Wäre es möglich, dass der SV Werder Bremen (SVW) nahe dem Weser-Stadion im Einvernehmen mit den Anwohnern und Nachbarvereinen in der Pauliner Marsch ein neues modernes Leistungszentrum baut? Darüber wird diskutiert, seit der Verein 2018 erstmals entsprechende Ideen in einer Beiratssitzung präsentierte. Seit dem 1. Juli läuft ein Moderationsverfahren mit sechs Workshops, in dem die Frage grundsätzlich geklärt werden soll.
Das Verfahren sei absolut ergebnisoffen, versicherte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald den 122 Interessierten, die sich am Montag an der zweiten dieser Veranstaltungen im Saal der Friedensgemeinde beteiligten. Es ging um den Raum- und Flächenbedarf, in mehreren Gruppen wurden zunächst die Eckdaten der Leistungszentren von Hannover 96, TSG Hoffenheim und Dynamo Dresden verglichen. Auf dieser Grundlage sollten die Workshop-Teilnehmer bewerten, ob Werder die Sportflächen und Funktionsräume der geplanten neuen Anlage angemessen, zu groß oder womöglich zu klein geplant habe.
Ein gutes Fünftel der Workshop-Teilnehmer sah sich nicht imstande, diese Frage zu beurteilen. Andererseits fand sich auch niemand, der die Notwendigkeit einer moderneren Anlage und großzügigerer Räumlichkeiten mit Presse- und VIP-Bereichen, mehr Umkleiden und Arbeitsplätzen, integrierten Trainingsräumen und einem Wellnessbereich ernsthaft infrage stellen würde. Schließlich sind aktuell die Rahmenbedingungen rund um Platz 11 und insbesondere für den Frauenfußball eher bescheiden. Und auch dass das modernisierte Leistungszentrum zu fast 50 Prozent für den Breitensport genutzt werden soll, kommt allgemein gut an. Werder müsse genau deshalb im Stadtzentrum bleiben, betonten manche Teilnehmer. Eine Frage, die in einer Arbeitsgruppe gestellt wurde, auf die die dreistündige Veranstaltung aber keine Antwort gab: „Warum kann man in Hannover und in Hoffenheim fünf oder elf Kilometer vom Stadion entfernt ein Leistungszentrum betreiben, in Bremen aber nicht?“
Tisch-Modelle im zweiten Schritt
In einem zweiten Schritt ging es dann an Tisch-Modelle, um zum Beispiel über Details zur Anordnung des geplanten zweiten kleineren Stadions mit Platz für 5000 Zuschauer und der laut Werder dringend benötigten neuen Gebäudetrakte zu diskutieren. Oder über das Thema Besucherverkehr. Der könnte mit dem Bau eines neuen Stadions zwischen Platz 11 und dem Osterdeich in Zukunft sogar eher vom Naherholungsgebiet weg verlagert werden, was vielen gefallen dürfte. Aber: Die öffentliche Multifunktionsfläche zwischen den jetzigen Fußballplätzen 4 bis 7 und dem Osterdeich – die in der Konzeptstudie als reiner Parkplatz dargestellt ist – hat während der Corona-Pandemie ein reges Eigenleben entwickelt. Dort wird gepicknickt, Yoga gemacht oder Stelzenlaufen, Skateboarden, Inliner- und Fahrradfahren geübt, was nach einhelliger Meinung aller Workshopgruppen möglichst auch so bleiben soll.
Und auch die „Wilde Wiese“ neben den Plätzen 1 bis 7 – die der SVW bei einer Umgestaltung des Areals seinem Trainingsgelände zuschlagen möchte – würden manche Anlieger gerne in ihrer jetzigen Form als öffentlich zugänglicher Bolzplatz erhalten. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Baumreihe zwischen Sportcampus und Parkplatz. Würde Werder das 2018 vorgestellte Konzept umsetzen, müssten etliche Bäume und ein mehrere Meter breiter Streifen der Multifunktionsfläche für die Nordtribüne des zusätzlichen Stadions weichen. Die beiden zwischen Platz 11 und dem neuen Stadion angedachten und miteinander verbundenen dreigeschossige Gebäudekomplexe wiederum fanden einige Workshop-Teilnehmer zu klobig, um sie einander gegenüberzustellen. Eines davon könnte vielleicht ja auch in Richtung Weser-Stadion verschoben werden, schlug ein Zuhörer vor. Überhaupt sollte das Weser-Stadion in Sachen Raumkapazitäten mehr mitgedacht werden, fand jemand anderes, der unterstrich: "Das große Stadion ist in direkter Nachbarschaft. Warum wird das nicht mehr genutzt? Das ist sonst nirgends so!" Es gibt also noch einiges zu klären.