Bremen. Es geht weiter in der Überseestadt, jetzt mit der geplanten Entwicklung des Schuppen 3. Das 400 Meter lange Gebäude auf der Nordseite des Europahafens soll wie zuvor schon der Schuppen 1 eine neue Nutzung bekommen. Was vom Bestand übrig bleibt, ist noch ungewiss. Die Stadt hat zunächst einmal drei Architekten mit Entwürfen beauftragt. Konkret wird die Planung erst nach einem Ausschreibungsverfahren, das für Anfang 2013 vorgesehen ist.
Noch so ein Trumm, 400 Meter lang und mit einer Fläche von 22000 Quadratmetern. Ein gewaltiger Schuppen an der Goldkante des Europahafens in der Überseestadt, der zurzeit noch von einer Spedition genutzt wird. Im September kommenden Jahres ist damit Schluss, der Mietvertrag läuft aus, und die Stadt hat große Pläne mit der Immobilie. Wohnungen, Büros und Geschäfte, wo bisher nur Lagerfläche war. Wie das aussehen könnte, haben im Auftrag der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) jetzt drei Architekturbüros entwickelt. Die Entwürfe können unterschiedlicher nicht sein, sie sind nach Darstellung der WFB aber erst einmal nur ein "Gedankenspiel" und Anreiz für Investoren, sich selbst etwas zu überlegen.
Der Schuppen 3 sticht auf der Nordseite des Europahafens förmlich heraus. Läuft man die Promenade entlang, die mittlerweile auf anderthalb Kilometern vom Kopfende des Hafens bis zum sogenannten Landmark-Tower führt, reiht sich auf den ersten 500 Metern ein neues Bürohaus an das andere. In den Erdgeschossen Cafés, Restaurants und Geschäfte, ein bisschen Leben im Hafen und immer mehr davon. Es folgt der Schuppen 1 mit dem Restaurant "El Mundo", einer Druckerei und einer Fotoagentur. Bald eröffnet dort mit "WerderSports" Bremens größte Fitness- und Freizeitsportanlage. In den Etagen darüber werden loftgroße Wohnungen gebaut.
Schuppen 3 ist dagegen noch ein Aschenputtel, 50 Jahre alt und vergleichsweise lädiert, zumal dahinter die neue Bebauung beginnt. Sie reicht heute bis zum Landmark-Tower, rückt demnächst aber noch deutlich weiter nach Westen vor, wo gerade die Häuser des 100-Millionen-Projekts "Hafenkante" entstehen. Den Schuppen 3 nicht so liegen und nutzen zu lassen wie bisher, ist eine Konsequenz aus dieser Entwicklung. "Dieser Schuppen ist wirklich ein Schuppen", sagt WFB-Chef Andreas Heyer, "ein Geschoss, Backstein und Dach." Anders als mit Schuppen 1 könne man gerade zur Wasserseite hin nicht im Bestand bauen. Gleichzeitig solle aber der alte Charakter des Gebäudes nicht vollkommen verloren gehen. "Der Erinnerungswert soll erhalten bleiben", sagt Heyer. Möglich werde das am ehesten auf der wasserabgewandten Seite sein, wo zum Beispiel einer der Entwürfe im alten Schuppen Parkraum vorsehe. Die Lage zum Hafenbecken hin rege zu einer mutigen Architektur, meint der WFB-Chef. Etwas, was man aus einem der Architektenentwürfe tatsächlich ablesen kann.
Heyer hat keinen Zweifel daran, dass Schuppen 3 nach dem Auszug der Spedition schnell neu entwickelt werden kann: "Wir waren mit dem Projekt auf der Immobilienmesse Expo Real in München und haben viel Resonanz bekommen." Nach allem, was am Europahafen bereits passiert sei, gerade auch mit dem Schuppen 1, müsse man nicht mehr viel erklären, welches Entwicklungspotenzial auch in Schuppen 3 stecke.
Die WFB will den Schuppen vermarkten und dabei neben den Effekten für eine weitere Entwicklung der Überseestadt auch einen möglichst großen Profit erzielen. Ein naheliegender Ansatz für eine Stadt, die chronisch klamm ist. Doch es gibt für den Schuppen auch noch ein anders geleitetes Interesse. Vereine, Kammern, Firmen und Einzelpersonen, die den Arbeitskreis Kreativwirtschaft bilden, haben ein Auge auf das Gebäude geworfen. "Es gibt in der Überseestadt für junge Unternehmen nichts Bezahlbares mehr", sagt Reiner Schümer, Geschäftsführer der Dr. Hübotter Grundstücks GmbH. Der Arbeitskreis habe ein Konzept entwickelt, den Schuppen komplett zu erhalten. Eine Anschubfinanzierung, könne aus einem Topf kommen, den die Stadt der Kreativwirtschaft zur Verfügung gestellt hat. 700000 Euro für Projekte in diesem Bereich.
Unter solchen Vorzeichen, so Schümer, könne er sich einen Einstieg seiner Firma in die Entwicklung von Schuppen 3 vorstellen. "Wenn es aber heißt, wer am meisten bietet, bekommt das Gebäude, sind wir raus." Schümer und der Arbeitskreis wollen an diesem Beispiel nach eigenen Worten eine Diskussion entfachen, wie es weitergehen soll mit der Überseestadt. Sind es hauptsächlich die privaten Investoren, die den Weg bestimmen, wohlwollend begleitend von der öffentlichen Hand? Oder obsiegt auch mal ein mehr konzeptionelles Herangehen zugunsten einer unkonventionellen Lösung, die nicht allein wirtschaftlichen Gesichtspunkten genügt?
Die Dr. Hübotter Grundstücks GmbH mit dem Mäzen, Investor und Bauunternehmer Klaus Hübotter an der Spitze hatte vor gut zehn Jahren mit der Sanierung von Speicher XI den Anfang gemacht, als die Stadt mit einem Masterplan daran ging, aus dem Hafen einen neuen Stadtteil mit Wohnen und Gewerbe zu machen. Hübotter plant zurzeit das Blauhaus, ein Wohnprojekt der Blauen Karawane für Menschen mit und ohne Hilfebedarf, das auf dem Gebiet der "Hafenkante" entstehen soll. Das Unternehmen baut zudem ein Hotel in dem Gebiet und plant neben dem BLG-Forum den Speicher XI A, ein Bürogebäude mit 4500 Quadratmetern.