Wenn gar nichts mehr geht und die Schreibblockade sich im Kopf von Stine Volkmann festzusetzen droht, dann hilft nur noch Johnny Cash. Dann läuft dessen Song "Hurt" in Dauerschleife. Zusammen mit Sias "Breath me" – eine Kombi, die laut Volkmann bestens hilft, um die Worte wieder fließen zu lassen. Um dafür zu sorgen, dass sich die weißen Seiten vor ihr füllen. Dass Gedanken zu einer Geschichte werden.
Volkmann ist Autorin und lebt in Bremen. Gerade hat sie mit "Das Schweigen meiner Schwestern" ihren Debütroman herausgebracht (siehe Infokasten). Es sei "ein ganz besonderer, fast schon surrealer Moment" gewesen, als sie die gedruckte Ausgabe ihrer Familiengeschichte zum ersten Mal in der Hand hielt, sagt sie, während ein vorsichtiges Lächeln über ihre Lippen huscht.
Der Traum, Autorin zu werden
Geschrieben habe sie schon immer gerne, erzählt die 31-Jährige. "Mit zwölf war mir klar, dass ich das beruflich machen will." Der Schlüsselmoment war eine Lesung zu "Das Zimmermädchen" von Annegret Held, die sie damals auf Langeoog besuchte. "Das war das erste Mal, dass ich ein Gesicht hinter einem Buch gesehen habe", erinnert sich Volkmann. Und nun ist Langeoog genau die Insel, auf der ihr erstes Buch spielt. "Da schließt sich der Kreis."
Volkmann startete damit, kleine Comics für ihre Kuscheltiere zu entwickeln, probierte sich auch im Thriller- und Horrorbereich aus und fing an, einen Liebesroman zu schreiben, der im alten Ägypten spielt. Zwei Bücher – einen Thriller, der in einer psychologischen Klinik angesiedelt ist, und eine Backpacker-Geschichte, die in Australien spielt – schrieb Volkmann bereits in jungen Jahren. Mit beiden traute sie sich allerdings nicht an Agenturen heran. "Irgendwie waren die Geschichten für mich noch nicht fertig, ich hatte selbst kein gutes Gefühl damit", erzählt sie.
Anders bei "Das Schweigen meiner Schwestern". Aber auch hier brauchte Volkmann sieben Jahre, bis der Roman wirklich fertig war. "Es war ein langer Prozess, während dem sich auch mein eigener Stil und mein eigenes Leseverhalten verändert haben", sagt sie. Beides habe es schwierig gemacht, von der ersten Fassung bis zum Ende habe sich die Geschichte immer wieder stark verändert. Volkmann beschreibt ihren Stil selbst als sehr intuitiv. "Ich lasse die Figuren sich selbst entwickeln und manchmal überraschen sie mich dabei", sagt die Autorin. Wenn eine Idee von Seite fünf und eine andere Idee von Seite 200 plötzlich zusammenpassen und Sinn ergeben, dann sei das für sie manchmal "wie Magie", sagt sie. "Bücher haben viel Kraft, können emotional etwas in uns auslösen und uns auf eine schöne Art manipulieren", beschreibt sie selbst ihre Liebe zur Literatur.
Wie die Protagonistinnen ihres Buches wurde Volkmann in Detmold geboren, hat sich aber mittlerweile in Bremen niedergelassen. Sie hat Journalismus in Bremen und Literarisches Schreiben in Hildesheim studiert und ist – wie so viele Menschen – in Bremen hängengeblieben. "Die Stadt hat wohl irgendwas an sich", bemerkt Volkmann schmunzelnd. Volkmann schreibt Texte und illustriert Texte auf Anfrage, arbeitet nebenbei in der Gastronomie. Zum Schreiben setzt sie sich gerne an die Weser, in die Wallanlagen oder aber in einen Biergarten an der Schlachte. "Ich mag aktive Plätze, wo es eine Geräuschkulisse gibt, ohne dass man einzelne Worte heraushört", sagt sie.
Zweiter Roman in Arbeit
Volkmann arbeitet bereits an ihrem zweiten Roman. Worum es geht, verrät sie noch nicht, nur, dass es wieder eine sehr psychologische Geschichte wird. Ein Versprechen gibt sie zum Schluss auch noch: "Bis das Buch fertig ist, wird es nicht wieder sieben Jahre dauern!" Und falls es doch mal wieder hakt, dann hat Stine Volkmann ja immer noch Johnny Cash.