Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Überflutungen nach Starkregen Wenn der Sinkkasten zum Blumenkübel wird

Sinkkästen in Bremen als eingelassene Pflanzenkübel? Bei Starkregen trägt das zu Überflutungen bei. Eine Anwohnerin aus Peterswerder wollte das verhindern – doch ihre Meldung blieb ungesehen.
06.11.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wenn der Sinkkasten zum Blumenkübel wird
Von Peter Hanuschke
Inhaltsverzeichnis

Kellerüberflutungen bei Starkregen – in manchen Gebieten gehört das leider zur Regelmäßigkeit. Beim letzten Starkregen am 4. September waren binnen einer Stunde etwa 60 Liter Regenwasser je Quadratmeter auf das Stadtgebiet niedergegangen. Das entspricht den durchschnittlichen Regenmengen eines gewöhnlichen Monats. Kein Wunder, dass das Kanalsystem solche Mengen nicht ohne Probleme aufnehmen kann. Ärgerlich ist, wenn dann auch noch die sogenannten Sinkkästen im Straßenrandbereich nicht funktionsfähig sind, weil sie voll sind mit Ablagerungen und mehr unterirdischen Pflanzkübeln denn Gullys ähneln.

Was können volle Sinkkästen verursachen?

Die nicht funktionsfähigen Sinkkästen hätten bei besagtem Starkregen dazu geführt, dass das Wasser auf der Straße und dem Fußweg so weit angestiegen sei, dass es durch den Eingangsbereich ins Haus eingedrungen sei, sagt Susanne Steinbrink, Anwohnerin der Henriettenstraße in Peterswerder – ein Bereich, in dem vom Osterdeich aus gesehen hinter der Hamburger Straße regelmäßig Keller bei Starkregen volllaufen. "Dass Keller bei uns in der Straße bei Starkregen volllaufen, ist schon ärgerlich genug, durch die vollen Sinkkästen wurden zusätzliche Schäden verursacht."

Wann erfolgte die Entleerung?

Dabei hatte die Anwohnerin sowohl Hansewasser als auch die Bremer Stadtreinigung (DBS) per E-Mail darum gebeten, die Sinkkästen zu entleeren und zu säubern. Das sei zwei Wochen vor dem Wetterereignis gewesen, so Susanne Steinbrink. Die Entleerung sei dann auch erfolgt – allerdings erst einen Tag nach dem Starkregen. In ihrem Schreiben hatte sie noch darum gebeten, schnellstens die Entleerung und Reinigung der Sinkkästen vorzunehmen, damit der Ablauf von Regenwasser gewährleistet sei und die Schäden an den Häusern der Anlieger vermieden werden können. Die E-Mail enthielt auch Bilder der betroffenen Sinkkästen.

Wozu rät die Bremer Stadtreinigung?

Grundsätzlich können Sinkkästen, die nicht richtig ablaufen und wenn das auch bemerkt wird, gemeldet werden – unter der E-Mail-Adresse info@dbs.bremen.de oder unter der Telefonnummer 0421/3613611. Darauf verweist die Bremer Stadtreinigung auf Nachfrage des WESER-KURIER. Weshalb nicht auf die Mail von Susanne Steinbrink reagiert worden sei, könne nicht nachvollzogen werden, so eine Sprecherin der DBS. "Bei über 81.000 schriftlichen Kundenkontakten jährlich bitte ich das zu entschuldigen." In der besagten Straße genauso wie in der Nachbarschaft mit viel Baumbewuchs würden die Sinkkästen im Zuge der Regelreinigung vorsorglich vor der Laubsaison gereinigt, meistens ab Ende August und Anfang September. Grundsätzlich sei man froh über Hinweise. "In den allermeisten Fällen spielt die Technik ja auch mit, und wir können Hinweise schnell bearbeiten und Reinigungen anweisen."

Wie regelmäßig werden Sinkkästen gereinigt?

Insgesamt gebe es im Gebiet südlich der Lesum etwa 125.000 Sinkkästen, die gereinigt werden müssten, so die Bremer Stadtreinigung. Ein Großteil dieser Sinkkästen werde mindestens alle zwei bis zweieinhalb Jahre gereinigt. Ein Viertel von ihnen befinde sich in sogenannten Senken- und Laubgebieten und werde dementsprechend häufiger geleert, nämlich einmal jährlich und bei Bedarf. "Drei Prozent liegen außerdem in überflutungsgefährdeten Bereichen, weshalb sie mindestens dreimal pro Jahr gereinigt werden."

Was passiert bei drohendem Starkregen?

"Auf Starkregenereignisse können wir nur im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten reagieren", sagt eine Sprecherin der Stadtreinigung. Im Vorfeld solcher erwarteter Wetterereignisse könnten aber nicht alle Gullis gereinigt werden, zumal das Problem der oft begrenzten Aufnahmekapazität des Wassernetzes dadurch nicht gelöst werde. "Im Jahr 2024 wurden aber relevante Straßenunterführungen identifiziert, die generell häufiger gereinigt werden." Zudem laufe aktuell eine Erfassung aller Sinkkästen mit GPS, Datum und Bauart des Sinkkastens. Basierend auf den daraus resultierenden Fakten soll künftig eine bedarfsgerechte Reinigung erfolgen.

Welche Gebiete waren beim jüngsten Starkregen besonders betroffen?

Die Einsatzschwerpunkte waren nach Auskunft der Bremer Berufsfeuerwehr beim letzten Starkregen am 4. September vor allem in den Stadtteilen Woltmershausen, Neustadt, Kattenturm, Walle, Gröpelingen und Oslebshausen. Aufgrund des Starkregens seien etwa 400 Einsätze von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk notwendig gewesen. Über 90 Prozent dieser Einsätze seien auf vollgelaufene Keller und Wohnungen zurückzuführen gewesen.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)