Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Mehr Blüten im Umlauf Wie ein Bremer Geschäft Falschgeld erkennt

Falschgeld ist auch im Bremer Einzelhandel nach wie vor ein Thema. Doch es gibt mehrere Möglichkeiten, wie sich die Geschäfte dagegen wappnen.
30.08.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wie ein Bremer Geschäft Falschgeld erkennt
Von Ralf Michel

„Wenn wir größere Summen Bargeld erhalten, prüfen wir jeden Schein“, sagt Jasmin Hassoun und fährt einmal mit dem Stift über den 50-Euro-Schein. Kein Misstrauen gegenüber dem Kunden, man wolle niemanden beschuldigen, betont die Einrichtungsberaterin des Bremer Designermöbelladens Boconcept. Vielmehr eine schlichte Notwendigkeit, um auf Nummer sicher zu gehen. Im ersten Halbjahr 2024 hat die Deutsche Bundesbank rund 38.600 gefälschte Banknoten aus dem Verkehr gezogen – 29 Prozent mehr als im Halbjahr davor. Der Nennwert der gefälschten Banknoten betrug rund 2,4 Millionen Euro.

„Wäre es Falschgeld, würde der Schein sich verfärben“, erklärt Hassoun die Funktionsweise des Kontrollstiftes. Der Stift ist eine Methode, um Blüten zu erkennen. Andere Geschäfte, vor allem auch Supermärkte, setzen bei der Kontrolle von Geldscheinen auf Scanner, die den Schein durchleuchten. „Meistens merkt man aber schon daran, wie sich der Schein anfühlt oder wenn man ihn sich genauer anschaut, wenn etwas nicht stimmt.“

"Fühlen, sehen, kippen"

Es gibt eine ganze Reihe von Sicherheitsmerkmalen, anhand derer man die Echtheit eines Scheines überprüfen kann, erläutert die Einrichtungsberaterin. Zur Anwendung komme dabei das Prinzip „Fühlen-Sehen-Kippen”. Echtes Banknotenpapier besteht zu 90 Prozent aus Baumwolle und fühlt sich griffig und fest an, ist zugleich aber weicher als normales Papier. Auf der Vorderseite haben die Banknoten zudem ein fühlbares Relief und kurze erhöhte Linien an beiden Rändern, die ertastet werden können.

Unter die Rubrik „Sehen“ fallen Merkmale wie das Porträt einer Frau (der „Europa“) im unbedruckten Bereich jeder Note, das als Schattenbild auftaucht, wenn man den Schein gegen das Licht hält. Ebenso wie der Sicherheitsfaden und das kleine durchsichtige Porträtfenster im oberen Bereich des Hologrammstreifens, in dem ab der 20-Euro-Note noch einmal das Gesicht der „Europa“ auftaucht.

Schließlich das „Kippen“: Jasmin Hassoun kippt den 50-Euro-Schein vor sich hin und her und schon tauchen auf dem rechten silbernen Streifen außer der „Europa“ eine 50 und das Hauptmotiv des Geldscheines in Miniaturform auf. Am einfachsten und schnellsten sei Falschgeld aber an der Zahl unten links zu erkennen. „Wenn ich den Schein kippe, verändert sich die Farbe und da wandert ein hell schimmernder Balken auf- und abwärts.“

Ja, Falschgeld sei schon noch Thema im Einzelhandel, sagt Stefan Hertel, Pressesprecher des Handelsverbands Deutschland. „Bei uns ist ja noch viel Bargeld im Umlauf.“ Aber die Scheine würden in der Regel geprüft, bestätigt Hertel die Mitarbeiterin von Boconcept. Dafür würden die Mitarbeiter schon in der Ausbildung oder in speziellen Schulungen der Unternehmen geschult. Von dem von der Bundesbank gemeldeten deutlichen Anstieg von Falschgeld habe er in Bremen aber nichts bemerkt, ergänzt Jan König, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Nordwest.

Was Elke Heussler seitens der Sparkasse Bremen bestätigt. „Wir konnten keine signifikanten Veränderungen im Bereich Falschgeld feststellen. Die Mengen sind seit 2020 in etwa gleichbleibend und derartig gering, dass sich keine validen statistischen Aussagen machen lassen“, sagt die Sprecherin des Unternehmens. Im Schnitt würde etwa ein Dutzend Scheine im Monat auftauchen, meist 10-, 20- oder 50-Euro-Scheine.

Lesen Sie auch

Wenn es Falschgeld-Vorfälle gibt, dann geschehe dies überwiegend bei Einzahlungen von Geschäftskunden, vor allem aus bargeldlastigen Branchen wie zum Beispiel der Gastronomie. Da die Sparkasse die Personalien ihrer Kunden kenne, müsse in solchen Fällen in der Regel nicht einmal die Polizei eingeschaltet werden, erläutert Heussler das weitere Vorgehen. „Wir erfassen alle erforderlichen Daten in einem Formular und leiten die Falschgeldnoten oder falschgeldverdächtige Noten an die Bundesbank nach Oldenburg weiter.“ Stellt sich dort heraus, dass es sich doch um eine echte Banknote handelt, erfolgt eine Gutschrift von der Bundesbank auf das Konto der betroffenen Kunden.

Polizei wird eingeschaltet

Wenn im Möbelladen Boconcept ein falscher Geldschein auftaucht, wird auf jeden Fall die Polizei informiert, sagt Inhaber Stefan Brockmann. „Es ist ja Falschgeld und muss sichergestellt werden.“ Was aber natürlich nicht bedeute, dass der Kunde den Schein in den Verkehr gebracht habe. „Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er ja selbst per Zufall drangekommen.“ Was dann weiter passiere, sei allerdings nur noch eine Angelegenheit zwischen dem Betroffenen und der Polizei.

Unangenehm sei das Ganze in diesem Moment natürlich trotzdem, räumt der Geschäftsmann ein. Deshalb versuche man, schon die Überprüfung des Geldscheines so unauffällig wie möglich vonstattengehen zu lassen, eben mit dem schnellen Strich des Stiftes statt mit dem Einsatz eines Scanners. Tatsächlich aber ist das Auftauchen falscher Geldscheine eine absolute Ausnahme, berichtet Brockmann. „Vielleicht ja auch, weil die Kunden wissen, dass wir jeden Schein überprüfen – das schreckt ab.“

Lesen Sie auch

Zur Sache

Was rät die Polizei?

Wer glaubt, Falschgeld in der Hand zu halten, sollte umgehend die Polizei informieren, sagt Franka Haedke, Sprecherin der Polizei Bremen. Das Falschgeld sollte weder aus- noch an den Vorbesitzer zurückgegeben werden. "Dadurch würde man sich selbst strafbar machen." Zudem sollte das Falschgeld vorsichtig behandelt werden, um keine Spuren zu verwischen, die für spätere Ermittlungen relevant sein könnten, lautet eine weitere Empfehlung der Polizei. Eine einfache Lösung hierzu wäre es, den falschen Schein in einen Briefumschlag zu stecken, den man dann der Polizei übergibt, so Haedke.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)