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Queenwho aus Bremen Rapperin zwischen Bühne und Hörsaal

Als Queenwho steht sie auf der Bühne und rappt. Privat findet man Whoopi Jessica Kusi auch im Hörsaal. Das treibt die Bremer Musikerin und Studentin an.
25.04.2023, 05:00 Uhr
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Rapperin zwischen Bühne und Hörsaal
Von Eva Hornauer

"Abseits der Bühne bin ich eigentlich introvertiert", findet Whoopi Jessica Kusi alias Queenwho. Während ihrer Auftritte ist das anders. Dort steigert sich die Rapperin in ihre Songs hinein, dort übernimmt ihr Alter Ego. "Wenn ich dann von der Bühne gehe und mir Besucher Komplimente für meinen Auftritt machen, weiß ich meistens nicht, wie ich damit umgehen soll." Die leichte Menschenscheu lässt sich auf den ersten Blick nicht erahnen: Kusi wirkt energetisch, herzlich, lächelt und lacht viel. "Ich brauche eben einfach viel Zeit für mich", erklärt die Bremerin.

Ihr Künstlername setzt sich aus dem Wort Queen (Königin) und den ersten drei Buchstaben ihres Vornamens Whoopi zusammen. "Ich habe mir das ausgedacht, als ich 14 Jahre alt war", sagt Kusi. Zwischenzeitlich fand sie ihn sogar peinlich, wollte sich umbenennen. Mittlerweile hat sie den Namen aber wieder lieben gelernt. "Queenwho klingt wie eine Frage, ist es aber nicht – es ist selbstverständlich, dass ich das bin." Queen wer? Queenwho eben!

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Gehör finden

Die Liebe zur Musik wurde der 23-Jährigen von der Familie mitgegeben, hat sie  von klein auf begleitet. "Meine Mutter sang gern, mein Vater sammelte Platten." Und die zehn Jahre ältere Schwester verehrte die Girlgroup Destiny’s Child verehrte. "Ich war noch sehr jung und wollte so singen wie die drei Mädchen auf den CDs", erinnert sich Whoopi Kusi. "Aber auch heute ist meine Singstimme  nicht so ausgereift." Zum Rap sei sie dann gekommen, als sie Justin Biebers Lied "Boyfriend" nachsang: "Der Rap-Teil in diesem Song lag mir sofort, da hat es Klick gemacht."

Danach übte sie weiter, coverte verschiedene Songs. Mittlerweile schreibt sie ihre Texte selbst – in Deutsch, Englisch und Spanisch. 2018 erschien ihr erster eigener Song "Melaninlicious", den sie auch eigenständig produzierte. "I went through shit you never been through" (Ich habe Scheiß durchgemacht, den du nie erlebt hast) heißt es dort. "Meine Texte sind von meinen eigenen Erlebnissen inspiriert", erklärt  sie. Queenwho rappt über Feminismus, das Leben als schwarze Frau, über Alltagsrassismus. "Als ich neulich im Baumarkt war, wurde meine Tasche als einzige kontrolliert." Andere Themen ihrer Songs sind Liebe und Liebeskummer.

Ihr sei es wichtig, Menschen zum Zuhören zu bewegen. Mitleid will sie nicht. "Ich habe einen Weg gefunden, mit den negativen Erfahrungen umzugehen", betont Kusi. Dass andere sie deshalb für sehr stark halten, kann sie jedoch nicht ganz nachvollziehen.

Nach weiteren Single-Veröffentlichungen im Jahr 2020 – alles online – ist vor wenigen Tagen die erste Sammlung "7 Stages of a Black Queen" erschienen. In den sieben Songs will Queenwho ihr Publikum mitnehmen auf einen emotionalen Weg. "Es geht um Liebeskummer und die Reise, die ich auf mich nehmen musste, um aus dem emotionalen Tief wieder rauszukommen", beschreibt Kusi ihr Werk. "Am Ende bliebt die Einsicht: Menschen kommen in dein Leben, bleiben eine Weile und gehen vielleicht auch wieder – und das ist in Ordnung." Das Album hat die Rapperin, anders als die bisher erschienenen Singles, zusammen mit dem Label Audiolith produziert.

Im Studio arbeitet sie aber nicht so gerne. "Da bekommt man als Rapperin immer noch viele doofe Kommentare zu hören", stellt Kusi fest. Als Frau im Rap-Geschäft müsse man sich immer noch allerhand Unsinn anhören, auch wenn sich in letzter Zeit schon einiges getan habe. "Ich finde es auch sehr paradox, dass vor allem weiße, männliche Newcomer in meinem Genre gefördert werden, obwohl Rap eigentlich aus der Black Culture stammt", wundert sie sich.

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Ein Vorbild sein

Neben der Musik brennt Kusi aber auch für ihr Studium – Spanisch und Religion auf Lehramt. "Mein Studium würde ich für die Musikkarriere niemals abbrechen", sagt sie mit Bestimmtheit. "Bildung ist das Wichtigste." Momentan arbeitet die Rapperin fleißig an ihrer Bachelorarbeit. "An der Uni gelte ich als absolute Streberin", bemerkt sie verschmitzt. Egal, sie möchte gut sein im Studium.

Denn sie hat lange überlegt, welchen Karriereweg sie neben der Musik einschlagen soll. Klar war nur, dass sie in ihrem Beruf Menschen helfen möchte. Nach dem Abitur wollte sie eigentlich Psychologie studieren, wollte Psychologin für Menschen mit Rassismuserfahrung werden. Weil der Numerus clausus dafür aber zu hoch war, schlug ihr ein Berater vor, Lehrerin zu werden. "Ich dachte zuerst: Ich kann doch nicht noch mal zur Schule gehen. Die Schulzeit war für mich doch so schlimm", erinnert sich Kusi. "Ich hatte Lehrer, die nicht nett zu mir waren, die mich auf Stereotype reduziert haben." Trotzdem entschloss sich die junge Frau, ein Lehramtsstudium aufzunehmen – um es besser zu machen, um jungen Schülerinnen und Schülern ein Vorbild zu sein.

Vorbild sein, Präsenz und Haltung zeigen – das haben Whoopi Kusi und Queenwho gemeinsam, aller Introvertiertheit zum Trotz.

Info

"7 Stages of a Black Queen" kann seit dem 21. April online gehört werden, etwa über Spotify. Livve spielt Queenwho am 6. Mai im "Monarch" in Berlin und am 25. Mai im Bremer Schlachthof – dort als Support-Act für Bia Ferreira.

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