Es war, so sagen zumindest Eingeweihte, ein gutes Gespräch, das Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) Ende Oktober mit Werder Bremen führte. Eigentlich war die Geschäftsführung mit Klaus Filbry und Hubertus Hess-Grunewald nur zum Einstandsbesuch in die Contrescarpe gefahren, Schaefer hat schließlich erst im August die Nachfolge von Joachim Lohse angetreten. Doch den üblichen Begrüßungsfloskeln folgte schnell eine inhaltliche Auseinandersetzung über ein Thema, das die Stadt und Werder schon seit über einem Jahr beschäftigt: Der mögliche Neubau eines Leistungszentrums in der Pauliner Marsch.
Ziemlich genau zwölf Monate ist es her, dass Hess-Grunewald bei einer Beiratssitzung Östliche Vorstadt die Pläne präsentierte, wie Werders künftige Talentschmiede aussehen und wo sie stehen soll. Seitdem ist viel geredet worden, Argumente flogen hin und her, es gab Alternativvorschläge, die Werder ablehnte. Aber passiert ist nichts, noch immer gibt es weder eine Bauanfrage noch einen Finanzierungsplan, um das Leistungszentrum zu realisieren. Daran änderte auch das Gespräch zwischen Schaefer und den Werder-Bossen nichts. Und trotzdem soll es eine Zeitenwende einleiten, in der die Stadt Bremen und sein wichtigster Imageträger gemeinsam klären wollen, ob und wie das umstrittene Projekt umgesetzt werden kann.
Denn so langsam rennt Werder die Zeit weg. Man habe ursprünglich auch andere zeitliche Vorstellungen für die Umsetzung des Projektes gehabt, sagt Hess-Grunewald. „Aber wir müssen die Leute ja mitnehmen und nicht überfallen.“ Zudem habe es im Frühjahr mit der Bürgerschaftswahl und den Koalitionsverhandlungen im Sommer eine intensive Phase gegeben, in der die Politik weniger empfänglich gewesen sei für dieses Thema.
Bislang nur informeller Austausch
Das ist jetzt anders. Neben dem Gespräch zwischen Schaefer auf der einen und Filbry und Hess-Grunewald auf der anderen Seite hat es einen weiteren Dialog gegeben. Dabei saßen die Werder-Bosse Grünen-Fraktionschef Björn Fecker (ist auch Präsident des Bremer Fußball-Verbandes), Robert Bücking als Sprecher der Grünen für Bau- und Stadtentwicklung und eben Schaefer gegenüber. Werder bezeichnet diese Gespräche als informellen Austausch, um in der Politik die planerischen Voraussetzungen für den Bau des Leistungszentrums zu schaffen.
„Wir wollen jetzt mit den Anwohnern und dem Beirat ins Gespräch kommen“, sagt Hess-Grunewald. Es gehe darum, nun die richtige Schrittfolge zu finden. Maike Schaefer, so zumindest der Eindruck bei Werder, stehe dem Projekt Leistungszentrum grundsätzlich positiv gegenüber, ohne aber irgendwelche Versprechungen zu machen. Der Ton sei ein anderer als bei Vorgänger Lohse, der die Werder-Pläne immer mal wieder mit schnippischen Bemerkungen begleitete. Aus dem Büro von Schaefer gibt es zu der aktuellen Entwicklung mit Werder nur einen allgemeinen Satz. „Wir befinden uns in guten, konstruktiven Gesprächen mit Werder, die Maike Schaefer persönlich führt.“ Auch das ist neu, mit Vorgänger Lohse gab es nur einen sporadischen Austausch, oft fand selbst der nur über die Verwaltung statt.
In diesem Jahr, das ist schon klar, wird es in Sachen Leistungszentrum keine weitere Entwicklung geben. Werder setzt jetzt auf das Jahr 2020, um das Projekt, das über 30 Millionen Euro kosten wird, voranzutreiben. Es sind mehrere Abendveranstaltungen geplant, um die Anwohner mitzunehmen und gemeinsame Wege zu finden. „Wir wollen einen kontinuierlichen Austausch“, sagt Hess-Grunewald. Die Zeit der Drohungen, Werder würde sonst mit dem Trainingsbetrieb von Profi- und Nachwuchsabteilung ins niedersächsische Umland abwandern, ist also offenbar vorbei. Deeskalation, so könnte die neue Werder-Marschrichtung überschrieben sein.
Eine Bauanfrage wird Werder vorerst nicht stellen. „Das werden wir erst, wenn der Prozess mit den Anwohnern beendet ist“, meint Hess-Grunewald. Bekanntlich ermöglicht ein Grundbucheintrag aus dem 19. Jahrhundert vielen Eigentümern rund um den Osterdeich, Einspruch gegen Hochbauten in der Pauliner Marsch einzulegen. Werder möchte eine juristische Auseinandersetzung vermeiden. Und über eine Finanzierung erst sprechen, wenn die Politik das Projekt Leistungszentrum in der Pauliner Marsch abgenickt hat.
Probleme mit dem Hochwasser
Eine der wichtigsten Fragen rund um den Bau eines neuen Leistungszentrums ist die Hochwasser-Problematik. Was passiert, wenn das Wasser der Weser über die Ufer steigt und die Pauliner Marsch flutet? Werder will deshalb ein Stadion bauen, das 5500 Plätze fasst und bei Hochwasser geflutet werden kann, um als Überflutungsfläche zu dienen.
Das gesamte Areal des Leistungszentrums soll 8500 Quadratmeter groß werden, das Leistungszentrum etwa 3200 Quadratmeter umfassen. Dazu gehören dann Kabinen, Physioräume und Gastronomie. Die ersten Pläne zeigten einen dreigeschossigen Bau, der sich mit zehn bis zwölf Metern Höhe der Tennishalle des benachbarten Vereins Rot-Weiß anpassen würde.