Warum hat sich das Focke-Museum dazu entschlossen, Zeugnisse rund um die Corona-Pandemie zu sammeln?
Jan Werquet: Wir waren uns schon im Frühjahr 2020 darüber im Klaren, dass die Pandemie ein sehr einschneidendes Ereignis ist. Auch, wenn wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten, welche längerfristigen Auswirkungen Corona mit sich bringen wird, hatten wir das Bedürfnis, diese Zeit für die Nachwelt festzuhalten. Wir denken ja auch immer in die Zukunft. Das heißt, was wir momentan als Gegenwart erleben, wird irgendwann vielleicht einmal historisch relevant sein.
Was haben Sie bisher schon in die Sammlung aufnehmen können und woher stammen die Stücke?
Auf unseren Aufruf, uns Zeugnisse der Corona-Pandemie zu schicken, haben wir vor allem Fotos erhalten. Die Fotos zeigen ganz alltägliche Szenen aus dem Pandemiealltag. Also: leere Klopapierregale, Mangel an Desinfektionsmittel oder Fotos von geschlossenen Geschäften. Außerdem haben wir auch viele Masken und Schnittmuster für Masken erhalten.
Gibt es auch noch andere Stücke?
Es sind bis jetzt fast ausschließlich Fotos, die uns Menschen geschickt haben. Viele Dinge, die die Leute sich gebastelt haben, um den Alltag zu bewältigen, haben sie noch behalten, weil sie die noch genutzt haben. Aber jetzt, nachdem sich die Lage etwas entspannt hat, kommen Menschen mit diesen Gegenständen auf uns zu. Zum Beispiel habe ich von einem Vater einen Kalender erhalten, den er für seine Tochter gebastelt hat, um ihr beizubringen, wie oft am Tag sie sich die Hände waschen soll. Andere Objekte haben wir bislang eher weniger bekommen. Auf einige Stücke warten wir auch noch. Zum Beispiel hat eine Person eine Art Seilbahn konstruiert, um den Großeltern kontaktfrei über das Fenster Dinge zukommen zu lassen.
Nimmt denn das Focke-Museum noch solche Gegenstände entgegen?
Ja, man kann sich – mit einem Foto des jeweiligen Gegenstandes - beim Focke-Museum melden.
Wissen Sie denn schon, wann eine Ausstellung zum Thema realistisch wäre?
Nein, wir sind noch dabei, ein Konzept für eine temporäre Ausstellung zu entwickeln. Die könnte dann aber nur eine Momentaufnahme sein. Also eine Ausstellung, die die Zwischenergebnisse unserer Sammlung zur Corona-Pandemie präsentiert. Ein konkretes Datum dazu gibt es noch nicht.