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Boulevardtheater Bremen "Trockenschwimmer" feiert Premiere

Mit Humor und Kreativität gegen die Finanznot: "Trockenschwimmer" im Boulevardtheater Bremen zeigt, wie weit Lehrer für ihre Schule gehen würden.
02.02.2024, 16:09 Uhr
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Von Alexandra Knief

Im Boulevardtheater Bremen hat am Donnerstag die neue Komödie "Trockenschwimmer" in einer Inszenierung von Isabell Christin Behrendt ihre Premiere gefeiert. Inhaltlich erwartet das Publikum in der Geschichte ein Grundproblem, dass die Figuren in Komödien oft haben: Es fehlt Geld. Und die Akteure auf der Bühne müssen kreativ werden, um die benötigte Summe zusammenzubekommen. Doch worum geht es genau? 

Die Geschichte: Der Schule von Schulleiter Wolfgang Becker wurden die Mittel gekürzt. Dabei müssen dringend neue Laptops angeschafft werden, damit die Einrichtung digital nicht abgehängt wird. Also hat Becker eine Idee: Er möchte eine Spendengala organisieren, um das fehlende Geld zusammenzubekommen. Doch damit die Scheine auch locker sitzen, braucht es den besonderen Wow-Effekt, findet Becker, und hat da auch schon einen Vorschlag: Gemeinsam mit vier Lehrkräften will er eine Synchronschwimm-Nummer einstudieren. Allerdings ohne Wasser. Also quasi als Trockenschwimmer. Das hat er mal in einer Karnevalsschau gesehen und fand es ziemlich lustig. Die Begeisterung bei den Kollegen hält sich anfangs in Grenzen, aber schließlich lassen sich alle auf das mutige Experiment ein. 

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Die Figuren: Schulleiter Becker (Florian Wilke) ist, wie man sich einen guten Schulleiter vorstellt. Freundlich, entspannt und engagiert. Seine Arbeit ist sein Leben. Er bereut nur, dass er die Kollegen stets ein bisschen auf Abstand gehalten hat und auch nach zehn Jahren noch von ihnen gesiezt wird. Er hofft, dass er dies durch das gemeinsame Projekt ändern kann. Zu seinem Team gehören Christian Paulmann (Sven Mein), ein anstrengender Mathe- und Physiklehrer, und Joel Schwarz (Marc Gelhart), Lehrer für Religion und Erdkunde, der zwei Mal geschieden ist und unter starken Selbstzweifeln leidet. Auch der superfitte Sport- und Biolehrer Michael Kramer (David Gundlach) versucht sich als Trockenschwimmer. Schülerinnen verlieben sich regelmäßig in ihn, er wohnt allerdings noch bei Mutti. Und zu guter Letzt ist da noch der immer fröhliche Referendar Simon Ludwig (Leon Ludwig). Sie alle könnten unterschiedlicher nicht sein und geraten dementsprechend oft aneinander. 

Das Bühnenbild/die Kostüme: Das gesamte Geschehen spielt sich in einer schlichten Sporthalle ab: Backsteinwände, ein paar Matten und Sprossenwände, das ist so ziemlich alles, was Lisa Dittus auf die Bühne des Boulevardtheaters gezaubert hat. Und mehr braucht es auch nicht. Ähnlich schlicht gehalten sind die Kostüme von Anika Töbelmann: Schlichte, teils vielleicht etwas spießige Alltagskleidung trifft auf eine Bandbreite an Sportoutfits und schließlich auf sehr knappe blaue Badehosen. 

Das Ensemble: Florian Wilke mimt einen Schulleiter, den man schnell ins Herz schließt – authentisch und unaufgeregt. Auch der von Marc Gelhart toll gespielte unsichere Religionslehrer sorgt beim Publikum abwechselnd für Lacher und Mitleid. David Gundlach neigt zwar zu einer etwas hölzernen Sprechweise, doch auch seinen Sportlehrer nimmt man ihm ab. Leon Ludwig und insbesondere Sven Mein sind allerdings ihre Rollen zum Verhängnis geworden. 

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Dass man seinen Figuren skurrile Charakterzüge geben möchte, gehört zu einer Boulevardkomödie natürlich dazu, und im Fall von Schulleiter Becker, Religionslehrer Schwarz und Sportlehrer Kramer ist das auch größtenteils gut gelungen. Alle drei Darsteller verkörpern Lehrkräfte, denen man sicher so oder so ähnlich auch im wahren Leben begegnen könnte. Was allerdings haben die Autoren Kay Kruppa und Frank Pinkus (1959 - 2021) sich dabei gedacht, als sie entschieden, dass der Referendar gerne in albernen Reimen spricht, über die der Mathelehrer Paulmann, der nie einen Satz beendet, jedes Mal viel zu laut lacht? Die Kombination ging einem leider ziemlich schnell auf die Nerven, wurde aber glücklicherweise im Laufe des Abends nicht mehr ganz so inflationär eingesetzt wie zu Beginn. 

Fazit: Insgesamt erzählt "Trockenschwimmer" sehr kurzweilig eine nette kleine Geschichte über fünf Männer, die bei einer gemeinsamen Herausforderung an ihre Grenzen geraten, was sie gleichzeitig – mit allen ihren Schwächen – zusammenschweißt. Außerdem geht es um die Themen Selbstzweifel und unerreichbare Schönheitsideale, mit der klaren Botschaft, dass jeder manchmal zweifelt und dass es wichtig ist, sich und seinen Körper zu akzeptieren, wie er ist. Zum Ende des Abends erwartet die Zuschauer natürlich auch noch die große Aufführung der Trockenschwimmer. Und die kann sich sehen lassen. Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl bei der Konzeption der einzelnen Charaktere sei den Theatermachern dennoch ans Herz gelegt. Sonst wird auch Boulevardtheater schnell mal unglaubwürdig.  

Info


"Trockenschwimmer" ist bis Mitte März am Boulevardtheater Bremen im Tabakquartier zu sehen. Mehr unter www.boulevardtheater-bremen.de.
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