Bremen. Wo wird die moderne Kunst künftig in Bremen angesiedelt sein? So wie jetzt, in einem Altbau im Herzen der Stadt, wo sich die Kunstbetrachtungen mit Blicken auf die Altstadt abwechseln?
Oder in einem Neubau am Eingang zur Überseestadt? Seit zwei Jahren schiebt man die Entscheidung über den Standort der Weserburg auf, lässt prüfen und wieder prüfen.
Angesichts der bekannten Skandalfälle explodierender Kosten sowohl bei Neubauten (siehe Elbphilharmonie) als auch bei der Sanierung alter Häuser (siehe Siemens-Hochhaus) ist es legitim, im Vorfeld sorgfältig zu rechnen. Doch zwei Jahre lang? Einer zentralen Frage kommt man durch Kostenprüfung nicht näher: Wo will die moderne Kunst hin – und wohin kann sie ihre Besucher eher locken? Mehr als die Hälfte der Weserburg-Besucher kommt nicht aus Bremen, viele sehen sich Weserburg, Gesellschaft für aktuelle Kunst und Künstlerhaus in einem Zug an. Diese Achse der aktuellen Kunst würde ein Umzug in die Überseestadt auseinanderreißen.
Doch wenn ein Neubau finanzierbar ist, werden sich die Verantwortlichen dafür entscheiden, glauben Kenner der Kunstszene. Und in der Überseestadt könnte ein neues Zentrum entstehen. Kann das gelingen? Von vielen, die den Umzug wollen, wird die Kunst als Instrument betrachtet, um die Überseestadt zu beleben. Doch mehr soziale Vielfalt, wie man sie im Wirtschaftsressort jetzt reichlich spät anstrebt, ist für eine Belebung des Quartiers wohl wichtiger. Ob moderne Kunst auch nach dem Abflauen der ersten Neugier Menschen in die Überseestadt ziehen kann, wird vom Programm abhängen.
Spektakuläre Bauten wie das Centre Pompidou in Paris und das Centre de Cultura Contemporània in Barcelona sind viel größer, sie sitzen mitten in den Altstädten der Metropolen. Bremen ist keine Riesenstadt, und die Weserburg hat begrenzte Mittel. Einen lebendigen Kulturtempel in der Überseestadt zu schaffen, kann nur gelingen, wenn man auf Kooperationen setzt und das Haus jenseits der Ausstellungen zum attraktiven Kulturort macht.