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Outreach-Projekte Wie Bremer Museen neue Zielgruppen erreichen wollen

Mit einer Förderung von 400.000 Euro sollten die Bremer Museen in den vergangenen zwei Jahren Projekte realisieren, um neue Zielgruppen zu erreichen. Nun gibt es eine Bilanz – hat sich die Investition gelohnt?
09.11.2024, 05:00 Uhr
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Wie Bremer Museen neue Zielgruppen erreichen wollen
Von Alexandra Knief

379.005 Euro. So viel Geld hat der Senator für Kultur im Rahmen des sogenannten Bremen Fonds in die Hand genommen, um sieben von ihm geförderte Museen zu unterstützen, nachdem die Besucherzahlen während der Pandemie stark eingebrochen waren. Außerdem sollten mit dem Geld sogenannte Outreach-Projekte umgesetzt werden, die die kulturelle Teilhabe fördern – sprich: Menschen ans Museum heranführen, die bisher nicht zu den Besuchern gehörten. Im Auftrag der Kulturbehörde wurden die Projekte, die im Zeitraum von Juli 2022 bis März 2024 stattfanden, nun ausgewertet und die Frage beantwortet: Hat sich das Ganze gelohnt?

Welche Projekte stattfanden: Die Projekte des Focke-Museums zielten vor allem darauf ab, ein besseres Netzwerk mit verschiedenen Einrichtungen und den Bewohnern der Vahr aufzubauen und gemeinsam mit ihnen neue Projekte zu entwickeln. Es wurden Flyer an alle Haushalte verteilt, mit denen die Bewohner freien Eintritt ins Museum erhielten, gemeinsam mit unterschiedlichen Organisationen wurden Führungen für bestimmte Zielgruppen realisiert, es gab Aktionen in den Quartieren und ein Familienfest.

Das Gerhard-Marcks- und das Wilhelm-Wagenfeld-Haus erarbeiteten gemeinsam mit Kultur vor Ort das Projekt "Auf den Tisch", mit dem Ziel, insbesondere bei Kindern aus Gröpelingen Vorurteile und Barrieren gegenüber Kunst und Museen abzubauen. Dies geschah in mehrtägigen Schulworkshops – inklusive Museumsbesuch und Ausstellung mit eigenen Arbeiten der Kinder. Die Kunsthalle wählte einen ähnlichen Ansatz und vertiefte die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindertagesstätten. Außerdem setzte das Museum auf die gezielte Ansprache neuer Zielgruppen in den Sozialen Medien, weitete sein Fest "Kunst unlimited" aus und bot das offene Malangebot "Kunst vor der Halle" an.

Die Museen Böttcherstraße verlegten ihr "Kinderatelier vor Ort" in Kooperation mit den Bibliotheken in die Stadtteile und boten kreative Workshops an. Im Anschluss an diese erhielten die Kinder und ihre Familien kostenlosen Eintritt inklusive Anfahrt ins Museum. Außerdem konnte das Museum jeweils ein Mitglied aus der ukrainischen und arabischsprachigen Community für Führungen schulen.

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Das Übersee-Museum konzentrierte sich auf seine direkten Nachbarn in der Bahnhofsvorstadt und setzte wie viele der anderen Museen auf den Aufbau von Netzwerken. Es wurden Einladungskarten mit kostenlosem Eintritt und Infos über das Museum verteilt und zusammen mit anderen Einrichtungen und Stadtteilbewohnern offene Angebote für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt – unter anderem ein Sprach- und ein Näh-Café, ein Vorlesetag, ein Spielenachmittag, ein Afrika-Kultur-Tag, eine Kleidertauschbörse, Feste und vieles mehr. Das Museum beteiligte sich an Events im Stadtteil und bot seine Räume für Veranstaltungen an.

Die Weserburg organisierte zwei Projekte: Das Schulprojekt "Das sagt mir was" lud zu einer Entdeckungstour im Museum ein, bei der den Schülern über ein Comic aktuelle Kunst näher gebracht wurde und sie auch selbst kreativ werden konnten. Das Projekt "Until we meet again" sollte gezielt Bremer und Bremerinnen mit südostasiatischen Wurzeln ansprechen.

Was das Ganze in Zahlen heißt: Insgesamt wurden mit den Projekten 10.600 Menschen erreicht, von denen die meisten bisher wenig mit den Museen in Berührung gekommen waren. Es wurden mehr als 50 Workshops organisiert, über 150 Führungen angeboten, rund 100 Treffen in den Quartieren organisiert und etwa 250 Lehrkräfte und Betreuer aus dem Kinder- und Jugendbereich involviert.

Welches Fazit die Museen ziehen: Die Museen stufen die Projekte als Erfolg ein, auch wenn sicher nicht, die erreicht wurden, nun zu regelmäßigen Museumsgängern geworden sind. Auf Anfrage bestätigten viele der Museen allerdings auch: Ohne dauerhafte finanzielle und personelle Mittel können die genannten Projekte nicht oder nur in weitaus geringerem Umfang fortgesetzt werden. Laut der Auswertung wünschen die Museen sich eine Verstetigung der Projekte.

Was die Kulturbehörde sagt: Auch die Kulturbehörde sieht die Notwendigkeit, gezielt Projekte zu finanzieren, mit denen die Museen Barrieren abbauen können. "Obwohl es den Museen zum Teil gelungen ist, Drittmittel einzuwerben, um einzelne Angebote weiterhin kostenlos anbieten zu können, bräuchte es für eine kontinuierliche Outreach-Arbeit weitere öffentliche Mittel", sagt Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz. "Allerdings müssen wir abwarten, was in den nächsten Haushaltsverhandlungen möglich ist. Hier ist die Lage aktuell eher schwierig."

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