Aufatmen bei den Bremer Philharmonikern: Das zum Ende der Saison 2023/24 erwartete Defizit von 1.268.000 Euro (wir berichteten) lässt sich wohl schneller ausgleichen als erwartet. "Wir haben die Zahlen analysiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Erstattung von Tariferhöhungen bei den Personalkosten nicht einberechnet war", bemerkt Intendant Guido Gärtner, der sich zu dem Vorgang ansonsten nicht äußern möchte.
Werner Wick, Pressesprecher des Senators für Kultur, bestätigte dem WESER-KURIER, dass die Rechnung unvollständig war. "Hier lag anscheinend wegen einer Umstellung in der Systemsoftware ein Übermittlungsfehler vor, der zu geringe Tarifkosten-Erstattungen zur Folge hatte." Das Controlling des Kulturressorts habe die Zahlen überprüft und gehe jetzt für die Spielzeit 2024/25 davon aus, dass das Defizit bei rund 1,5 Millionen Euro liegt. Gründe dafür seien wie bei vielen deutschen Orchestern Umsatzeinbußen seit der Corona-Pandemie (300.000 Euro), zusätzlicher Finanzbedarf durch Personalaufbau und Inflation (300.000 Euro), Mehrkosten für Fremdpersonal und Aushilfen (500.000 Euro) sowie Kostensteigerungen bei Gastkünstlern, Energie und Miete (400.000 Euro).
"Zusätzliche Tarifkosten, die noch nicht erstattet wurden, können dieses Ergebnis noch positiv nach unten beeinflussen", betont Wick. "Wenn die erforderlichen Personaldaten von den Philharmonikern vorliegen, wird mit einem Ausgleich gerechnet." Für bis zu drei Jahre rückwirkend könnten das 400.000 Euro pro Jahr sein, Wick geht von 800.000 bis 1,2 Millionen Euro aus.
Einzelkarten werden teurer
Zugleich betont er, "dass die Philharmoniker das von der öffentlichen Hand interimsweise auszugleichende Defizit in den Folgejahren aus eigenen Mitteln zurückzahlen" müssten. Damit dies gelingt, liegt bereits ein Maßnahmenkatalog vor. Er sieht eine "moderate" Erhöhung der Einzeltickets ab der Saison 2025/26 und den Aufbau einer Drittmittelakquise vor, auch möchte man mit einer Vertriebsgesellschaft kooperieren, um die Auslastung und Abo-Buchungen zu steigern. Auf teure Gastchöre wird man künftig verzichten und vermehrt talentierte junge Gastkünstler gewinnen. Die Zahl der Konzerte pro Projekt soll reduziert und die Besetzungsgröße so angepasst werden, dass in Krankheitsfällen weniger Aushilfen erforderlich sind.
Bereits im März werden Aufsichtsrat, Kulturdeputation sowie der Haushalts- und Finanzausschuss weitere Gespräche führen. In der Finanzplanung für 2025/26, die die Philharmoniker derzeit erstellen, sollen die skizzierten Einsparmöglichkeiten sowie erste Rückzahlungsmöglichkeiten geprüft werden. Diese werden dann im Mai dem Controlling-Ausschuss vorgelegt.