt er für zahlreiche Lacher im Publikum. Besonders viel Spaß macht die Szene, in der er und Schliehe sich einmal durch Grubers Gin-Sortiment probieren.

Lohnt es, sich das Stück anzusehen? Freunde des klassischen Boulevardtheaters werden an "Oma wird verkauft" ganz sicher ihre Freude haben. Die Geschichte um die verhökerte Schwiegermutter ist so skurril, dass die Situationskomik bereits programmiert ist. Die solide Besetzung tut ihr Übriges. Das Stück ist zwar keins, das sich ewig ins Gedächtnis einbrennen wird, dem Ensemble gelingt aber eine kurzweilige Abendunterhaltung.

Info

"Oma wird verkauft" am Boulevardtheater Bremen wird vorerst bis einschließlich 1. Dezember, in der Regel immer freitags und sonnabends um 19.30 Uhr gespielt. An einigen Sonnabenden gibt es zusätzliche Vorstellungen um 16.30 Uhr, sonntags gibt es jeweils eine Vorstellung um 15 Uhr. Auch am Mittwoch, 27. November, und Donnerstag, 28. November, wird um jeweils 19.30 Uhr gespielt. Mehr unter www.boulevardtheater-bremen.de.

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