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Ausstellung "Bremen spricht" Focke-Museum zeigt Sprachenvielfalt

Eine Ausstellung im Focke-Museum will die Mehrsprachigkeit in Bremen zeigen. Das Team der Ausstellungsmacher zählt mehr als 80 Sprachen, die in der Stadt gesprochen werden.
14.03.2022, 05:00 Uhr
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Focke-Museum zeigt Sprachenvielfalt
Von Sara Sundermann

Die vielfältige Sprachenlandschaft in der Stadt sichtbar machen – dieses Ziel hat sich ein Team von Kuratorinnen und Wissenschaftlern gesetzt und eine Ausstellung zum Thema entwickelt. Sie zählen mindestens 80 verschiedene Sprachen, die in Bremen gesprochen werden, unter anderem auch Plattdeutsch und Gebärdensprache. „Bremen spricht“ heißt die Sonderschau, die in Kooperation mit dem Zentrum für Migranten und interkulturelle Studien (ZIS) entstanden ist. Sie ist jetzt im Focke-Museum zu sehen.

Die Ausstellung soll auch zeigen, welchen Gewinn Mehrsprachigkeit für die Stadtgesellschaft haben kann. „Die vielen Sprachen sind ein Schatz, aber es ist wichtig, wie man damit umgeht", sagt Projektleiterin und Ausstellungskuratorin Valentina Rojas Loa. Mehrsprachig zu sein, sei auch eine große Herausforderung für Kinder, Eltern und die gesamte Gesellschaft. „Die Ausstellung schlägt keine Lösungen vor, sondern bringt Bedürfnisse der Leute und Erkenntnisse der Wissenschaft zusammen", sagt Rojas Loa.

"Sprache überall mitdenken"

Dazu führte ein Team Interviews mit mehr als 30 mehrsprachigen Bremerinnen und Bremern. Sie wurden zum Beispiel gefragt: Was bedeutet Sprache für Sie? Was wünschen Sie sich? Wo kommen Sie sprachlich im Alltag nicht weiter? Auch Experten aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft wurden interviewt, unter anderem Professorin Yasemin Karakasoglu von der Uni Bremen, Referentin Sharajeg Veliu von der Bildungsbehörde und die Logopädin Wiebke Scharff Rethfeldt von der Hochschule Bremen. Ausschnitte aus diesen Interviews sind in der Ausstellung zu hören. Die Befragten kommen auch in Kurzfilmen zu Wort.

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Zudem haben die Ausstellungsmacherinnen Bremens Sprachenvielfalt kartiert: Sie zeigen auf Karten, in welchem Stadtteil welche Sprache am meisten gesprochen wird und wo die meisten mehrsprachig aufwachsenden Kinder leben. Projektleiterin Rojas Loa bescheinigt Bremen, sich in einigen Bereichen schon gut auf die mehrsprachige Gesellschaft einzustellen: „Es gibt viel Willen in der Bremer Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, gut mit der Sprachenvielfalt umzugehen, es gibt sehr viele kleine Initiativen wie zum Beispiel eine arabische Schule in Grohn.“ Gebraucht werde aber dennoch insgesamt ein noch stärkeres Umdenken, sagt die Kuratorin, die selbst zweisprachig ist: "Man muss Mehrsprachigkeit managen. Sprache ist so nah an uns, das muss man in der Politik von Anfang an überall mitdenken.“

Diskriminierung bei der Wohnungssuche

Derzeit sei Mehrsprachigkeit noch oft mit Ungleichheit verbunden. Viele Kinder, die mit einer zweiten Sprache aufwachsen, hätten nicht die gleichen Chancen wie Kinder, die nur mit Deutsch aufwachsen, sagt Rojas Loa: "Die Ressource Sprache wird oft zum Hindernis." Als Beispiel nennt sie Kinder, die zuhause von ihren Eltern zwar Türkisch oder Arabisch hören, aber diese Sprache nicht komplett lernen, weil die Eltern eigentlich wollen, dass ihr Kind Deutsch spricht. "Das Kind wächst dann mit einer komischen Sprache auf, die keine echte Muttersprache ist“, sagt Rojas Loa.

Im Bildungsbereich habe Bremen schon einiges für einen guten Umgang mit Mehrsprachigkeit getan, sagt sie. Viel Luft nach oben sieht sie noch bei der Wohnungspolitik: Es sei ein großes Problem, wenn immer wieder Menschen mit Akzent bei der Wohnungssuche in zentraleren Stadtteilen das Nachsehen hätten. Diskriminierung bei Wohnungssuche verstärke die Segregation, sagt sie: „Wenn alle in Tenever oder Blumenthal wohnen, entstehen Orte in der Stadt, wo es kaum noch Kinder gibt, die Deutsch als Muttersprache haben.“

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