Nach dem Feuer im Februar folgte am späten Freitagabend der nächste Schlag für das historische Segelschiff „Seute Deern“ in Bremerhaven: Der Dreimaster ist nach einem heftigen Wassereinbruch um rund zwei Meter bis auf den Grund des Hafenbeckens abgesackt. Der Grund könnte nach Angaben eines Sprechers der Feuerwehr Bremerhaven ein Ausfall der Anlage sein, die Wasser aus dem maroden hölzernen Rumpf des Schiffes zurück ins Hafenbecken pumpt.
Ein Spaziergänger hatte am Freitagabend bemerkt, dass die „Seute Deern“ schräg im Wasser lag und die Feuerwehr alarmiert, die mit einem größeren Aufgebot – unterstützt vom Technischen Hilfswerk – ausrückte. Als die Einsatzkräfte das Museumsschiff erkundeten, neigte sich das Schiff so bedrohlich, dass der Einsatz abgebrochen werden musste. Verletzt wurde niemand. Das Areal rund um das Schiff wurde aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres weiträumig abgesperrt.

Als Trupps der Feuerwehr die «Seute Deern» erkundeten, neigte sich das Schiff so bedrohlich, dass der Einsatz abgebrochen wurde.
Gutachter sind bestellt
Noch am Freitagabend machten sich Sunhild Kleingärtner, geschäftsführende Direktorin und Konrad Otten, kaufmännischer Geschäftsführer des Deutschen Schifffahrtmuseums (DSM), zu dessen Flotte die „Seute Deern“ gehört, ein erstes Bild der Lage. „Binnen weniger Monate haben uns die Ereignisse rund um die ,Seute Deern‘ in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt“, sagte Kleingärtner. Der Brand im Februar, durch den große Schäden an der rund 75 Meter langen Bark entstanden waren, sei der erste Schock gewesen. „Wir waren erleichtert, als Bremen und Bremerhaven im Mai die Planungsmittel für die Sanierung des Schiffes bewilligt haben“, sagte die Direktorin.
Bei der Sanierung hätten mehrere Lecksegel auf den Schiffsrumpf aufgebracht werden sollen, um das eindringende Wasser zu reduzieren. Die Gesamtkosten für die Sanierung wurden laut DSM auf 32 Millionen Euro veranschlagt, 17 Millionen Euro davon kommen aus Bundesmitteln. Im Mai waren Planungsmittel in Höhe von 1,4 Millionen Euro bewilligt worden – anteilig finanziert vom Bund, dem Land Bremen und der Stadt Bremerhaven.
„Nun sind wir abermals schockiert, dass das Wahrzeichen Bremerhavens innerhalb weniger Stunden erneut großen Schaden genommen hat“, sagte Kleingärtner. Erst im Juni hatte das DSM den 100. Geburtstag des Schiffes gefeiert, das seit Jahrzehnten ein beliebtes Wahrzeichen Bremerhavens ist. Wann die Sanierung beginnt, ist nach dem Unglück vom Freitagabend noch ungewisser als zuvor. Konrad Otten zufolge ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh für eine Prognose. Zunächst müssten die Schadensursache sowie das Ausmaß der Schäden und ihre Folgen für die Statik des Schiffes untersucht werden. Das DSM hat bereits Gutachter bestellt, erste Ergebnisse werden für die kommende Woche erwartet. „Erneut sind wir der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk und der Polizei für ihr besonnenes und umsichtiges Handeln zu großem Dank verpflichtet“, sagte Otten.
Auch Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) machte sich vor Ort ein Bild vom Zustand des Schiffs. Als Bremerhavener sei er sehr traurig über die erneute Havarie, sagte er. Aber Grantz zeigte sich nach Gesprächen mit Fachleuten auch zuversichtlich, dass das Schiff noch zu retten sei. „Auch wenn die ,Seute Deern‘ schwer beschädigt ist, müssen wir das Schiff zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aufgeben“, sagte er. Es komme nun darauf an, eine Bestandsaufnahme zu machen und dann zu entscheiden. Grantz zufolge sollten angesichts der Beliebtheit des Schiffes „anstehende Entscheidungen mit großer Sorgfalt vorbereitet werden“.
Die „Seute Deern“ war 1972 ein Gründungsgeschenk der Stadt Bremerhaven für das Museum. Seit 2005 steht der Dreimaster ebenso wie die anderen Museumsschiffe und die Gebäude des DSM unter Denkmalschutz.
++ Diese Meldung wurde um 17.57 Uhr aktualisiert. ++

So lag die "Seute Deern" vor dem Wassereinbruch im Alten Hafen. Seit dem Feuer im Februar war sie für die Öffentlichkeit gesperrt.