Mit welchen Aktionen will die Buchbranche in Bremen und Umgebung Leserinnen und Leser (zurück-) gewinnen? Mit welchen Innovationen punkten die Buchläden in der Stadt und im Umland? Buchhändlerinnen aus drei Geschäften geben Auskunft.
„Die Schatulle“ in Osterholz-Scharmbeck
Seit 1979 gibt es „Die Schatulle“ in der Bahnhofstraße in Osterholz-Scharmbeck – aber alt geworden ist sie nicht. Ganz auf der Höhe der Zeit ist sie zum Beispiel auf Facebook, Youtube und Instagram vertreten. Und dafür ist sie sogar als eine der drei besten Buchhandlungen Deutschlands ausgezeichnet worden. Genauer gesagt: für die DoFis - die Donnerstagsfilme.
Das sind einfache, bis zu sechzig Sekunden lange Filmchen, in denen die beiden Chefinnen einen Buchtipp abgeben. „Das muss knackig sein, neugierig machen und einen Twist haben“, erklärt Ute Gartmann, die mit ihrer Schwester Sabine Gartmann den Laden führt. „So binden wir die Leute emotional und tauchen auch in der Onlinewelt auf.“
Noch wichtiger sei aber das Auftreten in der analogen Welt. Deshalb überlegen sich die Schwestern immer neue Aktionen und Veranstaltungen, mal gemeinsam mit Schulen, mal unterwegs in der Natur oder an ungewöhnlichen Orten. „Zum Beispiel gibt es die Reihe Schatulle 31 – immer am 31. denken wir uns besondere Aktionen aus: ein Rosenfest, eine Wald-Exkursion oder eine Snack-Lesung zum Beispiel.“
Nachdem die beiden Chefinnen von der Studie gehört hatten, machten sie eine eigene Erhebung: „Wir haben Strichlisten gemacht und das Alter der Kunden geschätzt, bei uns ist die Verteilung ganz gut. Es kommen auch viele junge Eltern, Jugendliche und Kinder“, so Ute Gartmann. Sinkende Kundenzahlen könne sie in ihrem Laden nicht feststellen. „Vielleicht ist das eher ein Problem der großen Ketten. Mit einem persönlich gehaltenen, kleinen Laden haben wir Stammkunden, und dank der lebendigen Einkaufsstraße auch viel Laufkundschaft.“
Thalia-Buchhandlung in der Obernstraße
Neue Konzepte, um Kunden anzulocken? „Unser Unternehmen hat ständig neue Ideen und Konzepte“, sagt Petra Kischkat, Filialleiterin der Thalia-Buchhandlung in der Obernstraße. Besonders online versuche die Buchhandelskette, den Kunden viel Service zu bieten. Und das nicht nur auf dem Desktop, sondern auch auf dem Smartphone.
„In unserer App können die Kunden ihren Lieblings-Buchhändlern oder -händlerinnen folgen. Das sind reale Menschen, die auch hier in der Filiale arbeiten. Und die veröffentlichen regelmäßig persönliche Buchtipps in der App“, erklärt Kischkat. Diese Tipps können die User auch filtern, indem sie ihre Vorlieben angeben.
Aber auch in der analogen Welt bekommen die Kunden Buchtipps. „Am Eingang der Filiale steht ein großer runder Tisch. An jedem Buch ist eine Banderole mit einem kleinen Kommentar befestigt. Diese Banderolen kommen auch von den Kollegen hier im Haus“, erklärt die Filialleiterin. Und wer individuell beraten werden will, könne sich direkt an die Mitarbeiter wenden.
All das soll die persönliche Bindung der Leser an die Buchhandlung stärken und ihnen Orientierung in der Flut der Neuerscheinungen geben. Um dem Kundenschwund entgegenzuwirken, der sich seit Jahren bei Thalia bemerkbar mache, hält Petra Kischkat es für wichtig, dem Kunden eine Art „Erlebniseinkauf“ zu bieten. „Wir haben oft Events hier im Haus – Kochaktionen, Lesungen oder Bastelaktionen.“ Außerdem gebe es immer besonders dekorierte Thementische.
„Logbuchladen“ in Bremen-Walle
Das Ladengeschäft ist hell und voll, überall stehen kleine Dinge zwischen den Büchern. Im „Logbuchladen“ in Walle werden Geschenkartikel, Postkarten und Papeterieartikel mit Büchern gemischt. Die Geschäftsführerin Sabine Stiehler sitzt zwischen dem liebevoll dekorierten „Einschulungs-Tisch“ und dem großen Schaufenster auf einer Holzbank. „Ich merke schon, dass es eine Sehnsucht und Rückbesinnung der Leute gibt – sie wollen in die Geschäfte in ihrem Viertel gehen, wollen sich dort überraschen lassen“, berichtet sie.
Deshalb setze sie neben dem Mainstream auf eine Auswahl besonders schön gestalteter, außergewöhnlich illustrierter Bücher. Auf der Homepage ihrer Buchhandlung bietet sich außerdem die Möglichkeit des Online-Kaufs. „Dann müssen die Käufer nicht bei Amazon bestellen und können sich das Buch direkt am nächsten Tag bei uns abholen“, so Stiehler. Außerdem gäbe es im Geschäft regelmäßige Veranstaltungen wie Lesungen oder Werkstattgespräche, das Programm ist online abrufbar.
„Verdienen kann man daran zwar nichts, aber es ist die beste Werbung“, sagt Sabine Stiehler. Den größten Vorteil sieht sie aber in der Lage ihres Ladens. 2012 gründete sie mit ihrem Mann den Logbuchladen in der Überseestadt. „Da gab es kaum Laufkundschaft. Vor einem Jahr sind wir in die Waller Einkaufsstraße gezogen, das war die beste Entscheidung.“ Die auch geografische Nähe zum Kunden und die Sichtbarkeit seien das A und O. „Und die kompetente Beratung durch ausgebildete Mitarbeiter“, so Sabine Stiehler.