Eine feste Institution in unserer wunderbaren Stadt ist der Freimarkt. Die Anfänge dieses großen Volksfestes reichen bis 1035 zurück. Viele Menschen aus Nah und Fern freuen sich auf verlockende Gerüche, strahlende Kinderaugen und gesellige Abende im Freundeskreis. Das ist unbestritten. Aber leider und das bringt mich zum eigentlichen Thema, kaputte Flaschen, leere verbeulte Getränkedosen, Verpackungsmaterial jeglicher Art und immer wieder Zigarettenkippen verschandeln das Stadtbild um die Bürgerweide. Glücklicherweise geben sich die Stadt zusammen mit den Schaustellern auf der Bürgerweide die größte Mühe geben, den Markt jeden Tag wieder komplett zu säubern.
Aber auch zu anderen Zeiten kann man in manchen Stadtteilen über die Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit vieler Stadtbewohner oder Besucher nur staunen und sich kräftig ärgern. Die Beiräte wissen ein Lied davon zu singen, oft genug steht das Thema bei ihnen auf der Tagesordnung. Leicht zu lösen ist das Problem nicht. Dabei wäre es so einfach, wenn jeder ein wenig darauf achten würde. Das gibt es ja auch. Wenn ich durch die Stadt radele oder in meinem Stadtteil spazieren gehe, begegne ich immer wieder vielen Menschen, eher Frauen als Männern, die vor ihrer Haustür fegen, nicht nur auf ihrem Grundstück, sondern auch auf dem Bürgersteig und manche machen sogar noch den Rinnstein sauber. Da passiert es mir ab und zu, dass ich mich dafür direkt bedanke und ernte meistens ein Lächeln dafür.
Von anderen noch viel zu lernen
Wir halten uns ja für eine ziemlich zivilisierte Gesellschaft. Aber, was die Sauberkeit angeht, können wir noch von anderen lernen. In der Schweiz oder in Norwegen, aber beispielsweise auch in Singapur oder in Ruanda sieht das anders aus. Auf meinen Reisen habe ich immer wieder festgestellt, wie aufgeräumt und sauber es in diesen Ländern ist. Da haben die Bürgerinnen und Bürger offenbar verstanden, dass eine schöne Umgebung für alle positiv ist. In Singapur und Ruanda werden sie zu diesem Verständnis allerdings mehr oder weniger gezwungen; dort drohen denen, die ihren Abfall liegen lassen, drakonische Strafen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn es bei uns erst gar nicht so weit kommen muss.
So geht die Entwicklung dahin, dass der Staat, also die Stadtverwaltung immer mehr sauber machen muss. Und da passiert ja auch schon viel. Es gibt die Leitstelle Saubere Stadt, an die man sich wenden kann, wenn man vermüllte Stellen in der Stadt entdeckt. Zudem hat der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, Martin Günthner, das Programm Pass aufgelegt: Perspektive Arbeit Saubere Stadt. Es bietet Langzeitarbeitslosen eine sozialversicherungspflichtige Arbeit mit dem Schwerpunkt Müllbeseitigung. 130 Männer und Frauen aus Bremen und Bremerhaven sollen dadurch Beschäftigung bekommen, zumindest vorübergehend. Hoffentlich wird das Programm im nächsten Jahr verlängert.
Auch die BSAG hat im Rahmen dieses Programms neue Leute eingestellt, die sich neben anderen Dingen auch um die Verschmutzung insbesondere in den Bereichen der Haltestellen kümmern sollen. Es geschieht also inzwischen einiges in der Stadt, um den Dreck der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt aus dem Weg zu räumen.
Und alle fast Rückmeldungen, die ich hierzu erhalte, fallen durchweg aus. Und trotzdem treffen wir immer wieder auf vermüllte Ecken ...
Willi Lemke (72) schreibt jeden Sonnabend im WESER-KURIER über seine Heimatstadt und was ihn in dieser Woche in Bremen bewegt hat.