Etwas mehr als drei Jahre ist es her, dass Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte erstmals öffentlich die Pläne für ein Zentrum der Freien Künste im Tabakquartier in Woltmershausen vorstellte. Auf 5500 Quadratmetern sollte ein buntes Haus entstehen, in dem freie Künstler auch interdisziplinär und unter professionellen Bedingungen arbeiten können - mit zwei Theatersälen, Probe-, Atelier-, Studioräumen und vielem mehr.
Drei Jahre und eine unvorhergesehene Pandemie später feiert eben jenes Zentrum nun drei Tage lang seine Eröffnung. Nicole Nowak, bisher Referentin für Kunst im öffentlichen Raum beim Senator für Kultur, wird die Leitung des neuen Hauses übernehmen. Hans König war als Chefkurator auch maßgeblich für die Planung des Eröffnungswochenendes verantwortlich. Bereits am Freitagabend wurden die Feierlichkeiten mit einer künstlerischen Fassadengestaltung von Urbanscreen und einer Tanzaufführung des Steptext Dance Projekts gestartet.
Am Sonnabend und Sonntag gibt es jeweils ab 14 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit Live-Musik, Tanz und vielem mehr in den beiden Sälen und dem Foyer im Erdgeschoss des neuen Zentrums und im Saal der Bremer Philharmoniker. Den Anfang am Sonnabend macht die Blaumeier Rockband "Fransen", ab 15 Uhr stehen dann Mateng Pollkläsener und Hans König selbst mit ihrem theatre du pain auf der Bühne. Es folgen Beiträge des Musik-Ensembles La Ninfea und des Community-Dance-Projekt De Loopers. Ab 17 Uhr erzählen die Bremer Philharmoniker im Joachim Linnemann Saal (siehe Kasten) Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten". Von 19 bis 22 Uhr schließlich bietet die "Samstagabend-Gala" unter der Moderation von Charles & Erika ein "Potpourri aus unterschiedlichen Darbietungen". Mit dabei sind rund 40 Künstler, unter anderem: das Tanzkollektiv Bremen, das Damaskus-Steichquintett, Stelzen-Art und die Bremer Shakespeare Company.
Weiteres Programm am Sonntag
Weiter geht es mit Programm am Sonntag. Auch hier ist das Blaumeier Theater wieder für den Auftakt zuständig: Mit einem Walkact von "Die süßen Frauen" im Foyer. Im Kleinen Saal gibt es zeitgleich Auszüge aus "Tommy Mütze" - dem Wintermärchen 2022 des Volkshaus Theaters. Ein weiterer Höhepunkt des Programms steht um 15 Uhr mit der Verleihung des Frauenkulturförderpreises durch den Senator für Kultur an.
Anna Lott und Jörg Isermeyer veranstalten ab 15.30 Uhr eine Lesung für Kinder ab sechs Jahren, Künstler Sönke Busch hält um 16.45 Uhr eine "Spotlight Speech". Um 17 Uhr gibt es eine Filmkunst-Präsentation des Filmbüros Bremen. Das Programm endet mit einem Auftritt des Musikensembles Bremen (18.15 Uhr).
An beiden Tagen ist auf der ersten Etage des neuen Zentrums zudem eine Kunstausstellung zu sehen. Auf der Etage befinden sich mehrere Ateliers in unterschiedlichen Größen, die zukünftig bis zu 50 Künstlern für jeweils drei Jahre im Rahmen von Stipendien einen kostenlosen Arbeitsplatz bieten sollen. "Die Ausschreibung geht nächste Woche raus", sagt Nicole Nowak. "Wir denken, dass die Künstler zum ersten April einziehen können."

Nicole Nowak, Leiterin, und Hans König, Chefkurator, des neuen Zentrums für Kunst.
Am Eröffnungswochenende bespielen 19 Künstler und Künstlerinnen die Etage mit Arbeiten, die alle im Rahmen der Stipendienförderung des Senators für Kultur zwischen 2020 und 2022 entstanden sind. Der Künstler Klaus Effern zum Beispiel hat unter dem Titel "Inglorius Brazzbande" musizierende Holzfiguren geschaffen, von denen einige nun in der Ausstellung zu finden sind. Die Fotodesigner Thomas Tiensch und Christiane Böttcher haben sich 2021 mit der Frage beschäftigt, wie ihre Künstlerkollegen und -kolleginnen mit der Pandemie umgehen und daraus eine interessante Bilderreihe geschaffen.
Für Nowak und König ist das Eröffnungswochenende ein Startschuss. Ein Projekt, das "wachsen muss", so Nowak. Und dazu gehört neben der Bespielung des Hauses durch die Freie Szene, die in den kommenden Wochen und Monaten an Fahrt aufnehmen soll, auch eine Verbesserung der Verkehrsanbindung. Bisher ist das Tabakquartier nur mit dem Bus und etwas Laufweg zu erreichen. "Wir wünschen uns eine bessere Taktung der Busse und eine verbesserte Ausschilderung des Quartiers", so Nowak.