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Serie "Kunst für Bremen" Wie der Bremer Künstler Tom Gefken Rhythmus und Erinnerung verbindet

Bremen hat eine Kunstsammlung, die aktuell in einer Inventur erfasst wird. In der Serie "Kunst für Bremen" stellen wir einige Arbeiten vor. Heute: der Objektkasten "Beat I" von Tom Gefken.
03.07.2025, 05:00 Uhr
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Von Teresa Benke
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Was ist sichtbar? Was ist verborgen? Zwei Fragen, die die Arbeit des Bremer Künstlers Tom Gefken maßgeblich prägen. Auch für den Objektkasten "Beat I", der sich seit 2013 in der Sammlung der Städtischen Galerie befindet, bildeten sie die Grundlage.

Was soll das Werk aussagen?

Tom Gefken beschäftigt sich in "Beat I" vor allem mit der Zeit und der Erinnerung. "Was bewegt mich? Woran haftet mein Blick? Wo kreuzt sich das Triviale mit dem Wesentlichen?", beschreibt er den Schaffensprozess. Die Interpretation der Arbeit soll aber offenbleiben. "Dem Rezipienten soll Raum für eigene Assoziationen gegeben werden", erklärt Anja Wohlgemuth von der Städtischen Galerie.

Was zeigt der Objektkasten?

Als Betrachter muss man ganz genau hinschauen, um kein Detail in Gefkens Werk zu übersehen. Der 50 mal 70 Zentimeter große Objektkasten besteht aus verschiedenen Schichten, die alle ihre eigene Geschichte erzählen. Den Titel "Beat I" trägt das Werk dabei nicht nur aufgrund des Schlagzeugs, das im Vordergrund zu sehen ist. "Es gibt mehrere Ebenen hintereinander, in denen das Rhythmische immer wieder auftaucht", erläutert Angela Tietze von der Städtischen Galerie. So greift das Porträt rechts neben dem Schlagzeug den Rhythmus der Kommunikation auf. "Wichtig ist die Haltung. Man sieht ein Telefonat", betont Tietze. Der Mann, den das Porträt zeigt, ist Tom Gefken selbst. Der Fokus solle aber weniger auf der Person liegen, sondern eher auf der gezeigten Kommunikation.

Gleichzeitig wird durch die verschiedenen Ebenen auch der Rhythmus des Erinnerns aufgegriffen. Je länger man das Werk betrachtet, desto mehr Schichten werden dem Auge "freigelegt". Dies gleiche dem Prozess des Erinnerns, wie der Künstler es selbst beschreibt. Die im Hintergrund montierten Zettel zeigen eine ganz besondere Form des Erinnerns. Auf ihnen steht handschriftlich "Wenn ich aufwache, ist", ergänzt durch einen Wochentag. Diese Zettel hat der Künstler von einer Freundin, die im Altenpflegeheim arbeitet, erhalten. Eine der dort lebenden Frauen, die an Demenz erkrankt war, schrieb sich jeden Abend vor dem Zubettgehen auf, welcher Tag der Nächste sein würde, und legte den Zettel auf ihren Nachttisch. Am nächsten Morgen diente diese Notiz ihr dann als Orientierung. "Auch hier geht es um einen Rhythmus. Es zeigt, wie ein Leben rhythmisiert wird", erklärt Tietze.

Die nächste Ebene, die teilweise von den Zetteln bedeckt ist, ist eine Tapete, die das Muster einer Ziegelsteinmauer hat. Ein erneuter Verweis auf das Thema des Erinnerns: Hinter einer Tapete befinden sich oft verschiedene Schichten, die mit Erinnerungen verbunden sind – manchmal sind es die eigenen, manchmal die von anderen.

Wer ist der Künstler?

Tom Gefken wurde 1960 in Bremen geboren und lebt auch heute in der Hansestadt. 1985 war er einer der Mitbegründer der Galerie des Westens. Gefken arbeitet als freischaffender Künstler. Seine Werke werden regelmäßig in Einzel-und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Außerdem ist er Preisträger verschiedenster Wettbewerbe. Seine Werke befinden sich sowohl im öffentlichen Besitz als auch in privaten Sammlungen. Einige seiner Arbeiten sind aktuell auch in der "Ja leck mich am Arsch"-Ausstellung in der Städtischen Galerie zu sehen.

Welche Art von Kunst macht er?

Gefken ist für den Wechsel verschiedener Techniken bekannt. Dabei ist er in den Bereichen Malerei, Assemblage, Objekt und Installation tätig. Als Vorlage oder Material verwendet er dabei oft eigene oder fremde Fotografien aus seinem Umfeld und aus den Medien. Zentrales Thema ist für ihn seine Gegenwart und das Erinnern. "Vielfach versucht er, über das Collagieren oder Zusammenfügen neue Bedeutung zu schaffen", erklärt Tietze. Auch die Zettel der dementen Frau tauchen öfter in seinen Arbeiten auf.

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