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Serie "Kunst für Bremen" Wie die Künstlerin Gabriele Konsor Schönes mit Hässlichem verbindet

Bremen hat eine eigene Kunstsammlung, die in einer Inventur erfasst wird. In unserer Serie „Kunst für Bremen“ stellen wir einige markante Arbeiten und Künstler vor. Heute: "Erst die Arbeit" von Gabriele Konsor.
18.07.2025, 05:00 Uhr
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Von Teresa Benke
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Eines fasziniert die Delmenhorster Künstlerin Gabriele Konsor ganz besonders: die Ambivalenz des Schönen und des Hässlichen. Immer wieder greift sie dieses Thema in ihrer Kunst auf. So auch in dem aufklappbaren Diptychon "Erst die Arbeit", das im Rahmen der Ausstellung "Ja leck mich am Arsch!" im Foyer der Städtischen Galerie hängt.

Woher kommt die Faszination?

Besonders Konsors Studienaufenthalt in Madrid habe die Faszination ausgelöst, wie Angela Tietze von der Städtischen Galerie berichtet. "Die religiöse Kunst in den südlichen Ländern changiert zwischen dem Alltäglichen und dem Sakralen, dieses Nebeneinander hat sie begeistert." Besonders in Kirchen sei der Delmenhorsterin diese Ambivalenz aufgefallen. "Dort gibt es sakrale Kunst direkt neben künstlichen Kerzen. Oder Christus-Figuren mit einer Langhaarperücke", erzählt Tietze.

Wer ist die Künstlerin?

Seit 1989 ist die in Delmenhorst geborene Gabriele Konsor als freischaffende und bildende Künstlerin aktiv. Zuvor schloss sie ihr Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Kunst und Musik (Vorgänger der heutigen Hochschule für Künste) in Bremen ab. Konsor selbst bezeichnet sich als Konzeptkünstlerin. Sie war Teil verschiedener nationaler und internationaler Kunstprojekte. Mittlerweile lebt und arbeitet sie in dem brandenburgischen Dorf Strodehne. Hier arbeitet sie "auf und mit dem Land", wie sie auf ihrer Website schreibt. "Mittlerweile arbeitet sie weniger provokant. Ihre Werke haben viel mit gesellschaftlichem Engagement zu tun", erzählt Tietze. Ein Beispiel ist das partizipative Projekt "Seil verdreht", bei dem aus 1200 Metern Strangmaterial, das von Dorfbewohnern, aber auch Vereinen zur Verfügung gestellt wurde, gemeinsam ein fast 60 Meter langes Seil gewickelt wurde.

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Was ist auf dem Diptychon zu sehen?

"Auch in diesem Werk erkennt man die Lust an dem etwas Fiesen", erläutert Tietze. Dabei zeigt das Diptychon aufgeklappt und zugeklappt sehr unterschiedliche Szenen. "Geschlossen ist es sehr viel reduzierter", erklärt Tietze.

Im zugeklappten Zustand fällt vor allem die nackte Brust der dargestellten Frau ins Auge. Es scheint so, als würde Blut aus der Brustwarze tropfen. "Hier wird das Sexuelle und Lustvolle aufgegriffen", sagt Tietze. Gleichzeitig sieht man zwei sehr haarige Hände, die einen abgerissenen Stecker halten. Sie scheinen nicht zur restlichen Erscheinung der Frau zu passen. Erst wenn man die Tafel aufklappt, sieht man, zu wem die Hände eigentlich gehören – oder mal gehört haben. Ein Mann beugt sich über die Frau. Sein sabbernder Mund ist geöffnet, eine Schere in der einen Hand, ein Messer in der anderen Hand, mit dem er die Frau penetriert. "Hier wird es sehr drastisch, die Penetration wirkt brutal." Seine Unterarme scheinen ursprünglich zum Körper der Frau gehört zu haben und sind übersät mit Nähten.

Erst beim genaueren Hinschauen erkennt man, dass sich ein Ventil am Körper der "Frau" befindet – es handelt sich also um keinen Menschen, sondern um eine Puppe. "Hier geht es deutlich um die Provokation, mit der die Künstlerin auch oft arbeitet", erklärt Tietze. Auch ein biblisches Element wird aufgegriffen: Nicht nur die Hände des Mannes sind sehr behaart, sondern auch sein restlicher Körper.

Auf seinem Kopf sieht man ebenfalls einen kräftigen Haarwuchs. Wie Tietze erklärt, kann man dieses Detail als Anspielung auf die alttestamentarische Geschichte von Samson interpretieren, der seine Kraft aus seinen langen Haaren zog. "Hier sowie auch im ganzen Kunstwerk spielt die Künstlerin immer wieder mit Momenten des Schönen und des Hässlichen."

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