Dass die diesjährige keine Jahreshauptversammlung wie jede andere werden sollte, hatte sich im Vorfeld abgezeichnet. Von einem gewissen Rumoren und Differenzen war die Rede, unter anderem über die künftige Gartenordnung, die regelt, was in den Gärten möglich und erwünscht ist und was nicht. Die Differenzen entpuppten sich als sehr unterschiedlich: Zum einen geht es um das Zustandekommen der neuen Gartenordnung, zum anderen um Inhalte. Bewahrer bestehender Konventionen stehen Kleingärtnern mit dem Willen zu einer Öffnung der Vereine und allerhand Neuerungen gegenüber.
Die Konferenz versammelte 165 Delegierte aus 103 Kleingarten-Vereinen im Bürgerhaus in der Vahr, darunter 89 aus Bremen und 14 aus Bremerhaven. Die Ränge der Gäste waren prominent besetzt, unter anderem mit dem Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, Christian Weber, mit Joachim Lohse, Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen und der SPD, Maike Schaefer und Björn Tschöpe, und Rainer Buchholz von der FDP-Fraktion. Die Redner betonten in ihren Grußworten geschlossen die wichtige Funktion, die die Kleingärten in den beiden Großstädten erfüllten.
Dass sich Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Landesverbands in die Politik fortsetzen, zeigt sich bereits bei den Grußworten. Während sich Maike Schaefer für die Grünen einmal mehr gegen die Bebauung von brachliegenden Flächen aussprach, bezeichnete Björn Tschöpe (SPD) das als mögliche Option, um der Herausforderung bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, begegnen zu können.
Das Thema wurde von den Delegierten aufgegriffen, dem Landesvorstand wurde vorgeworfen, bereits Entscheidungen gefällt und eigenmächtig gehandelt zu haben. Der Vorsitzende der Gartenfreunde, August Judel, hielt dagegen. Er wies von sich und seinen Vorstandskollegen, sich jemals in dieser Weise positioniert zu haben. Wenn 534 Gärten leer stünden und ein Teil gewissermaßen schwer an den Pächter zu bringen sei, sei es geboten, dass der Landesvorstand seine Verantwortung ernst nehme und über Alternativen nachdenke, auch laut.
Eine neue Gartenverordnung hat der Landesverband Bremen nicht. Zunächst debattierten die Delegierten nämlich, ob dem Entwurf überhaupt zugestimmt werden sollte. Die Kritik konzentrierte sich vor allem auf das Verfahren: "Das ist kein transparenter Prozess und damit keine gute Werbung für neue Mitglieder", brachte ein Delegierter vor. Eine andere Kleingärtnerin bezeichnete die Gartenordnung als widersprüchlich und schwer verständlich.
Pro und Contra
Die Kontroverse während der Jahreshauptversammlung zeige, dass die neue Gartenordnung nicht der Weisheit letzter Schluss sein könne, sagte eine dritte Rednerin. "Es ist eine Basis, an der lange gearbeitet wurde, aber ausgereift ist das noch nicht." Eine andere Kleingärtnerin kleidete ihren Einwand folgendermaßen in Worte: "Wenn ich drei Jahre an einem Pulli stricke, und er ist beim Anprobieren zu klein, behalte ich ihn auch nicht an. Dann drösele ich ihn auf und stricke einen größeren."
Andere Redner hielten dagegen: Die aktuelle Gartenordnung aus dem Jahr 2001 habe mehr als fünf Jahre beansprucht, bevor sie verabschiedet werden konnte. Wenn ein Regelwerk nicht mehr zeitgemäß sei, müsse es verändert werden; falls nötig, stehe Nachbesserungen nichts im Wege. Die aktuelle Gartenordnung sei untauglich, da sie Ge- und Verbote umfasse, die durch andere Verordnungen und Beschlüsse aufgehoben seien.
Das Bundeskleingartengesetz müsse ebenfalls beachtet werden. Die Befürworter konnten mit sich mit ihren Argumenten letztlich nicht durchsetzen: 114 Delegierte stimmten für eine Überarbeitung, 36 dagegen, 15 enthielten sich der Stimme. Über strittige Details der Regelungen, über die Erlaubnis von Großtrampolins oder Leinenpflicht für Tiere beispielsweise, wird entschieden werden müssen, wenn ein neuer Entwurf vorliegt.
Nach der Abstimmung zeigte sich Ratlosigkeit, wer die Arbeit eines neuen Entwurfs samt Organisation auf sich nehmen könne. Judel hatte schon eingangs die Nachwuchssorgen des Verbands angesprochen. Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, lasse nach. "Viele Vereinsmitglieder wollen oder können sich nicht mehr langfristig binden."
Neue, schlankere Verbandsstrukturen seien überlegenswert. Der Landesverband habe eine Diskussionsgrundlage erarbeitet: ein auf drei Personen verkleinerter Vorstand, der es möglich mache, "zügiger entscheiden zu können". Diverse Arbeitsgruppen könnten Mitgliedern ein Forum bieten, um sich nach ihren Interessen zu engagieren, eine Art Gartenrat als Aufsichtsorgan fungieren. Auch darüber wird der Verband in Zukunft debattieren.
Der Landesvorstand wurde bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme entlastet, der Jahresabschluss 2017 und der Haushaltsplan 2018 mit dem gleichen Ergebnis angenommen. Die anstehende Wahl eines Landesfachberaters wurde auf nächstes Jahr verschoben.