Politikfreie Zone
Wehret den Anfängen! Nach diesem Grundsatz ist die Sozialbehörde gegen eine mutmaßliche Wahlkampfveranstaltung der SPD im Bremer Westen eingeschritten. Die dortigen Genossen hatten zu einer "Waller Spielplatz-Tour" eingeladen. In Begleitung von Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) wollten sie auf verschiedenen öffentlichen Spielflächen nachschauen, ob sich die Anlagen in einem guten Zustand befinden. Die grün-geführte Sozialbehörde bekam von der Sache Wind und untersagte die Aktion. "Veranstaltungen von Parteien oder ihren Gliederungen sowie Verteilaktionen" würden auf Spielplätzen "grundsätzlich nicht erlaubt", beschied das Haus von Senatorin Anja Stahmann den SPD-Unterbezirk Bremen-Stadt. "Diese entsprechen nicht dem Sinn und Zweck der Nutzung als Spielfläche." Man fordere die SPD daher auf, die Veranstaltung abzusagen und die Behörde davon "unverzüglich in Kenntnis zu setzen".
Der scharfe Ton überraschte die Genossen. Nach einigem Hin und Her konnten sie die Behörde noch überzeugen, dass es sich bei der "Spielplatz-Tour" nicht um eine politische Veranstaltung im engeren Sinne handelte, sondern um eine Begehung. Nicht mehr und nicht weniger. Die Tour konnte letztlich stattfinden, der Bürgermeister wurde nicht in Handschellen abgeführt.
Wen man halt so kennt
Der "Kulturladen Huchting" ist, ohne es zu ahnen, bei der CDU angeeckt. Auf einer Freifläche neben der Kunsthalle hat der Kulturladen in den vergangenen Tagen großformatige Fotografien von Bremerinnen und Bremern ausgestellt. Auf den Plakaten geben die Porträtierten Auskunft zu der Frage, was sie unter dem Begriff "Würde" verstehen. Bei etwa einem Dutzend der Abgebildeten handelt es sich um Politiker – allerdings ausschließlich aus den Reihen von SPD, Grünen und Linken. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther ist darunter, SPD-Bürgerschaftsmitglied Elombo Bolayela, Arbeits-Staatsrat Kai Stührenberg (Linke) und einige weitere bekannte Vertreter von Rot-Grün-Rot. Bei den Christdemokraten glaubt man: Das ist kein Zufall. Doch, ist es, entgegnet Kulturladen-Geschäftsführerin Vera Zimmermann. Sie habe einfach überlegt, wen sie in der politischen Szene so kenne, und diese Personen dann angesprochen. "Das folgte keinerlei politischem Proporz", versichert die Stadtteilaktivistin. Unstrittig ist derweil die handwerkliche Qualität der großformatigen Porträts. Die Fotografen Meike Rohde und Juan Luis Trujillo haben Meisterliches abgeliefert.
Nomen est omen
Wein aus Bremen. Klingt ein bisschen wie Ananas aus Alaska, aber es gibt ihn tatsächlich. Seit 16 Jahren sammelt der Grünen-Abgeordnete und Weinhändler Ralph Saxe Trauben aus privaten Gärten ein und stellt daraus eine Cuvée her, die dann im Rahmen einer Benefiz-Aktion verkauft wird. In diesem trockenen und heißen Sommer muss sich Saxe mit der Lese sputen. Die Trauben von seinem "Hauptweinberg" – einem Garten in der Franziusstraße – haben bereits ein Mostgewicht von 90 bis 100 Grad Oechsle, was eher für eine Spätlese typisch wäre. Und das Anfang September. Passend zu diesem Befund hat Saxe nun den Namen für seinen Bremer Weißwein gewählt. Zu kaufen gibt es in einigen Monaten den 2022er "Klimawandel".