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"Das perfekte Geheimnis" Bremer Boulevardtheater inszeniert beliebten Filmhit neu

Im Boulevardtheater Bremen sorgt "Das perfekte Geheimnis" für Lacher und ernste Momente. Sieben Freunde, ein Abendessen und ein Spiel, das ihre Geheimnisse offenlegt - lohnt sich der Theaterbesuch?
03.11.2023, 13:23 Uhr
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Bremer Boulevardtheater inszeniert beliebten Filmhit neu
Von Alexandra Knief

Das Bremer Boulevardtheater feierte am Donnerstag die Premiere seines zweiten Abo-Stücks der aktuellen Spielzeit. Dabei gibt es zwar – wie im Boulevardtheater üblich – einiges zu lachen, doch "Das perfekte Geheimnis" stimmt auch ernste Töne an. Worum es geht und ob sich der Theaterbesuch lohnt.

Das Stück: Die Erzählung handelt von sieben Freunden, die sich bei Eva und Andreas zum Essen treffen. Als das Gespräch auf ein befreundetes Paar fällt, das sich gerade getrennt hat, weil er fremdgegangen ist und sie dies nur herausgefunden hat, weil sie eine Nachricht auf seinem Handy gelesen hat, entfacht eine wilde Diskussion über Ehrlichkeit und Geheimnisse. Die Gruppe beginnt ein Spiel: Für den Rest des Abends müssen alle ihre Handys offen auf den Tisch legen. Alle Nachrichten und Anrufe, die eingehen, müssen laut vorgelesen werden. Jeder beteuert: Ich habe nichts zu verbergen. Ihre Telefone sprechen allerdings eine andere Sprache...

Hintergrund: Schon beim Titel und spätestens bei der Inhaltsangabe des Stückes werden einige denken: Moment mal, das kenn ich doch! Und das liegt wahrscheinlich an der Verfilmung der Geschichte von 2019, in der mit Elyas M'Barek, Frederick Lau, Florian David Fitz, Jessica Schwarz, Jella Haase, Wotan Wilke Möhring und Karoline Herfurth gleich sieben deutsche Topschauspieler an einen Tisch kamen. Doch auch der deutsche Regisseur Bora Dagtekin hat sich hier (wie Regisseure in vielen anderen Ländern auch) an einer bestehenden Filmvorlage bedient: Nämlich am italienischen Kinofilm "Perfetti Sconosciuti" von Paolo Genovese aus dem Jahr 2016, den man damals auch auf Netflix schauen konnte. Das Boulevardtheater bleibt sehr nah an der Originalgeschichte.

Das Bühnenbild: Lisa Dittus hat ein wirklich hübsches Bühnenbild auf die Spielfläche des Boulevardtheaters gezaubert. Es zeigt eine stilvolle Wohnung mit Backsteinwänden und einer offenen, erhöhten Küche mit angeschlossenem Esszimmer. Rechts bekommt der Zuschauer Einblick in ein kleines Badezimmer (und alles, was sich darin abspielt!), links befindet sich ein großer Balkon mit Panorama-Ausblick auf die Großstadt. Im Zentrum der Bühne stehen eine helle Couch und einige schwarze Sitzhocker, der gesamte Boden simuliert ein Parkett in Fischgrät-Optik. Die Wände sind warm gestrichen und mit Bildern dekoriert. Kurzum: Die Wohnung von Andreas und Eva ist gemütlich, man bekommt das Gefühl, hier direkt einziehen zu wollen.

Das Ensemble: Theaterintendant Kay Kruppa (der auch für die Inszenierung verantwortlich ist) und Michaela Schaffrath spielen das Ehepaar Lukas und Claudia, bei dem die Beziehung schon vor dem verhängnisvollen Handy-Spiel nicht ganz glücklich wirkt. Die auch aus dem Fernsehen bekannte Schauspielerin Schaffrath gibt in "Das perfekte Geheimnis" ein wirklich gelungenes Boulevardtheater-Debüt. Sie mimt eine Frau, die bei ihrem Mann zu wenig Beachtung findet und so nach einem neuen Abenteuer Ausschau hält.

Kruppa gibt einen herrlich flapsigen Lukas, der mit seinen trockenen Kommentaren für diverse Lacher sorgt. Auch er hat etwas zu verbergen, weshalb er Johannes, den einzigen im Bunde, der ohne seine allen noch unbekannte Partnerin zum Essen gekommen ist, darum bittet, mit ihm das Telefon zu tauschen. Dies wird am Ende aber auch Lukas zum Verhängnis, denn einige Nachrichten, die Johannes – toll gespielt von Marc Gelhart – bekommt, sind ebenfalls ziemlich erklärungsbedürftig.

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Kerstin (Sarah Kluge) und Clemens (David Gundlach) sind frisch verheiratet. Da ist die Welt doch noch in Ordnung, sollte man meinen. Aber Pustekuchen. Auch durch diese Beziehung ziehen sich zum Ende des Abends sehr tiefe Risse. Kluge durchlebt im Laufe des Abends eine große Bandbreite an Emotionen, Gundlach mimt gekonnt das Unschuldslamm, bis auch seine Abgründe ans Licht kommen.

Antje K. Klattenhoff und Florian Wilke verkörpern die Gastgeber. Er: Schönheitschirurg, sie: Psychoanalytikerin. Johanna Kruppa spielt in einer kleinen Nebenrolle ihre Tochter Lena. Klattenhoff macht ihre Eva zu einer eher ernsten Frau, die Probleme mit ihrer Tochter hat, während Florian Wilke den gelassenen Lebemann Andreas mimt, der Lenas Vertrauen auf seiner Seite hat und so wirkt, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun.

Fazit: "Das perfekte Geheimnis" ist ein tragikomisches Kammerspiel, das zeigt, dass es auch in vermeintlich sehr engen und ehrlichen Freundschaften und Beziehungen Lügen und Geheimnisse gibt. Es schickt die Zuschauer mit der Frage nach Hause, ob es manchmal nicht vielleicht doch besser ist, wenn einige Leichen im Keller bleiben. Das Premierenpublikum belohnt das Ensemble mit so viel Applaus, dass dieses irgendwann gerührt abwinkt und den Vorhang geschlossen lässt. Adaptionen bekannter Filme oder Bücher sieht man viel zu selten auf den Bühnen der Bremer Komödientheater. "Das perfekte Geheimnis" ist eine willkommene und gelungene Abwechslung und zweifellos einen Theaterbesuch wert.

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Info

Alle weiteren Termine für "Das perfekte Geheimnis" gibt es online unter www.boulevardtheater-bremen.de

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