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50 Jahre Uni Bremen Molekulargenetikerin Rita Groß-Hardt forscht an Drei-Eltern-Pflanzen

Eine Pflanze, drei Eltern: Geht das überhaupt? Ja, das hat die Bremer Molekulargenetikerin Rita Groß-Hardt nachgewiesen. Eine fast unglaubliche Entdeckung, die viel Potenzial verspricht.
28.06.2021, 10:24 Uhr
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Molekulargenetikerin Rita Groß-Hardt forscht an Drei-Eltern-Pflanzen
Von Simon Wilke

Auch Pflanzen haben Eltern, Mutter und Vater, denn auch bei Pflanzen verschmelzen Ei- und Spermazellen im Zuge der Fortpflanzung. Im Gegensatz zu tierischen Organismen, das ist mittlerweile bekannt, ist es jedoch möglich, dass eine Pflanze gleich zwei Väter haben kann. 2017 erbrachte die Arbeitsgruppe um die Molekulargenetikerin Rita Groß-Hardt den ersten Nachweis einer solchen Drei-Eltern-Pflanze. Das aus wissenschaftlicher Sicht Interessante daran: Bei dem Prozess kann die Spermazelle des zweiten Vaters einen biologischen Mechanismus, eine Art DNA-Kontrollpunkt, umgehen, der eigentlich das eingebrachte genetische Material auf Kompatibilität prüft. "Das ermöglicht es uns, auch Pflanzen miteinander zu kreuzen, die mit herkömmlichen Methoden gar nicht kombinierbar waren", erklärt Groß-Hardt.

Schon früh beschäftigte sie sich mit Reproduktionsforschung an Pflanzen. Bevor sie nach Bremen wechselte, war sie Juniorprofessorin am Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen der Uni Tübingen und untersuchte, wie sich aus Vorläuferzellen pflanzliche Eizellen entwickeln. Dann stieß das Team auf Pflanzen, bei denen in der Nähe der Eizelle mehr als die eigentlich benötigten Spermazellen abgeliefert wurden – eine Voraussetzung für Polyspermie, also das Eindringen mehrerer Spermazellen in eine Eizelle. Doch ein erster Förderantrag beim Europäischen Forschungsrat (ERC) zur Erforschung des Phänomens wurde abgelehnt. "Damals fand man die Idee noch zu bizarr, und ich hatte keinen Nachweis einer solchen Pflanze", sagt sie. Das änderte sich, und mittlerweile forscht sie, vom ERC gefördert, mit dem Pflanzenzüchter KWS zur Frage, ob eine Drei-Eltern-Kreuzung bei Nutzpflanzen Marktpotenzial hat.

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In einem zweiten Forschungsschwerpunkt untersucht Groß-Hardt mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachbereiche die sogenannten Kraftwerke der Zelle, die Mitochondrien. Warum übernehmen sie anscheinend unterschiedliche Aufgaben innerhalb einer Zelle, und lässt sich das vielleicht beeinflussen? Eine Arbeit, die ohne enge Kooperationen nicht möglich wäre. "Ich mache gerne außergewöhnliche Forschung", erklärt Rita Groß-Hardt, "und dafür ist Bremen ein toller Standort."

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