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Dirigent Tarmo Peltokoski im Interview "Geradezu schockierend"

Er ist 21 Jahre alt und gilt als Multitalient: Tarmo Peltokoski. Am 15. und 16. Juni dirigiert er die Deutsche Kammerphilharmonie. Im Interview spricht er über schockierende Werke und seine Liebe zu Wagner.
14.06.2021, 15:51 Uhr
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Von Iris Hetscher

Herr Peltokoski, Sie sind 21 Jahre alt und gelten als großes Talent am Dirigentenpult. Wie lautet Ihr Rezept im Umgang mit erfahrenen Orchesterkollegen wie denen der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen?

Tarmo Peltokoski: Da gibt keine Formel, wir sind alle Musiker. Ich gebe dem Orchester das, was es erwarten kann von einem Dirigenten. Aber ich bekomme auch viel zurück.

Ihr Job ist es schon, der Interpretation der Werke Ihren Stempel aufzudrücken.

Ich steuere die Interpretation in die richtige Richtung, für mich ist ein Dirigent jemand, der die Einheit des Orchesters überwacht. Natürlich beschäftige ich mich schon lange mit den Stücken, die wir spielen. Von daher achte ich darauf, dass die Details, die mir wichtig sind, so rüberkommen, wie ich mir das vorstelle. Aber ich lasse auch einige Sachen offen und vertraue auf das Können der Musiker, damit wir Musik für diesen einen Moment machen können, auf den es im Konzert ankommt.

Sie spielen am Dienstag und Mittwoch Werke von Mozart, Schnittke und Wagner mit dem Orchester. Haben Sie ein Lieblingswerk?

Ich habe das Programm zusammengestellt, also mag ich alle drei Stücke. Besonders ist das "Concerto grosso Nr. 3" von Alfred Schnittke, das selten gespielt wird. Es ist ein geradezu schockierendes und überraschendes Stück. Ich kann den Zuhörern nur empfehlen, sich das nicht vor dem Konzert anzuhören, sondern völlig unbelastet ins Konzert zu kommen und sich darauf einzulassen. Es ist merkwürdig, lustig, düster. Mein Lieblingskomponist ist übrigens Wagner, dessen "Siegfried-Idyll" wir spielen.

Warum ausgerechnet Richard Wagner?

Ich war elf Jahre alt, als ich beschlossen habe, dass Wagner in meinem Leben eine wichtige Rolle spielen würde. Seither habe ich mich sehr stark mit ihm beschäftigt und freue mich nun, seine Musik in Deutschland aufzuführen.

Es gibt wenige Komponisten, die derart polarisieren: Entweder die Menschen lieben Wagner oder sie hassen ihn.

Meines Erachtens gibt es zwei Kategorien von Zuhörern. Die erste Gruppe mag sich nicht so lange auf diese langen Werke konzentrieren. Dann gibt es die, die sich in diese Werke versenken, als wäre die Musik eine Droge. Eigentlich fühlen beide dasselbe, sie reagieren nur körperlich unterschiedlich auf die Musik.

Sie komponieren auch selbst, wie ernst ist es Ihnen damit?

Das ist ein Hobby. Ich komponiere derzeit zwei Stücke, ein Streichquartett und ein Stück für Klavier und Flöte. Ich sehe mich aber nicht wirklich als Komponisten.

Das Gespräch führte Iris Hetscher.

Zur Person

Tarmo Peltokoski

ist Pianist und Dirigent und hat an der Sibelius-Akademie in Helsinki studiert. Sein Debüt als Dirigent gab er im Oktober mit dem Finnischen Radio-Sinfonie-Orchester. Als Pianist hat er bereits diverse Preise gewonnen.

Info

Es gibt noch Rest-Karten für die Konzerte der Deutschen Kammerphilharmonie mit Tarmo Peltokoski am 15. Juni und 16. Juni, 17 und 20 Uhr, in der Glocke. Das Konzert kann außerdem ab 18 Juni, 20 Uhr, für 48 Stunden (9,90 Euro) in der Klassik Cloud der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen gestreamt werden. Details:  www.kammerphilharmonie.com

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