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Porträt: Lilli Schakinnis Am Theater (auf)gewachsen

Ins Unternehmen der Eltern mit einsteigen? Viele Kinder haben sicher andere Träume. Lilli Schakinnis allerdings liebt die bunte Theaterwelt, die ihr Vater aufgebaut hat. Doch woher kommt diese Liebe?
02.07.2022, 05:00 Uhr
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Am Theater (auf)gewachsen
Von Alexandra Knief

Der erste Einsatz am Theater endete im Krankenhaus: Schon mit sieben Jahren wollte Lilli Schakinnis unbedingt helfen. Viel zu tun gab es immer an den Theatern ihres Vaters Knut Schakinnis, der neben der Komödie Bremen im Packhaustheater und dem Theaterschiff noch mehrere Theater in anderen Städten besitzt. Doch der Kaffee, den sie auf dem Theaterschiff an einen Tisch bringen wollte, kam dort nicht an. Er landete auf ihr anstatt bei den Gästen.

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Heute ist Lilli Schakinnis 26 Jahre alt. Das Kellnern lässt sie lieber bleiben, abgesehen davon übernimmt sie aber zahlreiche Aufgaben in den Theatern ihres Vaters. Mit zwölf arbeitete sie an ihrem ersten Bühnenbild für ein Weihnachtsmärchen in Kassel mit, halb hier und da backstage.

Zu Abi-Zeiten übernahm sie erste Aufgaben in der Kostümabteilung. Auch während ihres Illustrationsstudiums in Hamburg, das sie vor rund zwei Jahren abgeschlossen hat, half sie hier weiterhin. "Ich bin nicht nur im Theater, sondern im Laufe der Jahre auch am Theater gewachsen", sagt Schakinnis heute. Vieles habe sie sich mithilfe ihres Vaters selbst beigebracht, in dem sie es einfach ausprobiert hat. Learning by doing also. Neben ihrer regelmäßigen Arbeit als Kostümbildnerin leitet sie heute noch die Presseabteilung und steht seit Kurzem neben ihrem Vater als stellvertretende Geschäftsleitung im Impressum.

Mit vier Jahren in "Die Zauberflöte"

Das Theater in all seinen Facetten hat Lilli Schakinnis schon immer fasziniert. Und es müssen nicht immer Komödien sein - auch politisches Theater und Opern schaut sie sich gerne an. Schon mit vier Jahren saß sie im Theater Bremen bei "Die Zauberflöte" im Publikum. Ihr Vater stand damals als Schauspieler auf der Bühne. "Im Anschluss habe ich zu Hause jeden Tag zwei Stunden lang die CD gehört".

Mit sechs Jahren war sie Dauergast in "Non(n)sens", dem allerersten Stück, das auf dem noch neuen Theaterschiff (Lilli Schakinnis: "Damals für mich das größte Schiff, das ich je gesehen hatte") gespielt wurde. Das Stück dreht sich um eine Gruppe Nonnen, ähnlich der Geschichte des Films "Sister Act". "Ich kannte den ganzen Text auswendig, wäre jemand ausgefallen, ich hätte sofort einspringen können", erinnert sie sich.

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Warum also keine Karriere als Schauspielerin? "Es hat mich schon immer eher hinter die Bühne gezogen", sagt sie. Kurzzeitig habe sie mal über eine Karriere als Modedesignerin nachgedacht, noch heute zeichnet und malt sie in ihrer Freizeit viel. "Und mit drei wollte ich laut meiner Oma Autowäscherin werden", erzählt Schakinnis und lacht. "Aber das Theater ist mir einfach zu sehr ans Herz gewachsen." Es sei ein Teil von ihr, der einfach schon immer da gewesen ist und auf den sie nicht verzichten möchte. 

Gespür für die Zielgruppe

Also guckt sie sich heute gemeinsam mit ihrem Vater unter anderem Stücke in ganz Deutschland an. "So lerne ich, auf was man bei der Auswahl achten muss, welche Stücke zu uns passen und welche nicht", sagt sie. Mittlerweile habe sie hierfür ein ganz gutes Gespür entwickelt. Immer wieder versuchen sie und ihr Vater auch Stücke ins Programm aufzunehmen, die ein jüngeres Publikum ansprechen. Außerdem hat sie die Instagram-Accounts der Theater vorangetrieben und versucht, das Team um ihren Vater mit neuen Ideen zu bereichern.

Auch inhaltlich mischt Lilli Schakinnis sich gerne mal ein: Im Alltag sei es ihrer Meinung nach wichtig, keine Klischees zu bedienen oder in Schubladen zu denken. Im Boulevardtheater würden aber auch andere Regeln gelten: "Hier darf man nichts ernst nehmen, hier kriegt jeder mal auf den Deckel", sagt sie. Wichtig sei dennoch, einen Mittelweg zu finden, die Dinge nicht zu sehr zu übertreiben und auch über sich selbst lachen zu können.

"Es gab aber auch schon Momente, in denen ich mich dafür eingesetzt habe, dass Sachen nicht so auf der Bühne gesagt werden wie sie geplant waren", betont sie. Wenn Gags über bestimmte Personengruppen oder flache Witze übers Ziel hinaus schießen, setzt Schakinnis sich auch mal dafür ein, sie zu streichen. "Auch das ist ein Punkt, der mir sehr wichtig ist." 

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Gedrängt habe ihr Vater sie und ihren 19-jährigen Bruder, der hin und wieder im Bereich Animation aushilft, nie mit in den Betrieb einzusteigen. "Er hat uns immer freie Wahl gelassen", sagt Schakinnis. Für sie, da ist sie sicher, ist es aber der richtige Weg.

Und sie ist froh, ihren Vater dabei zu haben, während sie immer tiefer in die große, bunte Theaterwelt eintaucht. "Er ist ein absoluter Problemlöser und gibt mir immer ein Gefühl der Sicherheit", sagt sie. Vielleicht fühlt sich die Arbeit für sie auch deshalb immer ein bisschen "wie nach Hause kommen" an. 

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