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Musikfest Bremen Brandee Younger-Trio entzaubert die Harfe

Gar nicht exotisch: Das Brandee Younger-Trio zeigte im BLG-Forum, dass die Begriffe Harfe und Jazz sehr gut zusammenpassen. Auch, wenn an einige Stellen akustisch hätte nachgebessert werden können.
02.09.2022, 11:25 Uhr
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Von Gerd Klingeberg

Die Harfe gilt in der Jazzmusik bislang als eher exotisches Instrument. Warum eigentlich? Das fragte man sich spätestens nach dem Musikfest-Konzert von Harfenistin Brandee Younger im BLG-Forum. Denn die stilistisch breit aufgestellte New Yorker Jazzerin demonstrierte bravourös, dass die große Konzertharfe keineswegs nur für himmlische Harmonien, sondern auch für einen gewiss ungewohnten, dennoch zweifellos authentisch jazzigen Sound taugt.

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Gemeinsam mit dem Bassisten Rahsaan Carter und Schlagzeuger Allan Mednard präsentierte Younger Ausschnitte aus ihrem Album „Somewhere different“. Bereits nach einigen locker arpeggierten Einstiegsakkorden klinkten sich Bass und Schlagzeug ein. Zunächst zurückhaltend, dann etwas stärker, nervöser, sich gegenseitig mehr und mehr antreibend, um später allmählich wie im Nichts zu verebben. Ein starkes Hörerlebnis, wenngleich mit kleinen Abstrichen.

Vor allem in der ersten Konzerthälfte waren die filigranen Melodielinien, der mitunter weiche Klangteppich, die akzentuiert gezupften Akkorden des imposanten Saiteninstruments oft nur zu erahnen hinter prasselnden Trommelsalven und wuchtigem Bassdonner des dominant auftrumpfenden Schlagzeugs. Das war „Love and Struggle“ („Liebe und Kampf“), so einer der gespielten Titel, in einer zwar deutlichen, aber vermutlich nicht ganz so beabsichtigten Umsetzung.

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Bei zwei während des Lockdowns entstandenen Eigenkompositionen konnte Frontfrau Younger in ausgedehnten solistischen Partien das angenehme Timbre der Harfe in bluesig balladesker, transparenter Klangfarbigkeit vermitteln. Als bekennender Alice Coltrane-Fan, jener Frau, die maßgebend war für die Verwendung der Harfe im Jazz, hat sie vieles von deren spirituellen, geradezu hypnotisch anmutenden Klangstrukturen in das eigene Harfenspiel einfließen lassen. Neben klassischem Jazz begeisterte sie die Zuhörer aber auch mit Funk und aufwühlendem Hip-Hop. Und mit kraftvoll angeschlagenen dichten Tönen, kontrastiert vom Drive schwungvoller Glissandi über nahezu den gesamten Tonumfang der Harfe. Jazz irgendwie anders, aber spannend und reizvoll. Und keineswegs exotisch.

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