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Bremer Organisator im Gespräch Wie "TurnUp Brmn" 35.000 Besucher auf die Bürgerweide locken will

Im August treten auf dem Festival "TurnUp Brmn" Rap-Stars wie Luciano und Pashanim in Bremen auf. Der 20-jährige Organisator spricht im Interview über seine Ziele und verrät weitere Details zur Veranstaltung.
01.03.2025, 05:00 Uhr
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Von Teresa Benke

Herr Geßner, "TurnUp Brmn" strebt an, das größte Festival seiner Form in Deutschland zu werden – und das mit niedriger Eintrittsbarriere. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Leonard Geßner: Das ist eigentlich aus einer Schnapsidee entstanden. Ungefähr vor anderthalb Jahren, als das ein oder andere Festival, das HipHop Open in Stuttgart fällt mir da spontan ein, bankrott gegangen ist. Das war so der Moment, in dem mir klar geworden ist, es gibt den Markt für Hip-Hop-Festivals in Deutschland schon, aber die Leute sehen es nicht ein, 200 Euro für die Tickets auszugeben. Dann kommt noch das Campen, Essen etc. dazu. Am Ende zahlst du für zwei Tage Festival fast genauso viel, wie für eine Woche Urlaub. Das passt einfach nicht mehr zusammen. Ich bin selbst bei meiner Mutter aufgewachsen, sie war alleinerziehend, 200 Euro hätte ich mir niemals leisten können. Ich finde es schade, dass Musik – gerade Hip-Hop – so eine hohe Eintrittsbarriere setzt. So hatte ich dann das Gefühl, da muss genau in dieser Zeit jetzt mal etwas passieren.

Warum die Entscheidung für Bremen?

Bremen stand von Anfang an fest. Da wurde mir auch oft von abgeraten. ´Leonard, willst du Geld damit verdienen, dann geh doch nach Hamburg`, wurde oft gesagt. Aber ich bin in Bremen aufgewachsen, ich bin stolzer Bremer und mir hat so etwas immer gefehlt in meiner Jugend. Ich musste immer nach Hamburg oder Hannover fahren, um meine Stars zu sehen. Für mich war immer klar, dass ich etwas für Bremen machen will. Ziel ist auch, das Festival ab jetzt jedes Jahr zu machen. Ich habe schon zu meinen Jungs gesagt, ich will, dass unsere Kinder irgendwann dahin gehen. Wir wollen zur Hip-Hop-Institution werden – wir wollen eine Art "Legacy" (Anm. d. Red.: Erbe) für Bremen schaffen. Und es soll nicht nur bei dem Festival bleiben. Wir wollen wirklich die Leute hierherholen und die Plattform des Festivals nutzen, um Bremen etwas zu bieten.

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Ein Festival zu organisieren: Was bedeutet das eigentlich?

Am Anfang hatte ich auch keine konkrete Vorstellung, wie man das angeht. Ich habe mit vielen Leuten und Unternehmen gesprochen und nach und nach hab ich dann ein Team aufgebaut, vor allem auch an Dienstleistern. Es war tatsächlich relativ schnell so, dass alle die Idee gut fanden. Und die ersten Hauptsponsoren haben auch sehr schnell zugesagt. Danach wusste ich, jetzt habe ich eine Chance, auch ernsthaft Schritte einzuleiten, denn sobald ein Künstler gebucht ist, ist er gebucht, ob der dann am Ende spielt oder nicht.

Mit Luciano, Pashanim und Yung Hurn haben Sie bereits sehr große Künstler gebucht. Wie konnten Sie sich das – gerade mit dem niedrigen Ticketpreis – leisten?

Ich hatte Glück, dass die Bookingagentur, mit der wir zusammenarbeiten, total an das Konzept geglaubt hat. Einer aus der Agentur ist Bremer, der sich auch sehr gefreut hat, dass in seiner Heimatstadt endlich mal was passiert. Das war eine Kombination aus ganz, ganz viel Feingefühl und Leuten, die für uns die Hand ins Feuer gelegt haben. Auch bei den Ticketpreisen will ich nicht mich in den Vordergrund stellen, sondern eher die Partner. Wir haben wirklich großzügige Sponsoren gefunden, denen die Stadt am Herzen liegt. Als ich ihnen die Idee von den Tickets erklärt habe, waren sie sofort dabei. Auch sie haben gesagt, dass Bremen so etwas braucht.

Gehen Sie dadurch ein hohes finanzielles Risiko ein?

Da ist keine genaue Summe zu nennen, aber es ist ein vernünftiger siebenstelliger Betrag und da ist ein guter Teil davon auch von dem, was ich die letzten Jahre so erarbeitet habe. Also ich gehe all in, es geht schon um alles für mich.

Wie fühlen Sie sich damit?

Ich muss schon sagen, das ist wahrscheinlich die stressigste Phase meines Lebens gewesen, auch gerade noch. Du hast immer wieder kleine Freudenmomente, aber es stehen dann trotzdem noch viele weitere Dinge an. Und es gibt immer wieder Momente, in denen ich realisiere, wie groß das Festival ist. Zum Beispiel als Luciano das Festival in seiner Instagram-Story gepostet hat. Als es losging, dass er so ein großer Star wurde, war ich das erste Mal im Klub und jetzt spielt er auf meinem Festival – das ist schon absurd.

Waren Sie vorher schon in der Festival-Branche tätig?

So etwas wie ein Festival habe ich vorher noch nie gemacht. Ich habe mit 13 angefangen, politische Interviews zu machen und schnell gemerkt, um professioneller zu werden, brauchst du am Ende Geld, um Leute bezahlen zu können, die gewisse Dinge einfach besser können als du. Dadurch habe ich früh einen Unternehmergeist entwickelt. Irgendwann habe ich auch gemerkt, dass der Wirtschaftsjournalismus mich noch mehr interessiert. Ich hatte zum Beispiel einen Wirtschafts-Podcast in Bremen. Nach und nach hat sich immer mehr aufgebaut und über ganz viele Umwege haben wir es auch hinbekommen, zwei Serien für Amazon zu produzieren. Generell ist das bei mir oft so, ich habe ein Ziel vor Augen und merke dann auf dem Weg, was klappt und was nicht.

Ihr Ziel für das Festival sind 35.000 Besucher – wie soll das realisiert werden?

Zum einen haben wir die großen Stars der Zeit da, die es in Norddeutschland auch nur bei uns diesen Sommer zu sehen geben wird, also müssen sogar alle stolzen Hamburger nach Bremen kommen, um diese Stars zu sehen. Und das zu einem wirklich fairen Ticketpreis von 45 Euro.

Wie läuft der Ticketverkauf denn bisher?

Sogar besser als erwartet. Wir haben jetzt schon mehr Tickets verkauft, als andere kleine Festivals Kapazität haben. Auch überregional, wir haben zum Beispiel überraschend viele Tickets nach München verkauft. Und das ist ja genau das, was wir wollten.

Können Sie uns schon etwas zu weiteren Acts verraten?

Was ich sagen kann, ist, dass noch Bremer dazukommen. Und es gibt ja noch ein großes Fragezeichen, das heißt es wird noch eine sehr große Überraschung geben. Das werden wir auch nicht so schnell auflösen, vielleicht ein paar Tage vorher, vielleicht auf dem Festival, vielleicht erst, sobald der Vorhang fällt.

Sie machen es also spannend.

Was ich schon verraten kann, ist, dasses auf dem Festivalgelände auch noch eine Art Jahrmarkt geben wird. Alle unsere Partner werden etwas aufbauen, also wirklich Erlebnisstände. Nicht ganz so wie auf dem Freimarkt, aber die Leute sollen echt noch was erleben können.

Das Gespräch führte Teresa Benke.

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Zur Person

Leonard Geßner ist 20 Jahre alt und gebürtiger Bremer. Mit 13 startete er in den Politikjournalismus, hat seitdem für die "Wirtschaftswoche" und die "Welt" geschrieben, ein eigenes Buch veröffentlicht und den ersten Bremer Wirtschaftspodcast gegründet. Für Amazon produzierte er die Serien "The Mittelstand" und "Selfmade". Neben der Organisation des Festivals ist er aktuell als Geschäftsführer einer Produktionsfirma tätig.

Zur Sache

Am 2. August findet mit "TurnUp Brmn" auf der Bürgerweide erstmalig ein Deutschrap-Festival statt. Als Acts angekündigt sind unter anderem die Rapper Luciano, Pashanim, Yung Hurn und Symba. Der Einlass soll um 14 Uhr beginnen, danach sind nach Angaben der Veranstalter neun Stunden Programm geplant. Tickets können aktuell noch auf der Webseite des Festivals https://turnupbrmn.de/ erworben werden.

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