Schließungen, 3G-Regeln, Maskenpflicht. Wie alle kulturellen Einrichtungen hatten es auch die Museen in den vergangenen drei Jahren nicht leicht, mussten ihre Programme anpassen und auf eine Vielzahl ihrer Besucher verzichten. Kehrt nun langsam wieder so etwas wie Normalität ein? Ein Überblick über die Lage der Museen in Bremen.
Kunsthalle
Mit rund 90.000 Besuchern und Besucherinnen kommt die Bremer Kunsthalle ihrem Besucherniveau aus Vor-Corona-Zeiten (130.000 Menschen) wieder ein kleines Stückchen näher. "Wir haben im Januar und Februar 2022 eine große Zurückhaltung bei den Besuchern und Besucherinnen aufgrund der Infektionsrisiken festgestellt", sagt Pressesprecherin Jasmin Mickein ergänzend. "Ab Frühjahr entwickelte sich der Zuspruch dann wieder sehr positiv." Mickein freut sich zudem über wachsendes Interesse an den Social-Media-Kanälen der Kunsthalle, insbesondere bei Instagram und Tiktok. Geschuldet sei das auch diversen Mitmach-Aktionen des Museums. Besucher konnten unter anderem Fotografien von Sonnenuntergängen einsenden oder über verschiedene Ausstellungsinhalte mitentscheiden. Nur bei Twitter habe man - entsprechend dem aktuellen Trend - rückläufige Followerzahlen.
Übersee-Museum
Das Übersee-Museum freut sich über 83.426 Besucher in 2022. Zum Vergleich: 2021 waren es etwas mehr als 47.000 Museumsgänger, vor Corona 124.000. "Wir sind mit dem Ausstellungsjahr 2022 zufrieden und freuen uns, dass sich die Besucherzahlen positiv entwickelt haben", sagt Direktorin Wiebke Ahrndt. "Nach anfänglicher coronabedingter Zurückhaltung konnten wir im Laufe des Jahres deutlich steigende Besucherzahlen verzeichnen. Das zeigt uns, dass kulturelle Erlebnisse auch in Krisenzeiten wichtig bleiben und dass unsere Ausstellungen, die sich den wichtigen Themen unserer Zeit widmen, vom Publikum gut angenommen werden."
Focke-Museum
Erfreuliche Zahlen gibt es auch aus dem Focke-Museum: Mit 47.700 Besuchen hat das Museum 2022 bereits fast wieder an das Besucher-Niveau aus der Vor-Coronazeit (50.000) angeknüpft. (2021: 21.200 Menschen). Verantwortlich für die guten Zahlen macht das Museum sein abwechslungsreiches Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm. Dazu zähle auch das Ende 2021 eröffnete Stadtlabor, in dem Ausstellungen zu sehen sind, die mit externen Kuratoren und Kuratorinnen und Experten der Zivilgesellschaft erarbeitet werden. „Das Stadtlabor hat sich bewährt, Menschen anzusprechen, die bislang nicht ins Museum kamen“, meint die Direktorin des Focke-Museums, Anna Greve.
Gerhard-Marcks-Haus
Für Arie Hartog, Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses, waren die Zahlen für 2022 "besser als erwaret". "Am Ende sind wir bei 15.500 Besuchern gelandet", so Hartog. 2021, mit mehreren Monaten, wo die Museen geschlossen hatten, waren es gerade einmal knapp 6800 Besucher, vor Corona verzeichnete das Museum mehr als 24.000 Gäste. Er beobachte, dass zwar das Stammpublikum wieder zurück ins Museum komme, aber "die Älteren weiterhin vorsichtig sind", sagt er. Ihn freue besonders, dass die Schulen wieder Besuche einplanen. Sein Fazit: "Wenn man alle Zahlen nebeneinanderlegt, haben wir seit August ein halbwegs normales Jahr." Dies heiße aber noch lange nicht, dass alles wieder so sei wie früher. "Das eigentliche Opfer von Corona ist die Neugier", sagt Hartog. "Viele Menschen, die früher auch mal in unser Museum gingen, haben sich in neuen Blasen eingerichtet und wir werden viel Zeit und harte Arbeit brauchen, um sie daraus zu locken."
Museen Böttcherstraße
"Die Pandemie wirkt weiterhin nach", lautet auch das Resümee der Museen Böttcherstraße. Dennoch zeigt man sich zufrieden: Mit 27.000 Besuchern liege man zwar noch immer ein Drittel hinter der Besucherzahl vor der Pandemie, habe aber doppelt so viele Gäste gehabt wie noch 2021. Deshalb blickt das Museum auch positiv in die Zukunft. Museumsdirektor Frank Schmidt: „Wir haben in 2022 gezeigt, wie
vielseitig unsere Ausstellungen sein können. Zwar haben wir noch nicht alle Museumsbesucherinnen und -besucher zurückgewinnen können, aber mit den hochkarätigen Projekten, die wir aktuell und im Verlauf des Jahres zeigen, bin ich guter Dinge.“
Weserburg
Mit 10.500 Besuchern kam die Weserburg 2021 nicht mal auf ein Drittel ihrer vorherigen Zahlen. Aber auch hier konnte man 2022 trotz andauernder Pandemie wieder mehr Menschen zur Kunst locken: Insgesamt 21.285 Besucher und Besucherinnen haben sich im vergangenen Jahr Ausstellungen in der Weserburg angesehen.
Städtische Galerie
Die Städtische Galerie zählte 2022 rund 4350 Besucher. Auffällig: Mehr als 2000 davon kamen zur Sommerausstellung "bike in head". "Die Themensetzung, die Möglichkeit mit dem Fahrrad direkt vom Deich der Kleinen Weser über eine Rampe in die Ausstellung zu fahren, vor allem aber die Offenheit für Passanten und Passantinnen, die von Vermittlungskräften begrüßt wurden, haben es ermöglicht, dass
die Städtische Galerie entgegen jedem Trend mit einer Ausstellung mitten in den Sommerferien sehr erfolgreich war", fasst Leiter Ingmar Lähnemann zusammen. Deutlich sei auch geworden, dass thematisch bedingte Ausstellungen und niedrigschwellige Angebote viele Besucher und Besucherinnen ansprächen, die häufig noch nie zuvor in der Galerie waren, aber im Anschluss auch für andere Ausstellungen wiederkämen.
Wilhelm-Wagenfeld-Haus
"Mit 14.293 haben wir die Besuchszahlen des letzten Corona-Jahres fast verdreifacht", berichtet Julia Bulk, Direktorin des Wilhelm-Wagenfeld-Haus erfreut. "Das ist noch nicht ganz der Vor-Corona-Stand, aber es geht aufwärts." Allgemein habe es 2022 wieder mehr Veranstaltungen gegeben. "Klassische Formate, wie Führungen, laufen noch nicht so gut wie vor Corona, aber unsere Angebote für Schulklassen werden wieder sehr rege nachgefragt."
Deutsches Auswandererhaus
Auch das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven nähert sich langsam wieder den Besucherzahlen von 2019 (159.821) an: Insgesamt kamen 2022 fast 127.000 Besucher ins Museum. "Wir hoffen auf einen weiterhin positiven Trend für die Zahlen in 2023", so Hilka Baumann aus der Presseabteilung des Museums. Optimistisch stimmt auch sie die Rückkehr der Schulklassen: "Wir hatten im vergangenen Jahr nur noch 22 Prozent weniger Schulklassen im Vergleich zu 2019. 2021 waren es noch 73 Prozent weniger."
Klimahaus
Die finalen Zahlen liegen zwar noch nicht vor, das Klimahaus rechnet aber damit, dass für 2022 unterm Strich mindestens 375.000 Besucher verzeichnet werden können. "Damit sind wir sehr zufrieden", sagt Pressesprecher Holger Bockholt. Man dürfe schließlich nicht vergessen, dass man noch in ein Corona-Jahr mit Maskenpflicht bis Anfang Juni und anfänglicher 3G-Regel gestartet ist. "Wir freuen uns darauf, jetzt wieder in ein hoffentlich normales Jahr zu starten", so Bockholt. Vor Corona zählte das Museum jährlich rund 450.000 Besucher.
Deutsches Schifffahrtsmuseum
Das Deutsche Schifffahrtsmuseum konnte seine Besucherzahlen mit 46.562 Gästen laut Pressesprecher Thomas Joppig 2022 im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. "Dies liegt zum einen daran, dass wir weniger coronabedingte Einschränkungen hatten, zum anderen aber auch daran, dass wir sowohl im Erweiterungsbau als auch in der Kogge-Halle Sonderausstellungen eröffnen konnten", so Joppig. Der Erweiterungsbau wird nun umgebaut. In der Kogge-Halle wird es 2023 zwei neue Sonderausstellungen geben.