Das geht aus einer Mietübersicht des städtischen Gutachterausschusses für Grundstückswerte hervor, die die Werte im neuen Grundstücksmarktbericht veröffentlicht haben. Fasst man alle Stadtlagen und Mietobjekte zusammen, ergibt sich ein durchschnittlicher Quadratmeterpreis von 6,67 Euro für Bremen.
Besonders die Neustadt hat sich demnach zu einer beliebten Wohnlage entwickelt. Wer hier in eine Wohnung mit einer Größe von bis zu 50 Quadratmetern einziehen will, zahlt durchschnittlich 10,20 Euro pro Quadratmeter. Vor vier Jahren gab es den gleichen Wohnraum noch für 7,80 Euro.
Dieser Wandel überrascht die Experten nicht. In der Neustadt sind viele neue Geschäfte und Lokale entstanden, die den Stadtteil besonders für Studenten und junge Familien attraktiv machen. „Wir hatten in den vergangenen Jahren eigentlich eher das Gefühl, dass der Stadtteil preislich hinterherhängt“, sagt Ernst Dautert, Vorsitzender des Gutachterausschusses.
Insgesamt seien die Mietpreise vor allem für Erstvermietungen in Neubauten gestiegen, in der Spitze um zwei bis drei Euro. Neben der Neustadt gehöre auch die Östliche Vorstadt nach wie vor zu den Spitzenreitern. In begehrten Lagen in der Bremer Innenstadt steigen die Kaltmieten für kleinere Wohnungen stärker als für größere.
Dass die Mieten in zentraler Lage in den vergangenen Jahren angestiegen sind, bestätigt auch die Bremer Verbraucherzentrale: „Zum einen liegt es sicher darin begründet, das dort sehr viele Eigentumswohnungen neu entstanden sind, die teilweise auch als Kapitalanlage dienen“, sagt Hartmut Schwarz.
Auch der Zuzug von Geflüchteten spielt eine Rolle
Eine Vermietung von zehn bis zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter ließe sich damit mittlerweile erzielen. Die Mieten im Bestand hätten sich dagegen nicht so stark verändert. Erst bei einer Neuvermietung könnten die Mietpreise nach einer Modernisierung angehoben werden.
Der Landesverband „Haus und Grund“, der Haus-und Wohnungseigentümer berät, erklärt den Boom für die zentralen Stadtteile unter anderem damit, dass immer weniger Menschen auf ein Auto setzen und stattdessen Stadtteile bevorzugen, die sie gut mit dem Fahrrad oder Bus und Bahn erreichen können. „Sicherlich spielt auch der Zuzug von Geflüchteten nach Bremen eine Rolle“, sagt Andreas Schemmel, Vorsitzender des Bremer Landesverbandes.
Auch der Bremer Mietverein hat in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Mietpreise in Bremen anziehen. „Seit circa zwei Jahren führen wir mehr Beratungen zu diesem Thema durch“, sagt dessen Geschäftsführerin Kornelia Ahlring. Sie beobachte, dass Mieter bei einem Vertragsabschluss zu mehr Zugeständnissen als früher bereit sind, da die Vermieter aus einem größeren Pool an Interessenten auswählen könnten.
Im Vergleich zu anderen Großstädten seien die Mietpreise in Bremen jedoch moderat. Besonders günstig könne man nach wie vor im Westen und in Bremen-Nord wohnen. Dort kosten große Wohnungen im Altbau durchschnittlich 5,40 je Quadratmeter. Für die Mietübersicht haben Ernst Dautert und seine Kollegen knapp 3000 Mieten über nicht preisgebundenen Wohnraum aus den Jahren 2013 bis 2016 ausgewertet.
Von Experten seit Jahren gefordert
Die Daten stammen unter anderem aus Kaufverträgen und Abfragen bei Käufern. Mieten aus dem Geschosswohnungsbau, wie die der Gewoba, hat der Gutachterausschuss bewusst außen vor gelassen. Da viele dieser Wohnungen deutlich günstiger seien, würden sie das Ergebnis verfälschen. Dautert betont, dass die Mietübersicht des Gutachterausschusses nicht die Anforderungen eines qualifizierten Mietspiegels erfüllt.
Dieser wird von Experten seit Jahren gefordert, doch bisher weigert sich die Baubehörde. „Dabei haben wir den Eindruck, dass Mieten nicht abgefragt werden, um jemanden über den Tisch zu ziehen, sondern um einen gerechten Ausgleich für beide zu finden“, so Dautert. Bremen sei eine der wenigen Städte, die keinen Mietspiegel erstellen und pflegen lässt.
Ähnlich sieht das auch Andreas Schemmel von „Haus und Grund“: „Ein Mietspiegel würde die ganze Debatte um Mietpreiserhöhungen versachlichen und Transparenz schaffen.“ Bausenator Joachim Lohse (Grüne) hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass ein Mietspiegel dazu führen würde, dass die Mietpreise steigen. Die Erstellung eines solchen Berichtes würde die Stadt etwa 200.000 Euro kosten, die Übersicht müsste dazu alle zwei Jahre erneuert werden.