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Assistenzkräfte sollen helfen Personalnot in Einrichtungen der Evangelischen Kirche hält an

In den Kitas der Evangelischen Kirche herrscht Personalnot. Zum neuen Kita-Jahr will der größte freie Träger dem Problem mit einem neuen Modell begegnen.
15.08.2023, 17:46 Uhr
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Personalnot in Einrichtungen der Evangelischen Kirche hält an
Von Frank Hethey

Um dem akuten Personalmangel zu begegnen, setzt die Bremische Evangelische Kirche (BEK) in ihren Kitas künftig verstärkt auf den Einsatz von Assistenzkräften. Das hat der Leiter des Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Carsten Schlepper, am Dienstag zum Auftakt des neuen Kindergartenjahres 2023/24 angekündigt. Die ungelernten Kräfte sollen den Fachkräften bei Routineaufgaben zur Hand gehen, erklärte Schlepper bei einem Pressegespräch in der Kita Jona in der Gartenstadt Vahr.

Den Bedarf können die Neueinstellungen allerdings nicht decken. "Wir gehen nicht mit voller Besetzung ins Kindergarten-Jahr", sagte Schlepper. Es werde Probleme geben, die Kinderbetreuung in vollem Umfang zu gewährleisten. Die Eltern müssten damit rechnen, ihre Kinder früher als vorgesehen abzuholen. Auch Gruppenschließungen wollte Schlepper nicht ausschließen. "Wir haben einfach nicht genügend qualifizierte Fachkräfte. Und die werden wir auch in den nächsten Jahren nicht haben."

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In dieser Situation sollen mehr Assistenzkräfte so gut wie möglich helfen. Vorausgegangen war ein Pilotprojekt im vergangenen Jahr. An 20 von 65 Standorten kamen rund 30 Assistenzkräfte zum Einsatz. Schlepper sprach von "sehr guten Erfahrungen". Das Modell soll jetzt in allen Kitas des größten freien Trägers in Bremen eingeführt werden. Derzeit beschäftigt die BEK in ihren 65 Kitas rund 200 Assistenzkräfte, die meisten davon als persönliche Assistenzen für Kinder mit Förderbedarf. Insgesamt will die BEK bis zu 300 Assistenzkräfte einstellen. 

Schlepper betonte, dass die Assistenzkräfte nicht als günstige Alternative zu pädagogischen Fachkräften beschäftigt werden sollen. "Wir werden keine 500 Assistenzkräfte sehen, das Ganze muss in Relation zu den Fachkräften stehen." Der Schlüssel für das Verhältnis von Assistenz- und Fachkräften liege bei eins zu vier, dafür gebe es in Bremen auch eine Richtlinie. Schlepper: "Die Assistenzkräfte blockieren keine Vollzeitstellen." Vielmehr sollen Assistenzkräfte unter anderem beim Waschen, Wickeln, Frühstück oder Mittagessen eingesetzt werden.

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Als Assistenzkräfte hat die BEK pädagogisch nicht ausgebildete Männer und Frauen im Alter von 18 bis 55 Jahren im Visier. "Das können junge Leute sein, die von der Schule kommen und sich ausprobieren wollen." Man habe aber auch schon Eltern eingestellt – allerdings nicht an der Kita ihrer Kinder. Die Assistenzkräfte werden nach Tarif bezahlt und können sich während ihrer Arbeitszeit für den Erziehungsberuf weiterqualifizieren. Bei einer einwöchigen digitalen Jobkampagne sind laut Schlepper 32 Bewerbungen für eine Anstellung als Assistenzkraft eingegangen. "Wenn davon 18 bleiben, war das eine richtig gute Kampagne."

Kritisch sieht Schlepper die Ankündigungen zur Gewinnung von Fachkräften im rot-grün-roten Koalitionsvertrag. "Diese Maßnahmen sind alle bekannt, das machen wir schon seit ein paar Jahren auf diese Weise." Die Kita-Betreuung müsse flexibler gestaltet werden. Oft genug wollten Eltern ihre Kinder nur für einen verkürzten Zeitraum in einer Kita unterbringen. "Platz-Sharing gibt es in ganz Deutschland, nur in Bremen nicht." Ein Versäumnis, das Schlepper nicht Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD), aber ihren Vorgängerinnen anlastet.  

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Eine weitere Neuerung: Mit Beginn des neuen Kitajahres soll es in den Kitas der BEK zusätzlich zum Mittagessen auch ein Frühstück geben. Das Angebot soll laut Ariane Döring, Koordinatorin für Hauswirtschaft und Hygiene, "gutes regionales und saisonales" Frühstück in sämtlichen BEK-Kitas zunächst an drei, im Idealfall an fünf Tagen umfassen. Problematisch ist aus Sicht von Schlepper, dass die Mittel dafür aus dem Kita-Qualitätsgesetz des Bundes kommen und daher anders als das Mittagessen abgerechnet werden müssen. Sein Ziel: eine Pauschale für die gesamte Verpflegung ab 2025. 

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