Es ist ein eher ungewohntes Bild, das sich derzeit auf dem Platz der Deutschen Einheit vor dem Übersee-Museum bietet. Seit einigen Tagen liegt dort saftiger, grüner Rollrasen und verleiht der sonst eher schmuddelig wirkenden Fläche zumindest für den Moment einen gepflegten Eindruck. Wie lange es so bleibt, ist ungewiss, die ersten Tauben scheinen sich schon wieder daran zu schaffen zu machen.
Der Platz ist seit Jahren ein Politikum. Die Fläche ist mit das Erste, dass Besucher sehen, wenn sie aus dem Bremer Hauptbahnhof treten. Häufig spielen sich dort jedoch eher unschöne Szenen ab, da sich die Alkohol- und Drogenszene drum herum gruppiert. Nachdem es im vergangenen Jahr erste Bemühungen gab, den Platz als Veranstaltungsfläche zu nutzen, liegt das Areal bereits seit Monaten brach, weil kein Geld da ist, heißt es von den Behörden mit Verweis auf die haushaltslose Zeit.
Den Vertretern des Anrainervereins Attraktiver Bremer Bahnhof ist das seit Langem ein Dorn im Auge. Nun gibt es aus ihrem Kreis heraus Überlegungen, eine Betreibergesellschaft zu gründen, um eine verlässliche Planung sicherzustellen. Der Vorsitzende des Vereins, Fritz Rößler, und Geschäftsführer Hartmut Roder stellen sich dafür eine öffentlich-private Partnerschaft vor, bei der sowohl Unternehmen der Privatwirtschaft als auch die öffentliche Hand Gelder beisteuern, bestätigen sie gegenüber dem WESER-KURIER. Entsprechende Pläne wurden unter anderem bereits in der Handelskammer-Runde zum Thema Sicherheit und Sauberkeit am vergangenen Dienstag erörtert. "Der Stillstand vor Ort muss endlich beendet werden", sagt Roder.
Damit in diesem Jahr überhaupt noch Veranstaltungen oder Angebote laufen könnten, müssten sich die Beteiligten jedoch beeilen. Nach eigenen Angaben wollen Rößler und Roder in den kommenden Tagen Kontakt zu Vertretern der Wirtschaft und Behörden aufnehmen. Dass die Gespräche um eine finanzielle Beteiligung der Stadt nicht einfach werden dürften, zeichnet sich schon jetzt ab. Das Innenressort sieht sich bei der Finanzierung bisher zumindest nicht in der Pflicht, heißt es auf Nachfrage.
"Visitenkarte der Stadt für alle, die da kommen oder gehen"
"Die Gründung einer Betriebsgesellschaft, die sich um die Bespielung des Platzes der Deutschen Einheit kümmert, müssen wir ressortübergreifend erörtern", sagt hingegen Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). "Zuvor müssen grundsätzliche Fragen geklärt werden, beispielsweise die Finanzierung oder welche Art von Angeboten es geben soll. Aus unserer Sicht bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes für die Gestaltung des Platzes."
Rößler und Roder wünschen sich, dass der Platz nicht nur von der Drogen- und Alkoholszene in Beschlag genommen wird, sondern zum Verweilen einlädt. "Die Fläche ist eine erweiterte Visitenkarte der Stadt für alle, die da kommen oder gehen", sagen sie. Auch die direkten Anrainer sind daran interessiert, wie etwa das Übersee-Museum. "Wir würden uns eine ansprechende dauerhafte Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes wünschen", sagt Geschäftsführerin Gabriele Müller.
Im vergangenen Jahr stellte die Wirtschaftsbehörde rund 250.000 Euro bereit, die Wirtschaftsförderung kümmerte sich daraufhin um mehrere Aktionen, um die Fläche aufzuwerten. Auf der Liste standen unter anderem eine Freizeitanlage für Mountainbikefahrer und Inlineskater oder die German Beach Tour, bei der die deutsche Beachvolleyball-Spitze am Hauptbahnhof gegeneinander antrat. Eine Wiederholung wird es in diesem Sommer jedoch nicht geben. Die Volleyballer ziehen aus Platzgründen Anfang Juni Richtung Waterfront.
Den Sand der German Beach Tour hatten im Anschluss Jörn Meyer vom Metropol Theater und Partner für die Eröffnung eines temporären Beachclubs mit Freiluftkino genutzt. Meyer sei grundsätzlich auch künftig offen für neue Projekte, sagt er. Um den Platz langfristig attraktiver zu gestalten, müsste nach Angaben des Vereins Attraktiver Bremer Bahnhof unter anderem die Infrastruktur für potenzielle Veranstalter verbessert werden. Dazu zähle unter anderem eine bessere Stromversorgung vor Ort, ansehnlichere Zäune und der Ausbau des Bodenbelags. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Probleme mit der Rasenfläche gegeben, die nach Veranstaltungen aufwendig renaturiert werden sollte.