Es ist zunächst nur ein formaler Akt, den die Baudeputation an diesem Donnerstag vollziehen wird, doch schon der Name des Projekts weist auf die Bedeutung hin: „Mitte Bremen“. In einem knapp fünf Hektar großen Gebiet rund um das Parkhaus Mitte, das dem Abriss geweiht ist, soll das neue Kraftzentrum der Innenstadt entstehen. Maßgeblich dafür sind die Pläne des Bremer Unternehmers Kurt Zech. Er hat sich mit der Stadt auf ein Zeitraster geeinigt.
Erstes Kapitel ist, dass die Deputation beschließt, von der Verwaltung einen Bebauungsplan aufstellen zu lassen. Ein Abstimmungsprozess, der nach Einschätzung der Baubehörde mindestens zwei Jahre dauern wird. Danach könnte es Schlag auf Schlag gehen: Bauantrag, Baugenehmigung, Abbruch des Parkhauses, Baubeginn und Fertigstellung. Das Zeitraster enthält zwei unterschiedliche Szenarien: Im besten Fall liefert Zech bereits Ende 2026. Als Obergrenze wurde Anfang 2031 festgelegt. Das Ergebnis dürfte irgendwo dazwischen liegen.
Das Plangebiet umfasst den Bereich zwischen Bürgermeister-Smidt-Straße, Spitzenkiel, Wegesende und Knochenhauerstraße, Carl-Ronning-Straße, Pelzerstraße, Obernstraße und Papenstraße einschließlich des Hanseatenhofs. Nicht angetastet werden dürfen dort aus Sicht der Denkmalpflege nur zwei Gebäude: Karstadt und das Haus an der Ecke Carl-Ronning-Straße/Pelzerstraße. Sie sind unter Schutz gestellt. Für das gesamte Areal gibt es zurzeit noch einen Wust von Regelungen: Zwölf verschiedene Bebauungspläne und zwei Ortsgesetze. Mit dem neuen Bebauungsplan wird das bereinigt, dann ist alles aus einem Guss.
Angepasste Gebäudehöhen
„Die städtebauliche Entwicklung ist so anzulegen und umzusetzen, dass die überregionale Ausstrahlung verstärkt, die Identifikation der Bremerinnen und Bremer mit der Innenstadt erhöht und neue Zielgruppen gewonnen werden“, heißt es in der Vorlage für die Deputationssitzung. Der Standort solle sich zu einer neuen Visitenkarte der Bremer Innenstadt entwickeln – mit architektonisch ambitionierten Bauprojekten und besonderen Nutzungen. „Eine differenzierte Höhenentwicklung der neuen Stadtbausteine soll sich an dem Profil der heutigen Bremer Innenstadt orientieren. Wichtige Positionen können und sollen baulich akzentuiert werden“, postulieren die Planer.
Kurt Zech besitzt das Parkhaus Mitte und das Karstadtgebäude. Als dritte Immobilie will er für seine Absichten Galeria Kaufhof dazu nehmen, das Haus ist freilich noch in fremden Händen. Eigentümerin ist die Frankfurter DIC-Gruppe, eine Investmentgesellschaft für Gewerbeimmobilien. Zwischen Zech und DIC soll es eine Verständigung geben, unterschrieben sind die Verträge aber noch nicht. Kauf oder Kooperation, beides ist möglich. DIC hatte früh erklärt, die städtebauliche Entwicklung mittragen zu wollen.
Zech ist auf das Kaufhof-Gebäude angewiesen. Es gibt dort Autostellplätze auf dem Dach, die nur über das Parkhaus Mitte zu erreichen sind. Das eine kann deshalb nur mit dem anderen verändert werden. Eine verzwickte Situation, die möglicherweise in wenigen Wochen in einem neuen Licht erscheint. Der Warenhauskonzern Karstadt Kaufhof will nach eigener Ankündigung bis zu 80 Filialen schließen. Weil im Juli das Insolvenzverfahren beginnt, muss bis dahin ein Sanierungsplan vorliegen. Dann dürfte klar sein, welche Häuser aufgegeben werden.
Weil Karstadt und Kaufhof in Bremen direkt gegenüber liegen, könnte sich aufdrängen, die beiden Standorte zusammenzulegen. Für Zech ist das ohne Alternative, er betont immer wieder, dass an der Stelle ein Warenhaus genug sei. Sollte Kaufhof aufgegeben werden, verliert DIC seinen Mieter – Zech wäre sofort in einer besseren Verhandlungsposition. Der neue Bebauungsplan wird auch die Wege und Plätze in den Fokus nehmen. „Wesentliches Ziel ist es, die Lauflagen zu vergrößern, sie miteinander zu verknüpfen und bislang abseitige Lagen zu integrieren“, schreibt die Bauverwaltung.
Sie will sich dabei am historischen Stadtgrundriss orientieren und nennt in der Vorlage für die Deputationssitzung ein Beispiel: „In der aktuellen Perspektive wird die Chance gesehen, dass die Pelzerstraße wieder komplettiert wird und die Überbauung entfällt. Das gilt auch für die Kleine Hundestraße.“ Beide Straßen würden zusammen mit der Knochenhauerstraße und der Carl-Ronning-Straße zur Fußgängerzone umgewandelt. Das korrespondiert mit dem Ziel des Senats, die Innenstadt bis zum Jahr 2030 weitgehend autofrei zu gestalten. Für den gesamten Bereich rund um das heutige Parkhaus Mitte soll deshalb ausgeschlossen werden, dass dort neue Parkplätze entstehen.