Unter dem Titel "American Dreams - Bilder aus den USA" zeigt das Übersee-Museum ab diesem Freitag eine neue Kabinettausstellung mit rund 60 Fotografien des Bremer Fotografen Volker Beinhorn. Wer Beinhorn ist, und was es in der Ausstellung zu sehen gibt.
Der Fotograf Volker Beinhorn
Volker Beinhorn ist gelernter Buchdrucker, studierte Grafikdesign an der Hochschule für Künste und ist seit vielen Jahren als Porträt- und Theaterfotograf tätig. Insgesamt sechs Mal war Beinhorn zwischen 1988 und heute in den USA. Bilder von zwei Besuchen, 2016 und 2018, sind nun in der Ausstellung zu sehen. Während dieser beiden Reisen fuhr Beinhorn einmal von New Orleans nach Nashville und New York und einmal über die Route 66 von New York nach San Francisco. Was er auf seinen Reisen fotografiert, sei stets Zufall, sagt er. "Aber ich denke beim Fotografieren immer in Doppelseiten und stelle mir schon das Buch vor, das ich später dazu mache". Für "American Dreams" hat er seine Arbeiten in fünf Kategorien unterteilt: Menschen, Steetart, Landschaften, Architektur im Aufbruch und im Verfall.

Fotografie von Volker Beinhorn, zu sehen in der Ausstellung "American Dreams" im Übersee-Museum. Sie zeigt ein tanzendes Paar, aufgenommen in der Polk Street in San Francisco.
Eine Sache ist ihm beim Blick durch die Kamera – digital, aber mit analogem Objektiv – besonders wichtig: "Ich versuche immer, möglichst an Klischees vorbei zu fotografieren." Bilder von bekannten Touristenattraktionen findet man bei Beinhorn kaum. Er fotografiert lieber die Touristen, wie sie Fotos machen.
Menschen
Gleich drei Bilder von Menschen beim Fotografieren sind in der Ausstellung zu finden. Sie stehen in San Francisco an der Lombard Street, auch bekannt als kurvenreichste Straße der Welt. Sie stehen am Grand Canyon oder am Union Square. Und anstatt all dies mit eigenen Augen zu erkunden, blicken sie durch ihre Telefone, versuchen, Gesehenes zu konservieren. Beinhorns Bilder sind "Zufallsgeschichten", und zeigen "das Theater des Lebens", wie er es selbst umschreibt. Sie entstehen durch Flanieren und Abwarten, oftmals stelle er sich einfach mitten ins Geschehen und warte, was passiert, sagt er. Genau so entstehen seiner Meinung nach die besten Bilder. Die meisten Menschen würden gar nicht merken, dass er sie fotografiere, so Beinhorn. Und selbst wenn doch: "Anders als Deutsche lassen die Amerikaner sich gerne fotografieren."
Streetart
21 Bilder von Straßenkunst quer durch die USA hat Beinhorn in der Ausstellung in einer Art Collage versammelt. Sehr präsent und farbenfroh zeigen die Aufnahmen Abbilder von Elvis, Jim Morrison, Michael Jackson oder Hank Williams. "Ich habe erst später gemerkt, wie viele amerikanische Ikonen dabei sind", sagt Beinhorn. Zusammen sind sie auf jeden Fall einer der größten Hingucker der Ausstellung.

Fotografie von Volker Beinhorn, zu sehen in der Ausstellung "American Dreams" im Übersee-Museum. Die Arbeit "Language Of The Birds" wurde in San Francisco aufgenommen.
Landschaften
Beinhorn hat ein Unwetter dokumentiert, in das er und seine Begleitung hineingefahren sind ("Ich habe wirklich Angst bekommen, dass die Hagelkörner uns die Scheibe zerstören), er hat ein großes weißes Kreuz abgelichtet, das sich in seiner Formsprache in den direkt davor stehenden Pfosten für die Überlandleitungen spiegelt. Er fand ein bewohntes Haus, mitten in der Einöde von New Mexico, war in Nationalparks, machte Bilder auf dem Weg nach Graceland und hielt so wunderbare Eindrücke fest, die die Weite des Landes verdeutlichen.
Architektur im Verfall
Fernab der großen Städte besuchte Beinhorn auf seinen Reisen viele kleine Orte entlang seiner Route. Städte, in denen ihm kaum ein Mensch begegnete, in denen es wenig zu sehen gab außer Verfall. Die verwahrlosten Hausfassaden, rostigen Motelschilder und verrammelten Geschäfte erzählen Geschichten. Geschichten von Hoffnungslosigkeit und geplatzten Träumen.

Fotografie von Volker Beinhorn, zu sehen in der Ausstellung "American Dreams" im Übersee-Museum. Die Arbeit heißt "Blue Car", aufgenommen wurde sie in Clarkesdale.
Architektur im Aufbruch
Wolkenkratzer und moderne (Büro)Gebäude, wo das Auge hinsieht. Unter dem Überthema "Architektur im Aufbruch" versammelt Beinhorn Fotografien aus New Orleans, New York, Las Vegas, Chicago. Bilder, die von ständigem Wachstum und Veränderung geprägt sind. In Chicago und New York, erzählt der Fotograf, fühle er sich besonders wohl. Während der amerikanische Traum an vielen Orten mittlerweile ausgeträumt sei, gebe es hier noch Hoffnung, so Beinhorn. Außerdem gefalle ihm die lockere Art der Amerikaner, die auch keine Scheu davor hätten, Fremde anzusprechen.
Die Frage, ob er erneut in die USA will, beantwortet Beinhorn mit einem klaren Ja. "Ich will am Grab von Jimi Hendrix in Seattle stehen, und auch New York steht für dieses Jahr noch einmal auf dem Plan", so der Fotograf. Irgendwann eine zweite Ausstellung mit Fotos aus Amerika machen will er aber erst einmal nicht. Dass es in der Zukunft erneut Aufnahmen Beinhorns zu sehen gibt, ist dennoch nicht ausgeschlossen. Beinhorn: "Ich habe noch tolle Aufnahmen aus Kuba".