Frau Köslich, was gucken Sie gerade?
Norina Köslich: Ganz ehrlich: Im Moment schaue ich einen Reiseblog auf Youtube, "Blue Horizon". Eine Gruppe junger Menschen, Anfang 20, segelt entlang der Küste Südamerikas im Atlantischen Ozean und erkundet Land und Leute. Die sind seit zwei Jahren unterwegs, waren erst zu viert, jetzt nur noch zu zweit. Das Ganze ist ziemlich hochwertig gefilmt, mit Drohne, aber alles ohne entsprechende Ausbildung oder Kamerateam.
Wieso schauen immer mehr Leute Youtube-Formate?
Ich mache das eigentlich schon seit vielen Jahren. Zwischenzeitlich war es weniger, aber die Sendung habe ich jetzt durch Zufall vor ein paar Tagen gefunden, und es gefällt mir einfach.
Sie schauen also gerne Dokumentationen.
Es wäre schön, wenn ich nur Dokus gucken würde. Aber zuletzt habe ich "Inventing Anna" gesehen, das ist ja sehr erfolgreich, und ich liebe "Haus des Geldes" – kein Geheimtipp, aber aktuell meine Lieblingsserie.
Lieber spannend oder lieber lustig?
Reine Comedy gucke ich eigentlich selten. Ansonsten kommt es auf die Stimmung an. Wenn ich lange gearbeitet habe, ist mir etwas Spannendes manchmal zu anstrengend. Wenn es zu langsam ist, bin ich wiederum schnell gelangweilt...
Wie sieht's mit Filmen aus?
Ich muss sagen: Da bin ich ein bisschen raus. Früher habe ich viele Filme geguckt, aber durch die Serienflut geht es mir wie, glaube ich, vielen anderen: Filme sind in den Hintergrund gerückt.
Was war denn der letzte, den Sie gesehen haben?
Das ist noch gar nicht lange her. "Don't look up" mit Jennifer Lawrence und Leonardo DiCaprio. Ich fand ihn etwas nervig, muss ich sagen. Er war okay. Nicht lustig, sehr überzeichnet und dafür leider nicht so bahnbrechend geistreich, dass ich dachte: Wow, das ist der Spiegel, der mir entgegengehalten werden muss. Aber natürlich waren die Darsteller gut.
Gibt es denn Schauspielerinnen oder Schauspieler bei denen Sie jede Produktion schauen?
Mittlerweile wird mir das eher von den Streamingdiensten diktiert. Früher habe ich online die Filmografien von Regisseuren und Schauspielern gelesen, um dann alle ihre Filme zu gucken, zum Beispiel bei Moritz Bleibtreu. Aber mittlerweile wird viel beworben, oder der Algorithmus schlägt es direkt vor.
Wie steht es denn um Musik bei Ihnen?
Ich höre gerne Hip-Hop. Das ist ja eigentlich sehr männlich dominiert, aber ich höre viel Frauen-Rap, Shirin David, Haiyti oder, international, Shenseea. Ruhige Musik ist nichts für mich, keine Balladen, keine Lounge-Musik. Höchstens zwischendurch mal etwas Pop.
Hören Sie auch Podcasts?
Viel. Sehr viel.
Nämlich?
"Lage der Nation" höre ich immer – ein Podcast zum tagespolitischen Geschehen. Und gerade bin ich dran an "Hotel Matze". Da war der Schriftsteller Benedict Wells zu Gast, und ich habe noch zwei Stunden zwanzig Minuten des Gesprächs vor mir.
Also lange Gespräche statt kurzer Häppchen?
Kürzer als eine halbe Stunde finde ich eher anstrengend. Das ist ja eigentlich entgegen dem Trend, aber zur Not pausiere ich einfach und höre später zu Ende.
Letzte Frage: Welches Buch lesen Sie aktuell?
Gerade lese ich "Der große Gatsby" von F. Scott Fitzgerald. Ich bin noch am Anfang, aber es gefällt mir. Früher habe ich viel von Martin Suter gelesen, weil er sehr viel Recherchearbeit einfließen lässt und man einen guten Einblick in ausgesuchte Milieus bekommt.
Die Fragen stellte Simon Wilke.