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Amtsgerichtsleiter soll es es richten Mäurer holt Verstärkung ins Standesamt

Nachdem Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) die Leitung des Bremer Standesamtes übernommen hat, präsentierte er am Montag seine erste Personalentscheidung, mit der er die Behörde wieder auf Kurs bringen will.
25.07.2016, 15:00 Uhr
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Mäurer holt Verstärkung ins Standesamt
Von Kristin Hermann

Nachdem Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) die Leitung des Bremer Standesamtes übernommen hat, präsentierte er am Montag seine erste Personalentscheidung, mit der er die Behörde wieder auf Kurs bringen will.

Eigentlich wollte Heinz-Jürgen Nagel in diesen Tagen in den Ruhestand gehen und seine Rente genießen. Doch jetzt steht er vor einer Aufgabe, die wahrscheinlich nur wenige an seiner Stelle übernommen hätten. Nagel soll das Bremer Standesamt wieder auf Kurs bringen. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) stellte den 65-Jährigen am Montag im Gespräch mit dem WESER-KURIER als seinen neuen Sonderbeauftragten vor.

Nagel ist seit 2001 Geschäftsleiter im Bremer Amtsgericht und dort für die Organisation von 310 Mitarbeitern zuständig. Nun soll der studierte Rechtspfleger in den kommenden Wochen die Ordnung im laufenden Betrieb im Standesamt wieder herstellen und ein Sonderteam gründen, das die vielen liegengebliebenen Anträge abarbeitet. Dabei handelt es sich um mehrere hundert Geburtsurkunden, die noch ausgestellt werden müssen und Anträge auf Eheschließung (wir berichteten).

Ende der Woche will Nagel ein Büro im Standesamt Bremen-Mitte beziehen, um für die Mitarbeiter als Ansprechpartner vor Ort zu sein. "Das Standesamt war bisher ein Ort für mich, den man bei Tod, zur Eheschließung oder der Geburt betritt", sagt Nagel. Er müsse sich nun erst einmal in die Materie einarbeiten.

Sonderteam arbeitet ruckläufige Fälle auf

Am Montag führte er zusammen mit dem Innensenator ein erstes Gespräch mit den Mitarbeitern im Standesamt. Mäurer gibt sich optimistisch, den richtigen Mann für die Aufgabe gefunden zu haben. Nagel hätte jahrelange Erfahrung mit Krisenmanagement im Justizbereich. "Dort haben wir zum Teil Rückstände gehabt, die um ein Vielfaches höher waren", sagt Nagel. Wie genau das Sonderteam für die kommenden Wochen aussehen soll und wie viele Mitarbeiter konkret für die ruckläufigen Fälle benötigt werden, konnten Mäurer und Nagel noch nicht einschätzen.

Die schwierigste Aufgabe sei es, Personal zu finden, das überhaupt dazu befähigt sei, Beurkundungen durchzuführen – das dürfen nur Standesbeamte. Im Moment sind die Verantwortlichen auf der Suche nach ehemaligen Mitarbeitern des Standesamtes, die in eine andere Behörde gewechselt und bereit sind, auszuhelfen.

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Zwangsversetzen wolle man dabei niemanden, betont Mäurer. In der Innenbehörde selbst gebe es kaum Standesbeamte, die einspringen können. Trotzdem habe am Freitag bereits Mäurers Sekretärin und sein Personalratsvorsitzender dabei geholfen, Paare zu trauen, sagt der Innensenator. Außerdem hätten am Montag einige Mitarbeiter aus der Innenbehörde ausgeholfen, damit sich der laufende Betrieb im Standesamt verbessert.

Kürzere Schlangen

Die Schlangen waren am Montagmorgen augenscheinlich nicht ganz so lang, wie noch in der Woche zuvor, doch trotzdem mussten einige Kunden mehrere Stunden warten, bis sie an der Reihe waren. Shahab Fakirzada und Yvonne Nowak sind schon das fünfte Mal in dem Gebäude an der Hollerallee, um Angelegenheiten für ihre Hochzeit zu regeln.

Nach Angaben der Innenbehörde dauert die Bearbeitung der Fälle länger, wenn beide oder ein Teil der Eheleute aus dem Ausland kommt. Dann seien die Prüfvorgänge komplizierter als sonst. So ist es auch bei Olubode Ogundijo und Alina Schreiber, die im Ausland geheiratet haben und ihre Ehe nachbeurkunden lassen wollen. Um am Montag an die Reihe zu kommen, haben sie sich schon um 5.20 Uhr vor das Standesamt gestellt.

Mit einer Prognose, wie lange es dauert, bis solche Zustände im Standesamt vermieden werden können, tut sich Nagel schwer. "Ich wäre froh, wenn ich im Laufe des Jahres mit der Aufgabe abschließen könnte", sagt er. Doch auch dann soll das Standesamt der Innenbehörde unterstellt bleiben und nicht, wie zunächst angekündigt, nur sechs Monate.

Rückkehr zu geordneten Strukturen

Das kündigte Mäurer am Montag ebenfalls an. "Ich bin überzeugt davon, dass wir die Sache abschließend regeln sollten", sagt er. Er erhofft sich so, schnell wieder zu geordneten Strukturen zurückzukommen. Stadtamtsleiterin Marita Wessel-Niepel wollte zu diesem Vorstoß keine Stellung beziehen. Bis vergangenen Donnerstag stand das Standesamt noch unter ihrer Leitung.

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Das Standesamt steht seit Tagen in der Kritik der Bürger und der Opposition. Noch immer steht weniger als die Hälfte des Personals zur Verfügung. Am Montag sind es nach Angaben der Innenbehörde 18 von 42 Mitarbeitern gewesen. Die restlichen sind nach wie vor krank oder im Urlaub. Nagel will sich dieser Aufgabe trotzdem annehmen. Seine Gründe dafür klingen selbstlos: "Ich habe während meiner Berufslaufbahn eigentlich immer jemanden gehabt, der sich für mich eingesetzt hat. Da darf man auch mal etwas zurückgeben." Anfang August sollen drei neue Standesbeamte zum Team hinzustoßen, in wenigen Wochen sollen sieben Mitarbeiter eingestellt werden.

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