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Der zehnte Band liegt vor "Gewittermord": Der Bremer Autor Riekers und seine Ostfriesenkrimis

Hans-Rainer Riekers' zehnter Ostfriesenkrimi "Gewittermord" beginnt mit einer kuriosen Szene am Seedeich. Bis die erste Leiche entdeckt wird. Der Bremer Autor erzählt, wie er zum Schreiben kam.
27.09.2024, 05:00 Uhr
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Von Sebastian Loskant

Sein zehnter Ostfriesenkrimi "Gewittermord" beginnt ausgesprochen kurios. Genüsslich beschreibt der Bremer Autor Hans-Rainer Riekers, wie bei Schietwetter eine überschaubare Gesellschaft mit Bürgermeister und Landrat am Krummhörner Seedeich fröstelnd unter bunten Regenschirmen beisammensteht, um dem ersten Spatenstich zur Erhöhung des Seedeichs beizuwohnen.

Sie erlebt, wie sich der Ehrengast aus Berlin, ein bayerischer Referatsleiter im Lodenjanker, mit Krabben und Korn abfüllt, beinahe in den Entwässerungsgraben torkelt und seine Rede mit "Berg Heil!" beendet. Als der genervte Baggerfahrer endlich den ersten Haufen Schlamm aus dem Graben kippt, entdeckt er in einem offenen Plastiksack die Leiche einer jungen Frau.

"Da ist es mit mir durchgegangen", gibt Riekers zu und schmunzelt. "Ich dachte mir, ich fange mal ein bisschen schräg an." Wobei es schnell wieder ernster wird, als die alte Witwe Bentje Efken meldet, dass ihr Nachbar, ein dubioser Wunderheiler, sein Mühlenhaus seit zehn Tagen nicht verlassen hat und die Klienten vor verschlossener Tür standen. Tatsächlich wurde der Scharlatan ermordet, doch das Ermittlerteam Stefan Grote und Stine Lessing von der Kripo Aurich weiß nicht, ob es Bentje Efken trauen kann, die den letzten Besucher während eines Gewitters gesehen haben will.

War es nicht doch eine Besucherin? Zudem geben die Blutspuren Rätsel auf – sie stammen offenkundig von der noch nicht identifizierten Leiche am Deich. Als auch die Witwe ermordet wird, kommt das Duo dem Täter auf die Spur. Und muss versuchen, einen weiteren Mord zu verhindern.

Verwesende Heiler-Leiche

"Mir geht es nicht darum, wer Leuchtturmwärter Hansen das Gift in den Tee tat", bemerkt Riekers. Der ehemalige Polizeibeamte siedelt seine Romane möglichst dicht an der Realität an, konstruiert in sich schlüssige Fälle. So braucht die Beschreibung der von Fliegen bevölkerten, verwesenden Heiler-Leiche in der Mühle schon starke Nerven. Bei aller Liebe zu Ostfriesland hat er auch nicht den Ehrgeiz, wiedererkennbare Lokalitäten vom Eiscafé bis zur Seeterrasse einzubauen, wie es Klaus-Peter Wolf, der "Erfinder" des Ostfriesenkrimis, liebt. "Es geht mir um Kolorit, nicht um Folklore", betont Riekers. "Meine Fälle von Grundstücksspekulanten bis zu Heiratsschwindlern könnten überall spielen."

Zum Schreiben kam Riekers vor zehn Jahren, kurz nach seiner Pensionierung, auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für seine Enkel Lena, Bjarne und Niels. "Ich wollte etwas Bleibendes schaffen", erzählt der 72-Jährige, "und kam auf die Idee, meine Enkelkinder zu Detektiven zu machen und sie so zu schildern, wie sie sind. Die drei waren völlig baff, als die Bücher unter dem Tannenbaum lagen, die Tage danach habe ich ihnen daraus vorgelesen."

Die Bücher – als Fotodruck von vier Exemplaren erstellt – entwickelten bald ein Eigenleben: "Die Kinder verliehen sie, plötzlich rief die Schule an, ob ich eine Lesung machen könnte." Riekers’ Neffe kam auf die Idee, das Buch im Eigenverlag herauszugeben, "und die Dinger liefen erstaunlich gut". Sechs Fortsetzungen folgten, bis die Enkel aus dem Kinderkrimi-Alter heraus waren. Der Opa verlegte sich auf Erwachsenenkrimis, weil er die Serien im Fernsehen so schrecklich fand.

"Wirre Fernseh-Ermittler"

"Da laufen Ermittler herum, die haben einen Hirntumor, posttraumatische Störungen, Beziehungskrisen und Alkoholprobleme – ich kann das nicht ertragen. Denn der Fall soll doch die Spannung bieten und nicht der wirre Ermittler, von dem man nicht weiß, ob er die Folge überleben wird." Auch die Standardfloskeln ärgern Riekers. "Wie oft steht einer der Kommissare mitten in der Ermittlung auf, sagt ,Vertrau mir', zieht los und legt im Alleingang die Stadt Schutt und Asche. In jeder zweiten Vorabendserie sagt der Täter, 'Ich wollte das nicht, das müssen Sie mir glauben'." Im Moment sei es sehr beliebt, dass sich am Ende alle gegenüberstehen und anbrüllen "Leg die Waffe weg".

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Das wollte Riekers besser machen, wollte Fälle schreiben, in denen die Kommissare so vernünftig miteinander umgehen, wie er es aus dem Berufsalltag kannte, und eine logische Ermittlung zum Täter führt. So sind seine Bücher auch keine klassischen Whodunits. Ab der Hälfte weiß man meist, wer der Täter ist – danach geht es darum, ihn festzusetzen und seine Beweggründe zu verstehen. "Ich hatte das Glück, dass gleich zwei Verlage auf mein erstes Manuskript ansprangen", berichtet der Autor, der sich für den Bremer Klarant-Verlag entschied. "Nur dass meine Ermittlerin am Ende erschossen wurde, musste ich ändern – sonst hätte ja keine Serie daraus werden können."

Dass er aus seinem Beruf viele Menschen kennt, die er für Recherchen und beim Gegenlesen fragen kann, sei ihm beim Schreiben eine große Hilfe. "Am Ende aber müssen alle Bücher die Hürde meiner Frau überstehen. Wenn sie sagt ,Das ist richtig doof', fange ich halt noch mal neu an."

Info

Hans-Rainer Riekers: Gewittermord – Ein Fall für Grote & Lessing. Klarant, Bremen. 198 Seiten,12,99 €.
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