Rund 500 bis 700 Meter bis zum nächsten Lebensmittelgeschäft, weiter sollten die Wege für Bremerinnen und Bremer beim Einkaufen nicht sein. In etwa zehn Minuten zu Fuß sollte man überall in der Stadt einen Supermarkt erreichen können, dieses Ziel setzt man sich im Bauressort. „Besonders im Lebensmittelbereich sollte die 700-Meter-Stadt gelten", sagt Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne). Damit stärke Bremen die Quartiere, betreibe Klimaschutz, weil für den Weg zum Supermarkt kein Auto benötigt werde, und wappne sich für den demografischen Wandel. Perspektivisch wird es mehr ältere Menschen in Bremen geben. Nur wenn Supermärkte zu Fuß erreichbar seien, schneide man alte Menschen, die kein Auto mehr haben können oder wollen, nicht von der Grundversorgung ab, so Schaefer.

Das Bauressort hat für das Nahversorgungskonzept analysiert, wo die Wege zum Einkaufen in der Stadt derzeit noch zu weit sind.
In den meisten Gebieten wird das Ziel der kurzen Wege laut Bauressort bereits erreicht. Viele Bremer Stadtteile haben eigene kleine Zentren mit Supermärkten, Gemüsehändlern und Bäckern. Ein solches Stadtteilzentrum ist zum Beispiel das Gebiet rund um die Lindenhofstraße in Gröpelingen. Andere Gebiete sind an größere Einkaufszentren angeschlossen. Aber es gibt auch Lücken in der Bremer Nahversorgung. Im Bauressort wurde zuletzt für das Nahversorgungskonzept genau analysiert, wo die Wege zum Einkaufen zu lang sind.
Wo Bremen steht
„In dichten Wohngebieten haben wir meistens eine gute Versorgung", urteilt Markus Löwer, Referatsleiter für Stadtentwicklung im Bauressort. "Wenn wir Probleme haben, dann oft eher in den dünner besiedelten Gebieten." In einer Stadtkarte zur Nahversorgung benennt das Bauressort, wo Supermärkte fehlen. Darin sind auch unterversorgte Gebiete markiert, die aber – zum Beispiel wegen einer geringeren Bewohnerdichte – wenig Potenzial für die Ansiedlung eines Markts bieten. Dazu gehören zum Beispiel Grolland, Teile von Rablingshausen und von Borgfeld.
Wo die größten Lücken klaffen
Doch auch in dicht besiedelten Quartieren klaffen noch mehrere größere Lücken. Stadtentwickler Stolle benennt die fünf wichtigsten. Ein großes Loch gab es bis vor Kurzem in der Überseestadt. Dem schnell wachsenden neuen Stadtteil fehlten lange nicht nur Kitas und Schulen, sondern auch Supermärkte. Zwar gibt es seit einiger Zeit einen Discounter beim Europahafen. Doch beim Holzhafen fehlte noch ein Lebensmittelgeschäft. Im Sommer 2021 öffnete nun hinter dem Großmarkt ein Supermarkt. Er werde zwar noch einmal umziehen, bleibe aber ganz in der Nähe, so Stolle.
Klar ist für die Stadtentwickler im Bauressort, dass die Entwicklung neuer Wohngebiete nicht so laufen soll wie in der Überseestadt: In anderen Neubaugebieten seien jetzt überall Supermärkte von Anfang mit eingeplant. Ein Beispiel dafür ist Huckelriede. Dort gibt es ebenfalls ein Gebiet, dem Supermärkte fehlen. Als Teil der Gartenstadt Werdersee ist aber ein neuer Supermarkt geplant, der angrenzende Gebiete mitversorgen soll.
Besonders dringend benötigt wird ein Supermarkt derzeit in Tenever. Dort schloss 2017 ein Discounter und hinterließ eine große Lücke. 6000 Menschen sind seitdem unterversorgt. Abhilfe ist erst in ein bis zwei Jahren in Sicht (siehe Artikel unten). Von Versorgungslücken betroffen ist auch Bremen-Nord: Dort gibt es gleich zwei Gebiete, in denen Supermärkte fehlen.
Wo die Nahversorgung gut ist
Als ein Beispiel für eine gute Nahversorgung nennt Jan-Dierk Stolle den Stadtteil Findorff: „Da haben wir entlang der Hemmstraße drei Vollsortimenter, einen Discounter, den Wochenmarkt und viele kleinere Läden, und fast nirgends braucht man mehr als zehn Minuten zu Fuß zum Einkaufen.“ Eine gute Versorgung gebe es auch in Mitte, im Viertel, in der Neustadt und in Walle.
Was die Stadt tun kann
Doch wie können Stadtentwickler darauf einwirken, dass sich ein Supermarkt in einem unterversorgten Gebiet ansiedelt? „Unsere Einflussmöglichkeiten sind begrenzt“, stellt Löwer klar. Die Stadt könne keinen Händler zwingen, sie müsse auf Kooperation setzen. „Vor allem können wir Händlern beim Finden eines Grundstücks helfen.“ Wenn private Grundstücke als Standort für einen Supermarkt infrage kämen, könne man in den Dialog mit den Eigentümern gehen. Doch in manchen Gebieten seien geeignete Flächen schwer zu finden, das habe sich zuletzt in Teilen von Schwachhausen und im Zentrum von Borgfeld gezeigt.
Über Nahversorgung in Bremen soll an diesem Dienstag um 18.30 Uhr bei einer Podiumsdiskussion diskutiert werden. Die Debatte wird live aus dem Johann-Jacobs-Haus gestreamt. Interessierte können zuschauen auf dem Youtube-Kanal der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (Skums), zu finden unter "Skums Bremen". Organisiert wurde die Veranstaltung vom Bauressort mit dem Wirtschaftsressort und der Handelskammer.