Beim Straßenbahnfahren in Bremen ist der Oldenburger Hans-Dieter Lovis einem „extrem seltenen“ Phänomen auf die Spur gekommen. Zumindest nach Einschätzung der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) war es in den vergangenen zweieinhalb Jahren gerade mal eine Handvoll Fälle, in denen Papierfahrscheine nicht in den Entwerter gepasst haben. Lovis ist es nach eigenem Bekunden „mehrfach passiert“, dass die Tickets zu breit waren und nicht abgestempelt werden konnten. „So wird man zum Schwarzfahrer wider Willen.“
Die BSAG nimmt die Sache ernst: „Wir wollen schließlich niemanden in eine peinliche Situation bringen“, beteuert Sprecher Jens-Christian Meyer. Deshalb habe man das Problem intern untersucht und die mutmaßliche Ursache eingekreist – noch in dieser Woche soll das Problem aus der Welt geschafft werden.
Das Problem ist nicht neu
Die erste Erkenntnis lautet: Das Problem habe es auch schon bei Delbus in Delmenhorst gegeben, das die gleichen Apparaturen und die gleiche Software nutze. Zwischenzeitlich sei mit dem Hersteller Kontakt aufgenommen worden. Zweitens, so Meyer, habe sich herausgestellt, dass offenbar ausschließlich Tickets betroffen seien, die in den Kundenzentren des Verkehrsunternehmens gekauft wurden, nicht aber Fahrscheine aus Zeitungs- und Tabakläden. Vor der Pandemie seien jährlich rund 4,5 Millionen Papiertickets verkauft worden, im vergangenen Jahr waren es, bei drastisch gesunkenen Fahrgastzahlen, laut BSAG noch circa zwei Millionen.
Allem Anschein nach gebe es einen Fehler bei der Ansteuerung des Druckers, sagt Jens-Christian Meyer. Wenn das Problem auftauche, seien es stets die ersten und letzten Tickets der Vierer- und Zehnerblöcke aus dem Vorverkauf, die zu breit ausfielen. „Das ist der Stand unserer Recherchen.“
„Wir wollen unsere Fahrgäste vor dem Verdacht der Beförderungserschleichung schützen“, stellt der Sprecher klar. Deshalb seien die Kontrollteams über die zu groß geratenen Fahrkarten informiert. „Wenn jemand so ein Ticket vorzeigt, wird es an Ort und Stelle entwertet“, sagt Meyer. Der Hinweis, den Hans-Dieter Lovis bei der BSAG bekommen hat, er möge sich an den Fahrer oder die Fahrerin wenden, ist derzeit coronabedingt nicht weiterzuempfehlen: „Das Fahrpersonal soll Abstand halten und nicht die Tür öffnen“, sagt Meyer. „Deshalb gibt es aktuell auch keine Tickets vorn im Bus zu kaufen.“
Nicht nur das Format bereitet zuweilen Probleme. Auch die hauchdünne Beschaffenheit der Papierstreifen kann zur Hürde werden. Beim Versuch, die Tickets durch die Lichtschranke im Entwerter zu schieben, kann ein ungewolltes Plissee das Ergebnis sein. Jens-Christian Meyer verweist darauf, dass das Material mehreren Anforderungen zu genügen habe: Es müsse „stabil genug“ sein, die Bedruckung ausreichend lange halten, und „mit der Feinmechanik“ der Apparaturen harmonieren. „Wir haben das immer derzeit beste Angebot der Industrie.“ Und Hans-Dieter Lovis muss künftig nicht mehr zur Schere greifen.