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Wichtiger Preis "Dorfromantik": Dieser Bremer entwickelte das Spiel des Jahres 2023

Der Bremer Lukas Zach ist Spieleentwickler. Viele digitale und analoge Spiele sind seinen Ideen entsprungen. Welche Spiele von ihm sind und was er an seiner Arbeit liebt, hat er bei einem Treffen verraten.
26.07.2023, 05:00 Uhr
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Von Alexandra Knief

Was macht man, wenn man gerne Spieleerfinder werden möchte, aber nicht genau weiß, wie? Man greift sich einfach blind ein Brettspiel aus seinem Schrank, schaut, wer es erfunden hat, und nimmt Kontakt zu der Person auf, die schon einige Schritte weiter ist als man selbst.

So zumindest hat es Lukas Zach vor rund 20 Jahren gemacht und was soll man sagen, dieser simple erste Schritt in Richtung Traumjob ist für ihn aufgegangen. Nicht nur das: Er und Michael Palm – der Typ, dessen Namen Zach in der Spieleschachtel gefunden hat – arbeiten seither eng zusammen und haben gerade mit "Dorfromantik" den Titel "Spiel des Jahres" abgeräumt, der als weltweit wichtigster Preis der Branche gilt. Für Zach ein unfassbarer Ritterschlag.

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Jetzt, nachdem die Auszeichnung ausgiebig gefeiert wurde, steht der 45-Jährige in seiner Bremer Wohnung, in der linken Hand den Preis, einen hölzernen Spielkegel, wie man ihn vom "Mensch ärgere Dich nicht" kennt. Um ihn herum eine Auswahl aus den rund 30 Spielen, die er im Laufe seiner bisherigen Karriere entwickelt hat. Darunter das Buchstabenspiel "Bücherwurm", „BANG!-Das Würfelspiel“ (mit über einer viertel Million verkaufter Exemplare, laut Zach sein bisher erfolgreichstes Spiel) oder das Fantasy-Spiel "Die Zwerge", basierend auf der gleichnamigen Buchreihe von Markus Heitz. Auch die Zeitreise-Spielreihe "Undo", die Rollen-Kartenspielreihe "Aventuria" und – noch ganz frisch aus dem vergangenen Jahr – das Kartenspiel "Joomo" gehen auf das Konto von Zach und Palm. Ebenso hat das Duo einige Kinderspiele entwickelt, wie "Zauberei hoch drei", das auch schon einmal auf der Empfehlungsliste für das "Kinderspiel des Jahres" stand.

Zwischen alledem liegt auf Zachs Tisch aber auch der Prototyp von "Dorfromantik": Spielsteinchen und ein Stapel in liebevoller Handarbeit selbst bemalter Plättchen, die lange bevor das richtige Spiel produziert wurde, ein Gefühl dafür geben sollten, wie das Endprodukt später einmal aussehen könnte. Und natürlich wurde der Prototyp von Zach auch für erste Testspiele genutzt – die macht er oft gemeinsam mit seiner Frau Thilini und seinem Sohn Demian.

"Ich war schon immer Brettspiel-verliebt", sagt er. Auch in seiner Kindheit und Jugend habe er viel gespielt und früh angefangen, für seine Lieblingsspiele Extrakarten, neue Pläne und Erweiterungen zu erstellen. Geschätzt 300 Spiele umfasst seine Sammlung, die er zum Teil im Keller aufbewahrt. "Meine Frau hat gesagt, in der Wohnung bleibt nur, was in das eine Regal hier passt", erzählt er, während er auf einen großen weißen Schrank zeigt und lacht.

Ideen kommen aus heiterem Himmel

Bis Zach seine Passion zum Beruf machte, dauerte es eine Weile. Er studierte BWL und arbeitete in einer IT-Firma. Als er anfing, Spiele zu entwickeln, reduzierte er erst auf vier, dann auf drei Arbeitstage pro Woche, um für beides Zeit zu finden. Seit 2010 steht auch sein Hauptjob in Verbindung mit seiner Leidenschaft, denn seitdem ist er Gamedesigner bei King Art, einem Bremer Entwicklerstudio für Videospiele. Also steht sein Alltag komplett im Zeichen des Spiels: Drei Tage die Woche für den digitalen Raum, zwei Tage die Woche für neue Gemeinschaftserlebnisse am Tisch.

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Letztere verbringt er oft gemeinsam mit Palm, via Skype, da sein Kollege in Baden-Württemberg lebt. "Vormittags ist immer die beste Phase für Kreativität", sagt Zach. Wobei die Ideen natürlich meist nicht genau in dem Moment kämen, in dem man vor dem PC sitze, "sondern aus heiterem Himmel, nachts, draußen, unter der Dusche". Die Ideen spinnen die zwei Spielemacher meist zuerst für sich alleine weiter, denken sich Regeln aus, bevor es in den Austausch geht, ein genaues Konzept erarbeitet und schließlich ein Prototyp erstellt und getestet wird.

Ob er Angst hat, dass ihm irgendwann die Ideen ausgehen, weil es schon so viele Spiele gibt? "Wenn du kochst, hast du auch ein paar Tausend Zutaten, kannst daraus aber immer wieder etwas ganz Neues machen", sagt Zach. "Ich habe eher zu viele Ideen als zu wenig." Bis auf den Markt schaffe es davon allerdings nur ein Bruchteil.

Keine Aussicht auf Leben als Millionär

Millionär werde man – auch als "Spiel des Jahres"-Preisträger – als Spieleentwickler nicht, verrät Zach. Auch, wenn die Auflage eines Spiels – bei "Dorfromantik" waren es anfangs 10.000 Exemplare – mit dem Titel "Spiel des Jahres" durchaus auch auf eine halbe Million anwachsen kann. Immerhin seien an so einem Spiel – Verlag, Redaktion, Produktion, Marketing und mehr – jede Menge Leute beteiligt, die ein Stück vom Kuchen abbekommen.

Am meisten Spaß macht Zach an seiner Arbeit die erste Phase der Entwicklung, in der man beginnt, eine Idee umzusetzen. "Da ist noch alles erlaubt und am meisten Kreativität gefragt", erzählt er. Aber auch die Phase, wenn man das erste Mal mit einem neuen Spiel in eine Gruppe geht und ihre Reaktionen beobachtet, gefällt Zach. Wenn da eine Gruppe jubelt, und das Spiel richtig feiert, habe er schon alles erreicht, sagt der Bremer. "Genau für solche Momente mache ich das alles."

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Aber es gibt noch eine dritte Sache, die er an seinem Job sehr mag: dass er mitbestimmen darf, wie das Spiel später aussieht und kleine, persönliche Details in die Illustrationen mit einbauen kann. Ein Beispiel gefällig? Wenn man auf einem Spielplättchen in "Dorfromantik" ganz genau hinschaut, dann sieht man eine Figur mit einer Staffelei an einem Wasserfall stehen. "Das", verrät Zach, "ist meine Frau."

Info

Am Sonnabend, 29. Juli, signiert Lukas Zach zwischen 15 und 18 Uhr mitgebrachte oder vor Ort gekaufte "Dorfromantik"-Spiele bei Highlander Games, Bürgermeister-Smidt-Str. 41.

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